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Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Eine Spur von Lavendel (German Edition)

Titel: Eine Spur von Lavendel (German Edition)
Autoren: Susanne Schomann
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1. KAPITEL
    Einige Monate zuvor
    D ie Beisetzung von Oberkommissar Frank Michaelsen fand an einem regnerischen Freitag im April statt. Der düstere wolkenverhangene Himmel ließ kein einziges Fleckchen Blau erkennen und bot somit dem traurigen Anlass eine passende Kulisse.
    Alexander Hellberg fragte sich im Stillen, warum es gerade bei Trauerfeiern und Beerdigungen so häufig regnete. Er schüttelte sich leicht und schlug fröstelnd den Kragen seines dunkelgrauen Trenchcoats hoch, bevor er einem älteren Kollegen dankbar zunickte, der ihm freundlicherweise ein Plätzchen unter seinem Schirm zugestanden hatte. Alexanders aufmerksamer Blick glitt unauffällig über die Trauernden hinweg, die hier zusammen mit ihm am offenen Grab standen. Die meisten von ihnen hielten die Köpfe gesenkt und blickten noch immer hinab in das frustrierende Erdloch, in dem gerade eben erst der Sarg mit den sterblichen Überresten von Frank Michaelsen verschwunden war.
    Wenn man einmal von der Gruppe der Kollegen und einigen Offiziellen absah, war die eigentliche Trauergesellschaft nicht besonders groß. Franks Familie war überschaubar. Zwei Gesichter der Angehörigen waren Alexander sogar recht vertraut, obwohl er sie schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Er erkannte Franks älteren Bruder Walter und auch die Mutter der beiden sofort wieder.
    In früheren Jahren war Alexander sehr häufig und immer wieder gern bei Anneliese Michaelsen zu Gast gewesen – damals, als Frank noch sein Freund gewesen war. Doch wenn er jetzt an diese Zeit zurückdachte, kam es Alexander fast so vor, als hätte es diese Freundschaft nur in einem anderen, fernen Leben gegeben. In seinem Kopf schien er wahre Ewigkeiten überbrücken zu müssen, um sich an diese aufregenden Zeiten mit Frank erinnern zu können. Nicht zuletzt deshalb hatte er es in den letzten Jahren auch nie mehr wirklich versucht.
    An einem Tag wie heute lag die Sache jedoch anders.
    Die Erinnerungen stellten sich ganz von allein ein, und obwohl er hier am Grab seines ehemaligen Freundes stand, fühlte Alexander sich plötzlich irgendwie jung – jung und auf eine nahezu beklemmende Weise sogar ein wenig unbeschwert.
    Achtzehn Jahre, Frank!
    An einem trüben Montagmorgen vor achtzehn Jahren hatten sich Alexander Hellberg und Frank Michaelsen kennengelernt. Es war ihr erster gemeinsamer Tag auf der Polizeischule gewesen. Und bereits an diesem ersten verregneten Montag hatten sie entdeckt, dass sie sich in sehr vielen Bereichen des Lebens auf eine ganz eigentümliche Art ergänzten.
    Über zwei Jahre lang waren sie dann zusammen um die Häuser gezogen, hatten sich beinahe jeden Tag gesehen, wenn ihr Dienst es zugelassen hatte.
    Sie hatten Spaß gehabt, sogar eine Menge Spaß!
    Bis zu jenem Tag, an dem Frank Michaelsen sich aus irgendeinem Grund entschlossen hatte, genau das wieder zu ändern. Praktisch über Nacht hatte er sich immer mehr zurückgezogen, und Alexander war noch zu jung, zu stolz und auch zu tief verletzt gewesen, um seinen Freund nach dem Grund zu fragen. Also hatte er es nur stillschweigend hingenommen, und ihre Freundschaft zerbrach ebenso schnell, wie sie gut zwei Jahre zuvor entstanden war.
    Einige Jahre später hatte der Beruf sie dann doch noch einmal zusammengebracht, denn sie waren inzwischen beide als junge Kommissare bei der Kriminalpolizei gelandet. Zu jener Zeit bekamen sie es unerwartet mit dem gleichen Fall zu tun, für den man eine Sonderkommission eingerichtet und Beamte aus verschiedenen Abteilungen zusammengezogen hatte.
    Damals, in der eher kurzen Zeit ihrer äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit, hatte er auch erfahren, dass Frank inzwischen geheiratet hatte und sogar Vater einer kleinen Tochter geworden war. Persönlich kennengelernt hatte er Franks Familie allerdings nie. Ihre neue Beziehung war rein beruflich geblieben, und nach der Auflösung der Sonderkommission hatten sich ihre Wege sofort wieder getrennt.
    Und jetzt war Frank Michaelsen tot.
    Er war regelrecht hingerichtet worden.
    Irgendjemand hatte Frank die eigene Dienstwaffe in den Nacken gedrückt und ihm eine Kugel in den Hinterkopf verpasst.
    Diese grausame Tatsache führte sie nach all der Zeit erneut zusammen, denn Alexander arbeitete seit fünf Jahren bei der Hamburger Mordkommission.
    Nein, der brutale Mord an Frank Michaelsen war nicht sein Fall. Obwohl er offiziell sogar zur Bereitschaftsgruppe gehörte, die den Fall Michaelsen bearbeitete, hatten seine Vorgesetzten es bisher verstanden,
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