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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion
Autoren: Wolfgang Metzner
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Media Tower sehen konnte, waren Straßenzüge am Hafen abgeriegelt, und Mannschaftswagen mit Bereitschaftspolizisten fuhren auf, um das Sperrgebiet abzusichern. Bussungs Drohung mit der »Green Front« und der schwimmenden Bombe schien zu funktionieren. Die Angst vor dem Terror hielt die Elbmetropole im Griff.
    Noch.
    Mondrian drückte ein letztes Mal die Speichertaste, griff zum Telefon und wählte Marc Rolfes’ Nummer.
    »Wer ist da?«, stöhnte der Cop schlaftrunken.
    »Diesmal habe ich dir einen Weckruf geschickt«, sagte Mondrian so munter, wie er konnte, »per E-Mail. Einen Text über Terroristen. Schau einfach mal rein.«
    Es dauerte genau einundzwanzig Minuten, bis der Ressortleiter zurückrief. »Mann, so eine Scheißgeschichte.«
    »Mhm«, machte Mondrian nur. »Soll ich sie woanders anbieten?«
    »Nein, natürlich nicht! Ich meine, Scheißgeschichte für uns, dass Nadja Polanski im letzten Heft über die Leute in der Schanze das Gegenteil geschrieben hat.«
    »Mhm«, machte Mondrian wieder, »ich hab euch gewarnt.«
    »Ein paar Leute aus der Redaktion werden sich wohl bei dir entschuldigen müssen«, sagte Rolfes kleinlaut, »ich inklusive.«
    »Das kann warten. Aber die Geschichte muss raus. Die Nachricht von Bussungs Festnahme läuft uns weg, wenn wir nicht schnell damit erscheinen.«
    »Schon kapiert. Online first. Klick mal in ein paar Minuten unsere Homepage an. Da wirst du deine Story finden, Buchstabe für Buchstabe. Ich hab schon alles zum Sitemacher geschickt.«
    »Hättest du nicht erst mal Grosser fragen müssen? Soweit ich mich erinnere, ist er der Chefredakteur.«
    »Mal abwarten, wie lange noch.« Mondrian hörte, wie Rolfes eilig ein Getränk schlürfte. »Bin schon unterwegs in die Redaktion. Wenn heute was in Hamburg explodiert, wird es deine Story sein.«
    Mondrian war überrascht, dass er kein Triumphgefühl empfand, als er den Hörer auflegte und sich zurücklehnte. Vielleicht würde das später kommen. Im Augenblick spürte er eher, wie sich dumpfe Benommenheit über ihn stülpte, als würde ein Bergsteiger auf dem Gipfel von einer Wolke eingehüllt. Vielleicht hatte ihn das erfasst, was ihm ein Banker nach dem Hype eines Börsengangs als »Post-closing-Blues« beschrieben hatte, diese feine Melancholie, wenn alles vorbei ist. Wahrscheinlich stürzte sein Adrenalinspiegel gerade auf ein Allzeittief.
    Als er seine Augen kaum noch offen halten konnte, schreckten ihn plötzlich die Gedanken an Bussungs letzte Worte im Hafen hoch. Hatte der Staatssekretär nicht gesagt, dass er Ricarda Walde schön grüßen solle, bevor er seine Killer auf ihn losließ? Was hatte das zu bedeuten gehabt?
    Unruhig holte er ihre Hotmail-Adresse hervor, die er aus Koh Phangan mitgebracht hatte. Der Zettel war aufgeweicht, aber noch lesbar. Er konnte probieren, sie per Chat zu erreichen. Ohne viel Hoffnung schickte er ihr eine Kontaktanfrage.
    Nicht einmal fünf Minuten später war sie mit einem Smiley online.
    glück gehabt. du hättest mich fast nicht mehr erwischt.
    echt schön, dich wieder zu treffen. wenn auch nur in dieser elektronischen kiste.
    besser als in einer holzkiste.
    wieso? was ist passiert?
    hatte einen tauchunfall, in 55 metern tiefe. plötzlich keinen sauerstoff mehr. musste viel zu schnell wieder hoch.
    warum?
    jemand muss an meiner Ausrüstung gefummelt haben. das atemgerät war beschädigt.
    wer könnte das gewesen sein?
    hier sind eine weile lang zwei merkwürdige fremde rumgeschlichen. dann plötzlich abgehauen.
    erinnert mich verflucht an rainbow warrior, auckland. und wie geht es dir jetzt?
    ganz okay, nach fünf stunden in der dekompressionskammer.
    Mondrian atmete tief durch. Die Erleichterung machte endgültig der Erschöpfung Platz. Er musste sich konzentrieren, um überhaupt noch die richtigen Tasten zu treffen.
    hatte auch tauchunfall. und habe das hier geschrieben.
    Er klickte ihr seine Geschichte rüber und tippte noch:
    du hast mir gefehlt, ricarda. mail mir ein neues foto von dir. habe nur dieses verbrecherbild auf dem handy.
    musst du dir schon persönlich abholen. Wieder ein Smiley.
    später. muss jetzt erst mal in den ruhezustand.
    Er fuhr den Laptop herunter und ging in das Zimmer von Bruno Wunder. Dort bahnte er sich einen Weg durch das Chaos aus Zeitungsstapeln, Notizzetteln, Bücherhaufen und halb leeren Wasserflaschen.
    Bis zu der schwarzen Liege.
    Er merkte nicht mehr, dass Wunder vergessen hatte, das Radio abzustellen. Hörte nicht, wie ein Nachrichtensprecher
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