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DEAD SHOT

DEAD SHOT

Titel: DEAD SHOT
Autoren: Jack Coughlin
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Kapitel eins
    Die Grüne Zone
Bagdad, Irak
    E s war nur eine Frage des Abwartens. Juba war gut im Warten. Geduld gehörte für ihn zum Handwerkszeug, wie für alle Scharfschützen. Die irakische Wüstensonne briet ihn und dörrte ihn aus, und dennoch blieb seine Seele gefasst. Ruhe und Trost bezog er aus den Anweisungen seiner zwei Väter und dem sicheren Wissen, dass die Jagd begonnen hatte. Erneut war er das Schwert des Propheten. Gott ist groß! , flüsterte er und fühlte sich gleich schuldig, da er das Gelübde gebrochen und die Worte der Lobpreisung ausgesprochen hatte.
    Seit drei Tagen hockte er nun schon in dem Loch. In der größten Hitze des glühenden Nachmittags boten nur einige Büsche etwas Schatten. Gesicht und Nacken waren verbrannt von der Sonne. Seine Rationen teilte er sich genau ein und aß und trank nur gerade so viel, um am Leben zu bleiben. Die letzte Schokolade seiner Marschverpflegung hatte er gegessen, am Vortag den Rest Wasser aus den Feldflaschen getrunken. Er hatte Hunger. Der Durst riss an seiner Kehle. Gut so.
    Während der ganzen Zeit waren keine fünfzig Meter entfernt immer wieder Fahrzeuge am Versteck vorbeigefahren. Gelegentlich war in der Ferne eine Detonation zu hören gewesen. Jeden Morgen fuhr eine amerikanische Patrouille vorbei und wirbelte Staubwolken auf. Wenn er gewollt hätte, hätte er jederzeit Hilfe bekommen können. Aber er wollte es nicht.
    Als am vierten Morgen nach Sonnenaufgang die Temperatur erneut anstieg, sah er in der Ferne die Staubwolken der herannahenden Patrouille. Kein Wunder, dass man die Amerikaner so einfach aus dem Hinterhalt überfallen konnte. Er kroch aus seinem Versteck, verwischte die Spuren seines Aufenthalts mit Zweigen eines Buschs und taumelte zur Straße. Inzwischen war das Fahrzeug mit bloßem Auge auszumachen, und das bedeutete, dass die Soldaten ihn inzwischen auch sahen: einen schwankenden Soldaten, allein in der Wüste.
    Er nahm die Hände hoch, als wollte er sich ergeben, und wartete auf das erste Bradley Fighting Vehicle, dessen Kaliber-.50-Maschinengewehr in der Sonne aufblitzte. Dann brach er zusammen. Ein Leutnant der 1. US Cavalry Division erkannte sofort das Tarnmuster der Uniform und das abgetragene Barett des britischen Soldaten und sprang vom Schützenpanzer, um zu helfen. Zwei Mann zogen den bewusstlosen Mann in den Schatten des großen Fahrzeugs.
    Der Schweiß lief ihm über das staubige Gesicht, Dreck klebte an der verschmutzten Uniform. Als die Soldaten ihm ein wenig Wasser in den Mund träufelten, griff der Mann gierig nach der Feldflasche. Der Amerikaner zog sie jedoch zurück. »Langsam, Junge. Einen Schluck nach dem anderen. Du bist bald wieder okay.« Er bot ihm noch einen Schluck an. Ein Sanitäter verteilte eine kühlende Salbe auf dem sonnenverbrannten Gesicht, dem roten Nacken und den Händen.
    Juba antwortete langsam mit britischem Akzent und erklärte stockend, sein Scharfschützenteam sei vor etwa einer Woche entdeckt und sein Assistent im nachfolgenden Kampf getötet worden. Daraufhin sei er den Aufständischen entkommen, habe an diesem Tag die Straße gefunden und sei endlos lange gelaufen, da er hoffte, dass die Alliierten ihn noch vor den Aufständischen finden würden. Die Amerikaner bemerkten indes nicht, dass der erschöpfte Mann sowohl die Uniform als auch das Gewehr einem britischen Soldaten abgenommen hatte, den er außerhalb von Basra getötet hatte.
    Als ein Hubschrauber eintraf, konnte Juba schon wieder aus eigener Kraft stehen, bedankte sich bei den amerikanischen Soldaten und kletterte in die Maschine. Dreißig Minuten später setzte der Helikopter auf der Landefläche eines Militärhospitals innerhalb der Grünen Zone Bagdads auf. Dort warteten schon Sanitäter mit einer Trage, aber Juba bedeutete den Männern, dass er lieber gehen wolle. Man führte ihn in einen kühlen Korridor und schließlich in einen großen klimatisierten Raum, in dem andere Soldaten auf Pritschen lagen. Eine Krankenschwester half ihm aus der Uniformjacke und legte einen Tropf an, damit der dehydrierte Körper langsam und gleichmäßig mit Nährlösung versorgt wurde. Juba war so lange in der Hitze gewesen, dass ihm aufgrund der kühlen Flüssigkeit, die direkt in seine Venen lief, und der Klimaanlage fröstelte. Er begann zu zittern, als sei ihm furchtbar kalt. Die Krankenschwester stufte die Reaktion als normal ein und legte dem Patienten gerade eine Decke um die Schultern, als ein Arzt hinzutrat, um nach ihm zu sehen.
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