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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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kümmert sich um den Mann?«, fragte Hackenholt irritiert. Das lethargische Verhalten des Kollegen ärgerte ihn.
    Der junge Streifenbeamte zuckte nur mit den Schultern. »Ich nehme an, die von der Spurensicherung.«
    »Ich meine nicht den Toten, sondern den Spaziergänger! Wer kümmert sich um den? Das ist wohl kaum Aufgabe der Spurensicherung!«, fauchte Hackenholt. »Vielleicht hätten Sie jetzt endlich die Güte auszusteigen, Herr Kollege, und mich zum Fundort zu bringen. Und Sie«, wandte er sich an den im Fahrersitz lümmelnden zweiten Beamten, »kümmern sich schleunigst um den Zeugen, den Sie bislang so sträflich vernachlässigt haben!«
    Unbewusst war er dazu übergegangen, die Kollegen zu siezen. Nun trat er einen Schritt vom Auto zurück und sah die beiden auffordernd an, weshalb ihm auch nicht der vielsagende Blick entging, den sie sich gegenseitig zuwarfen, wobei der Jüngere entnervt die Augen verdrehte. Hackenholt beschloss, es dieses Mal nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern eine offizielle Beschwerde zu schreiben. Immer wieder gab es mit den Kollegen von der PI Ost Probleme. Stand die PI West im Ruf, äußerst gewissenhaft und exakt zu arbeiten, stand die PI Ost im genau gegenteiligen. Nein, das stimmte so nun auch wieder nicht. Er durfte nicht anfangen zu verallgemeinern. Es gab nur ein paar einzelne Beamte, die immer wieder Sand ins Getriebe streuten und damit ihre gesamte Dienststelle, wenn nicht sogar den Polizeiapparat als solchen, in Misskredit brachten. Ein paar wenige, die die ganze gute Arbeit und die Bemühungen aller anderen Kollegen mit einem Schlag zunichtemachten, da sich das menschliche Gehirn in der Regel lieber an Pannen erinnert als an die Fälle, in denen alles glattgelaufen ist.
    Hackenholt ließ den Kollegen den Vortritt. Obwohl sich mittlerweile vom häufigen Hin- und Herlaufen so etwas wie ein schmaler Trampelpfad gebildet hatte, war das Gestrüpp am Waldboden dicht. Die Streifenbeamten hatten ihre dicken Lederhandschuhe angezogen, um sich vor Kratzern an den Händen zu schützen. Immer wieder verfingen sich die spitzen Dornen von wild wuchernden Brombeerranken in den Hosenbeinen der Männer. Ein paarmal mussten sie auch über umgestürzte Baumstämme steigen, die noch vom letzten Sturm herumlagen. Hackenholt fragte sich, was wohl ein Obdachloser in dieser unwirtlichen Gegend gesucht haben mochte. Er hing dem Gedanken noch nach, als sie plötzlich eine kleine Lichtung betraten, auf der auf einem umgestürzten Baumstamm ein grauhaariger Mann saß, das hagere Gesicht Richtung Sonne gewandt. Zu seinen Füßen lag ein angeleinter Schäferhund, der aufsprang, als sich die Beamten näherten.
    »Sie sind von der Mordkommission?«, fragte der Rentner sichtlich verwirrt, nachdem der ältere der beiden Uniformierten Hackenholt vorgestellt hatte. »Ja, ist der Mann denn ermordet worden?« Unwillkürlich drehte er sich um und sah in die Richtung, in der hinter einigen Baumstämmen die Kollegen von der Spurensicherung in ihren weißen Overalls zu erkennen waren.
    »Nein, nein«, wiegelte Hackenholt schnell ab, »unsere Dienststelle heißt eigentlich Tote und Vermisste. Nur im Volksmund werden wir Mordkommission genannt.« Den bohrenden Blick ignorierend, den ihm der Streifenpolizist zuwarf, fuhr der Kriminalist fort: »Wären Sie jetzt so nett, die Kollegen zu ihrem Fahrzeug zu begleiten? Sie würden gerne Ihre Aussage zu Protokoll nehmen. Und ich möchte mich auch noch kurz mit Ihnen unterhalten, sobald ich hier fertig bin.«
    Wortlos drehten sich die Streifenpolizisten um und schritten dem Mann voraus zurück zu den abgestellten Wagen. Hackenholt seufzte und überquerte die Lichtung, an deren Ende Christine Mur bereits auf ihn wartete.
    »Reizende Bürschchen, nicht wahr?«, fragte sie statt einer Begrüßung. Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie den entschwindenden Rücken der Streifenkollegen nach. »Haben den Mann mitsamt seinem Hund hier neben der Leiche alleine herumstehen lassen, während sie im Auto gesessen sind und auf uns gewartet haben. Aber denen habe ich es heimgezahlt.« Ein schiefes Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ich habe sie unsere gesamten Ausrüstungskoffer zum Fundort der Leiche schleppen lassen. Einen nach dem anderen. Und immer, wenn sie geglaubt haben, fertig zu sein, habe ich sie mit einem Koffer zurückgeschickt und dafür einen anderen holen lassen.«
    Hackenholt seufzte erneut. Die Kollegen als Laufburschen zu missbrauchen, war auch nicht gerade die
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