Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
Vom Netzwerk:
lassen sollte, kam ein weiterer Streifenwagen mit alten Bekannten den Waldweg entlanggeholpert: Christian Berger und seine Kollegin. Hatte der Einsatz mit den beiden unwilligsten Streifendienstlern der PI Ost begonnen, so wurden diese jetzt durch zwei äußerst engagierte und fähige Kollegen abgelöst. Mit einem Schlag verbesserte sich Hackenholts Laune um ein Vielfaches.
    »Tut mir leid, dass wir nicht nahtlos an unsere Vorgänger anknüpfen konnten«, entschuldigte sich Berger zur Begrüßung, »aber wir wurden auf dem Weg durch einen Unfall aufgehalten.«
    Hackenholt setzte die beiden grob über das Geschehene ins Bild und bat sie, zu Christine Mur in den Wald zu gehen. Schließlich musste die nähere Umgebung noch nach den Plastiktüten des Obdachlosen abgesucht werden. Dann wandte sich der Hauptkommissar endlich dem noch immer geduldig wartenden Hundebesitzer zu.
    »Kommen Sie, setzen wir uns in mein Auto, dort tue ich mich mit dem Schreiben leichter. Und dann erzählen Sie mir mal, wie es kam, dass Sie den Mann gefunden haben.«
    »Ich war mit Niko, meinem Hund, unterwegs«, erklärte der Rentner. »Seit ich in Pension bin, machen wir oft lange Spaziergänge. Und bevor Sie fragen: Niko war nicht angeleint. Er ist ein braves Tier, tut keiner Menschenseele was zuleide – und auch keinem Eichhörnchen. Außerdem hört er eigentlich immer aufs Wort. Aber heute ist Niko plötzlich ins Dickicht gerannt und hat ganz schauerlich zu bellen und winseln angefangen. Also bin ich hinterher, und da lag der Tote. Ich habe ihn natürlich nicht angefasst, sondern Niko schnell angeleint und auf den Weg zurückgezerrt. Anschließend habe ich mit meinem Handy den Notruf gewählt. Es war gar nicht einfach zu beschreiben, wo genau ich mich im Wald befand. Der Mann am Telefon hat sich nicht besonders gut ausgekannt und musste ewig in seinem Computer suchen. Na, und dann hat die Warterei begonnen, bis alle nacheinander eingetrudelt sind.«
    »Kommen Sie öfter hier vorbei?«
    Der Mann nickte. »Das ist quasi unsere Hausstrecke. Wir wohnen dahinten in Mögeldorf am Waldrand.« Er deutete mit der Hand aus dem Seitenfenster.
    Unwillkürlich folgte Hackenholt mit seinem Blick der Richtung, in die der Spaziergänger zeigte, sah aber, wie nicht anders zu erwarten, nur Wald. Rasch machte er sich eine Notiz auf dem Schreibblock: Er musste sich das Gelände unbedingt auf der Karte ansehen, um ein Gefühl für die Entfernungen zu bekommen.
    »Wann sind Sie zum letzten Mal hier spazieren gegangen?«
    »Ach, das ist schon eine ganze Weile her.« Der Mann hielt inne und dachte kurz nach. »Gut und gerne zwei Wochen. Erst war ich krank. Hatte mir eine dieser Magen-Darm-Geschichten eingefangen und bin fast eine Woche lang nicht aus dem Haus gekommen. Ich kann Ihnen sagen …« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Und dann gab es ja dieses Unwetter, wo es so schlimm geregnet hat und sämtliche Keller vollgelaufen sind. Da wird das Gebiet hier zur reinsten Seenlandschaft. Seien Sie bloß froh, dass das schon alles versickert ist, sonst hätten Sie so hohe Gummistiefel gebraucht, wie sie Angler beim Fliegenfischen tragen, wenn sie sich mitten in einen Fluss stellen.«
    »Und als Sie zuletzt hier waren, ist Ihnen da schon etwas aufgefallen? Wollte der Hund vielleicht ins Gebüsch laufen?«
    »Nein, da war nichts. Nicht wahr, Niko?« Er beugte sich zu dem vor der offenen Autotür sitzenden Hund und streichelte ihm über den Kopf. »Da ist er einfach nur durch den Wald gesprungen.«
    Nachdem sich Hackenholt noch die Personalien des Rentners notiert hatte, verabschiedete er ihn, und der Senior zog mit seinem noch immer angeleinten Hund von dannen. Der Kriminalhauptkommissar stieg wieder aus dem Auto und machte sich auf den Weg zurück in den Wald.
    »Brauchst du mich hier noch?«, fragte er Christine Mur ein paar Minuten später.
    Sie schaute erstaunt auf. »Nein. Was sollte es hier für dich noch zu tun geben?«
    Auf dem Weg ins Büro hielt Hackenholt an einer Imbissbude in der Ostendstraße und bestellte sich eine Pizza zum Mitnehmen, da die Kantine des Polizeipräsidiums am Wochenende geschlossen blieb. Er konnte sich allenfalls in die davor gelegene Cafeteria setzen, die sowieso nur aus ein paar Tischen und einem Süßigkeitenautomaten bestand, und einen Schokoriegel essen – aber darauf konnte er gerne verzichten.
    Mit dem Pizzakarton bewaffnet ging er in sein Büro im zweiten Stock. Zugegeben, die Pizza schmeckte wohl vor allem deswegen so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher