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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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dabei«, gestand Pitt. »Aber es war kein reiner Zufall. Als ich die Fährte der Coloradaner von Aberdeen aus verfolgte, war mir noch völlig unklar, was Southby dabei für eine Bedeutung hatte. Du wirst dich erinnern, daß der letzte Satz in Brewsters Tagebuch lautete: ›Wie sehr sehne ich mich danach, später nach Southby zurückzukehren.‹ Und Kommodore Bigalow hat mir anvertraut, Brewsters letzte Worte, bevor er sich in die Tresorkammer der Titanic einsperren ließ, lauteten: ›Gott sei Dank für Southby.‹ Meine einzige schwache Vermutung war, daß Southby britisch klang. So begann ich also den Weg der Bergleute so genau wie möglich nach Southampton zu verfolgen –«
    »Mittels der Gräber«, ergänzte Donner. »Ja, sie waren wie Wegweiser für mich«, bestätigte Pitt. »Hinzu kam die Tatsache, daß in Brewsters Tagebuch verzeichnet stand, wann und wo die Männer umgekommen waren. Bis auf Alvin Coulter und Vernon Hall. Wo Coulter begraben liegt, bleibt ein Geheimnis, aber Halls Grab ist hier auf dem Friedhof von; Southby.«
    »Sie haben dieses winzige Dorf auf der Landkarte entdeckt?«
    »Nein, das war ja gerade die Schwierigkeit. Ich habe den Ort auf keinem Reiseführer und keiner Landkarte finden können.
    Eigentlich wollte ich von Southampton aus schon die Postbehörde einschalten. Aber dann bemerkte ich etwa achtzehn Kilometer vor Southampton einen alten Wegweiser mit handgemalten, halb verblichenen Buchstaben. Dieser Wegweiser, der eigentlich für eine Farm bestimmt war, führte mich in das drei Kilometer entfernte Southby.«
    Sie gingen schweigend auf das Grab zu, bei dem drei Männer warteten. Zwei trugen die übliche Arbeitskleidung von Bauern und der dritte die Uniform eines Landpolizisten. Pitt machte die Männer miteinander bekannt, und Donner überreichte dem Polizisten den Exhuminierungsbefehl.
    Das Grab war mit einer Steintafel bedeckt, deren Abschluß der Grabstein bildete. Die Inschrift lautete nur:
    VERNON HALL Gestorben am 8. April 1912 R.I.P.
    Mitten in die horizontale Steintafel war ein altes Segelschiff mit drei Masten eingemeißelt.
    »… Gottlob liegt das wertvolle Erz, das wir diesem erbarmungslosen Eisgebirge entrissen haben, sicher in der Panzerkammer des Schiffs. Nur noch Vernon kann von hier aus über das grauenhafte Abenteuer berichten, denn ich werde in einer Stunde auf dem großen Dampfer der White-Star-Linie nach New York abreisen…‹«, zitierte Pitt die Worte aus Joshua Hays Brewsters Tagebuch.
    »Vernon Halls Grabkammer«, sagte Donner in verwunderter Erkenntnis. »Unser englisches Wort ›vault‹ hat ja die Doppelbedeutung von Panzerkammer oder Grabkammer. Und weil Brewster von einem Schiff berichtete, dachten wir nur an die Titanic. Dabei meinte er die Grabkammer hier unter dem eingemeißelten Schiff.«
    »Ob er uns wirklich mit diesem makabren Wortspiel in die Irre geführt hat?« fragte Sandecker gedankenvoll.
    »In wenigen Minuten werden wir es wissen«, sagte Pitt. Er nickte den beiden Farmern zu, die mit großen Brecheisen die Steintafel hochzustemmen begannen. Sobald die Steintafel beiseite geschoben war, begannen die Männer zu graben.
    »Aber warum hat er das Byzanium hier vergraben?« fragte Sandecker, immer noch skeptisch. »Warum hat er es nicht wirklich an Bord der Titanic schaffen lassen?«
    »Dafür gab es gewichtige Gründe«, erklärte Pitt. »Brewster hatte grauenhafte Erlebnisse hinter sich und war dem Wahnsinn so nahe wie neulich Gene Seagram, als er sich um die Früchte seiner Arbeit betrogen sah. Man muß sich das vorstellen.
    Brewsters Freunde waren alle ermordet worden. Er war in einem fremden Land – von gnadenlosen französischen Agenten gejagt. Vermutlich hatte sich in seinem schon halb vom Irrsinn verwirrten Gehirn die fixe Idee eingenistet, daß er das Byzanium nie mehr an Bord der Titanic schaffen könnte. Deshalb ließ er das Erz in Vernon Halls Grabkammer zurück und füllte die Erzkisten mit wertlosem Gestein. Wahrscheinlich hat er sein Tagebuch beim hiesigen Pfarrer mit der Bitte zurückgelassen, es an das amerikanische Konsulat in Southampton zu senden. Ich nehme an, Brewster hat die verschlüsselte Beschreibung des Erzverstecks gewählt, weil er in seinem damaligen Zustand von Verfolgungswahn und ausbrechendem Irrsinn sogar einem alten Dorfpfarrer nicht traute. Dabei hat er wohl gehofft, im Falle seiner Ermordung werde ein kluger Kopf in der damaligen Geheimdienstabteilung der amerikanischen Armee die wahre Bedeutung seiner
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