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OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)

Titel: OCCUPY - Verschwörung aus dem Dunkeln (Gesamtausgabe)
Autoren: Felix G. Kraft
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Kapitel 1
    Die Tunnelfräse bohrte sich durch das Erdreich. Schicht für Schicht trug sie den kalkhaltigen Boden unter dem direkt neben dem Bahnhof gelegenen Stadtpark ab. Auf diese Weise fraß sich das über 2000 Tonnen schwere Gerät jeden Tag sechs Meter in Richtung Flughafen Fildern voran. Die Ziele waren ehrgeizig. Nach den lang anhaltenden Protesten der Bevölkerung wollte die Bauleitung unbedingt verlorene Zeit aufholen. Schließlich sollte Stuttgart 21, der tiefer gelegte Bahnhof der Schwabenmetropole, trotz aller Verzögerungen im Vorfeld im Jahr 2019 fertig werden. Doch bis dahin blieben nur noch knapp acht Jahre.
     
    Die Fräse war eine unförmige, graue, 400 Meter lange Maschine, die mit ihrem schnell rotierenden Bohrkopf auch härtesten Stein durchdringen konnte. So gegen 18 Uhr, kurz vor Schichtende nahmen die Bauarbeiter unter Tage einen ohrenbetäubenden Lärm wahr. Es klang als wollte man mit einem Steinbohrer in einer Neubauwohnung ein Regal aufhängen – nur tausendmal lauter. Die ganze Maschine begann zu vibrieren, das Erdreich bebte. Ein Arbeiter mit lehmverschmiertem schwarzen Gesicht und einem gelben Helm hastete in großen Schritten den nur notdürftig beleuchteten Tunnel zurück, um den Bauleiter zur Maschine zu holen. Als der, in eine abgewetzte grüne Barbourjacke gekleidete, Ingenieur zusammen mit dem hektisch nach Luft hechelnden Arbeiter an der Maschine eintraf, kam ihnen eine dichte weiße Wolke von feinem Staub entgegen. Der Lärm entsprach dem eines startenden Düsenflugzeugs, es war nicht auszuhalten. Bauleiter Fritz Häberle, ein großer Mann Ende 40 mit dichten grauen Haaren, hielt sich angewidert die Ohren zu.
     
    „Was ist denn hier los?“, schrie er mit leicht singender schwäbischer Betonung gegen den Lärm einem der Arbeiter entgegen. Nach einem Stoßhusten entgegnete der Angesprochene: „Hier ist gerade die Hölle los.“
    Häberle entgegnete ungerührt: „Ja das sehe ich. Dieses durchdringende Geräusch, dieser scheiß Staub: Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen wir sind auf Beton gestoßen.“
    Ein Mann vom Bedienpersonal der Fräse stellte klar: „Ja, aber hier ist nichts eingezeichnet. Hier unten dürfte nichts sein außer Sand und Gestein und vielleicht ein paar Wurzeln von den alten Bäumen aus dem Stadtpark.“
    Häberle stemmte die Arme in die Hüften: „Ich kenne die Pläne auch, aber dieser feine, pulvrige Nebel, der an der Bohrspitze vorbei aus dem Bohrloch schießt, sieht aus, riecht und schmeckt wie Beton.“
    In diesem Moment veränderte sich das Geräusch, so als würde man einen Bohrer durch harten Stahl treiben.
    Der Bauleiter musste aus Leibeskräften schreien, um den schrillen Lärm zu durchdringen: „Karten hin, Karten her. Wir sind hier auf irgendetwas gestoßen was nicht eingezeichnet ist. Vielleicht ein Bunker aus dem Krieg oder eine Zisterne“, hechelte der inzwischen vollständig in dichten weißen Staub eingehüllte Bauleiter. Seine Sonnenbank-gebräunte Stirn legte sich dabei in Falten. Für einen Moment flogen hellrot glühende Funken aus dem Bohrloch. Die Szenerie hatte etwas gespenstisches. Danach wurde der Ton wieder dumpfer. Während sich der lindwurmartige stählerne Bohrer langsam weiter voran fraß, konnten die schwer atmenden Männer durch die dichten Nebelschwaden aus weißem Feinstaub eindeutig die graue, poröse Struktur einer mindestens einen Meter starken Stahlbetonwand entdecken.
    Nach gut zehn Minuten wich das markerschütternde Jaulen einem sonoren Motorgeräusch und der Boden hörte auf zu beben.
    Häberle herrschte das Personal an: „Stop, halten Sie sofort den Bohrer an! Wir sind auf einen Hohlraum angestoßen. Wer weiß was da drinnen ist. Sofort anhalten.“ Die vom Staub leicht heisere Stimme des Bauleiters war kurz davor, sich zu überschlagen.
    Der Maschinenführer zog an einem großen Hebel. Ein Zittern ging durch das Bohrgerät. Mit einem Ruck und einem lauten metallischen Geräusch verstummte der Antrieb und der Bohrkopf lief aus. Nun war die Gruppe von Männern allein mit sich und dem Qualm. Es herrschte Stille. Zumindest im ersten Moment, denn die Ohren der Arbeiter waren noch immer ganz betäubt vom Maschinenlärm. Erst nach kurzer Zeit nahmen sie die vergleichsweise zarten Töne einiger Wassertropfen war, die von der Decke herab kamen, begleitet von einigen kleineren Steinchen und Betonbrocken, die von den Tunnelwänden herabkullerten.
    Der Bauleiter fuchtelte wild mit den Händen: „Los,
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