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Gletschergrab

Gletschergrab

Titel: Gletschergrab
Autoren: Arnaldur Indridason
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ausschließlich dem amerikanischen Militär zur Verfügung stand, das in Keflavík stationiert war.
    Als die Maschine zum Stillstand kam, öffnete sich die Heckrampe, und die Mannschaft, die aus geheimen militärischen Spezialeinheiten zusammengestellt worden war, strömte heraus.
    Sie begannen sofort, das Flugzeug zu entladen. Leistungsstarke Motorschlitten, Raupenfahrzeuge, Skiausrüstung; die gesamte Ausrüstung, die für eine Gletscherbegehung benötigt wurde.
    Fünfzehn Minuten nachdem das Flugzeug auf der Landebahn aufgesetzt hatte, verließ der erste mit der Ausrüstung beladene Lkw der Spezialeinheiten den Flughafen in Keflavík, bog zunächst auf die Straße nach Reykjavik ein und nahm dann die südliche Route zum Vatnajökull.
    Bei dem Lastwagen handelte es sich um ein deutsches Fabrikat, einen Mercedes Lkw, der keinerlei Aufschrift trug und ein isländisches Nummernschild hatte. Er sah aus wie jeder andere Sattelschlepper mit Anhänger, der über die Landstraßen fuhr, ohne Aufsehen zu erregen. Insgesamt nahmen vier Laster verschiedener Fabrikate die Fracht aus der C-17 auf, während die Maschine am Ende der Landebahn wartete. Die Trucks verließen den Flugplatz Keflavík im Halbstundentakt und mischten sich unauffällig unter den Verkehr.
    Im letzten Wagen saß Ratoff, der die Expedition anführte. Der Befehlshaber der amerikanischen Streitkräfte auf Island, ein 26

    Admiral, hatte ihn auf dem Flugplatz in Empfang genommen. Er war über Ratoff informiert und hatte Anweisung bekommen, Sattelschlepper zu beschaffen und keine Fragen zu stellen. Der Admiral war wegen eines Skandals, bei dem es um Depotdiebstahl großen Stils auf einer Militärbasis in Florida ging, auf diesen Außenposten nach Island versetzt worden. Er besaß genug Verstand, nicht nach Einzelheiten zu fragen, konnte sich aber nicht gänzlich zurückhalten. Er wusste von dem Wirbel, den dieser Fleck auf dem Gletscher 1967 verursacht hatte, kannte die Geschichten, die sich darum rankten, und nach der Ausrüstung der Spezialeinheiten zu urteilen, war jetzt etwas Ähnliches im Busch wie vor zweiunddreißig Jahren: eine Gletscherexpedition.
    »Brauchst du vielleicht unsere Hubschrauber?«, fragte er, als er neben Ratoff stand und beim Entladen der Frachtmaschine zusah. »Wir haben neue Pavehawk-Hubschrauber auf der Basis.
    Die können Berge versetzen …«
    Ratoff war um die fünfzig und wurde schon grau an den Schläfen. Er war klein und schmal, mit slawisch anmutenden Gesichtszügen und kleinen, fast schwarzen Augen. Er trug einen dicken weißen Winteroverall und Bergstiefel. Den Admiral würdigte er keines Blickes.
    »Besorg uns, was wir brauchen, und lass uns ansonsten in Ruhe«, sagte er und ließ den Admiral stehen.
    Zwei Tage waren vergangen, seit der Punkt auf dem Satellitenbild aufgetaucht war, und seitdem hatte Carr die Hände nicht in den Schoß gelegt. Die C-17 wartete laut Plan abrufbereit auf dem Flugplatz in Keflavík, bis die Operation beendet war.
    Acht bewaffnete Posten würden Tag und Nacht Wache stehen.
    Mit an Bord war General Immanuel Wesson, der mit einem Trupp von zehn Mitgliedern der Spezialeinheiten das Kommando über die Botschaft in Reykjavik übernehmen sollte.
    Der Botschafter und seine engsten Mitarbeiter wurden in Urlaub geschickt.
    27

    Schneeregen hatte eingesetzt, und der schwere, nasse Schnee legte sich wie ein dicker Teppich über Islands Süden und Südosten. Die Scheibenwischer der Sattelschlepper kamen nicht dagegen an. Bis nach Hveragerði und Selfoss, den ersten Ortschaften nach Reykjavik, herrschte dichter Verkehr, aber weiter östlich hatten sie freie Fahrt. Die Lastwagen hielten auf der ganzen Strecke den gleichen Abstand. In tiefster Dunkelheit und dichtem Schneefall passierten sie Hella und Hvolsvöllur, zwei kleine Orte im südwestlichen Tiefland, und fuhren dann weiter über Vík í Mýrdal nach Kirkjubæjarklaustur. Danach überquerten sie die Brücken über die Gletscherflüsse auf dem Skeiðará-Sander. Nirgendwo fielen sie besonders auf.
    Güterverkehr auf dem Land war nichts Besonderes.
    Ratoff wusste, worum es ging, und war recht genau über den Truppentransport 1967 in Kenntnis gesetzt worden. Es war das zweite Mal, dass wegen des Flugzeugs auf dem Gletscher Vatnajökull eine Expedition dieser Größenordnung stattfand. Er wusste, dass der Gletscherfluss Skeiðará damals noch nicht überbrückt gewesen war und dass sie sich damals über schlechte Schotterpisten durch Nordisland hatten
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