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Gruene Armee Fraktion

Gruene Armee Fraktion

Titel: Gruene Armee Fraktion
Autoren: Wolfgang Metzner
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übertrieben, nennen Sie das?« Mondrian ballte die Hände in den Taschen. »Und was ist mit dem toten Atomingenieur und dem traumatisierten Mädchen?«
    »Sicher, bedauerliche Opfer. Kollateralschäden. So würde man das in einem Krieg wohl nennen. Und, verdammt noch mal, wir sind in einer neuen Form von Krieg!«
    Bussungs Stimme, immer heiserer geworden, wurde vom Quietschen einer Stahlwinde verschluckt. Im Halbdunkel sah Mondrian, wie das Gesicht des Staatssekretärs zu einer Fratze gerann, unwirklicher als die Masken an seiner Wand.
    »Sie müssen verrückt geworden sein, wenn Sie glauben, dass ich diesen Wahnsinn decke.« Angewidert schüttelte er den Kopf und trat zwei Schritte zurück. »Es ist höchste Zeit, dass dieses Komplott enthüllt wird, ehe es noch mehr Tote gibt.«
    »Nun ja, schade«, sagte Bussung nach kurzem Zögern. Er sah fast so aus, als sei er wirklich enttäuscht. »Sie hatten die Wahl, aber ich habe befürchtet, dass Sie nicht der richtige Mann für uns sind. Auch wenn wir Sie extra an die ganze Sache herangeführt haben.«
    Herangeführt? Vor Mondrians innerem Auge blitzte der Termin beim Hamburger Verfassungsschutz auf. Die Szene, als Schirra ihn absichtlich den Aktenvermerk hatte lesen lassen. Das Handy-Foto von Ricarda Walde.
    »Sie hatten eine riesige Chance, aber Sie haben sie vermasselt.« Bussungs Ton wurde härter, genau wie seine Miene. »Und Sie glauben doch nicht, dass ich einfach warte, bis Sie in Ihrem Scheißblatt schreiben, was ich Ihnen anvertraut habe. Sehen Sie diese Maschinen hier?«
    Er drehte sich zu den rollenden Ungetümen mit mannshohen Reifen um, die entladene Container von den Brücken zu den Stellplätzen beförderten. Wie von Geisterhand bewegten sich die unbemannten Fahrzeuge über das menschenleere Areal, fuhren plötzliche Kurven, wichen sich im letzten Moment gegenseitig aus.
    »Großartig, diese computergesteuerten Kerle. Aber nicht ganz ungefährlich. Damit kann leicht mal ein Unfall passieren, besonders in einer Nacht wie dieser.« Bussung wandte sich ab und schlug den Kragen hoch. »Fahren Sie zur Hölle. Und schöne Grüße an Ricarda Walde. Sie werden sich demnächst sehen!«
    Mondrian entging nicht die winzige Bewegung, als Bussung einen Daumen senkte und zu seinen Begleitern schaute. Für einen endlos scheinenden Moment erstarrte er. Dann jagte eine heißkalte Welle der Angst durch seinen Körper. In Panik blickte er um sich. Suchte eine Lücke zwischen den Männern, die näher kamen. Drehte sich um. Sah den einzigen Fluchtweg, der ihm blieb.
    Er rannte los. Wäre fast gestolpert, als ein unbemannter Transporter seine Bahn kreuzte. Hetzte hinter ihm her, holte ihn ein und konnte aufspringen. Das verschaffte ihm einen Vorsprung vor den Männern, die inzwischen auch losgesprintet waren. Doch nach hundert Metern rutschten seine Finger an dem nassen Stahl ab, und er stürzte der Länge nach auf den Asphalt. Aus den Augenwinkeln sah er das nächste Ungetüm auf sich zukommen, warf sich zur Seite, spürte einen Luftzug. Das tonnenschwere Gerät hatte ihn nur um Zentimeter verfehlt.
    Mit aufgerissenen Händen lag er bäuchlings in einer Pfütze, aber ihm blieben nicht einmal Sekunden, um zu Atem zu kommen. Zwei Muskelmänner spurteten auf ihn zu. Er stemmte sich hoch und lief, so schnell er konnte, zu einem weiteren Fahrzeug, um dahinter zu verschwinden. Aber es fuhr eine jähe Kurve und ließ ihn ohne Schutz stehen. Hektisch schaute er um sich. Kein Helfer in Sicht, der Tower zu weit weg, um dorthin zu flüchten, alle Richtungen zur Landseite von den schwarzen Jägern verstellt.
    Ihm blieb nur noch ein Ausweg. Er wandte sich wieder zum Wasser und hastete, nach Luft ringend, zurück zur Kaimauer. Vielleicht konnte er die Containerbrücke bei der »Kowloon« erreichen und sich darauf retten. Als er auf den Kran zusprintete, hörte er auf einmal einen Knall. Nicht das dumpfe Poltern eines Containers, sondern einen trockenen Laut, wie einen Peitschenschlag. Und das Flirren einer Kugel, die auf Metall getroffen war. Der Querschläger musste vor ihm von einem Pfeiler abgeprallt sein.
    Sobald er den Fuß der Containerbrücke mit ihren großen Rädern erreicht hatte, warf er sich dahinter. Er beobachtete, wie einer der Männer stehen blieb und erneut auf ihn anlegte. Geduckt wartete er, bis der Schuss abgefeuert war, dann kletterte er keuchend die Leiter zur Ladeplattform hoch. Er wusste, dass die Metallstreben dort nicht viel Deckung boten, aber er konnte nur noch
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