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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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weiterhin nichts preisgaben, konnten die Beamten maßgeblich durch Hackenholts Aussage rekonstruieren, was der Auslöser für die Kurzschlusshandlung gewesen war: Die Durchsuchung von Toscha Sobolews Wohnung zusammen mit der Tatsache, dass Arnold Schweinsberger am Tag zuvor in unmittelbarer Nähe des Appelhofs auf Hackenholt gestoßen war, hatte das Familienoberhaupt zu der Annahme verleitet, dass er trotz Renners Neutralisierung nach wie vor in Gefahr war, aufzufliegen.
    Arnold Schweinsberger fuhr an jenem Vormittag nach Nürnberg, um seinen Vater in Gostenhof abzuholen. Sobolew hatte es für besser gehalten, dass er, der offiziell von Hartz IV lebte, kein Auto besaß. Als Arnold ihn am Abend zurückbrachte, waren beiden die vielen Polizeifahrzeuge im Viertel aufgefallen, weshalb der Sohn in einem kleinen Zeitungsladen eine Schachtel Zigaretten und vor allem den neuesten Klatsch besorgte. Sobald klar war, dass SEK -Beamte die Wohnung des Vaters gestürmt hatten, ergriffen die beiden Männer der Schweinsberger-Familie die Flucht, fuhren zum Appelhof zurück und schmiedeten Pläne, wie nun vorzugehen war. Schlussendlich kamen sie überein, nicht länger in Mittelfranken zu bleiben. Um jedoch das ganze Ausmaß der Gefahr abschätzen zu können, in der sie schwebten, hatte der Vater die anderen angewiesen, zumindest zu versuchen, Hackenholt in ihre Gewalt zu bringen.
    Dazu fuhr er im Geländewagen nach Nürnberg, O’Connor und der Sohn folgten ihm mit Schweinsbergers BMW . In der Südstadt mietete Arnold dann den Transporter an und kam damit zum Treffpunkt in der Uffenheimer Straße, von wo aus O’Connor mit Renners Handy Hackenholt anrief und ihn zum vermeintlichen Tatort lockte.
    Als der Hauptkommissar eintraf, schlugen sie ihn nieder, fesselten und knebelten ihn und legten ihn in den Sprinter. Sobolew brach sodann mit dem Geländewagen Richtung Ansbach auf, weil dort ein Geschäftspartner lebte, der ihm eine große Menge Bargeld übergab – den Kontakt deckte Detlef Schuster bei seinen Ermittlungen auf –, während Arnold Schweinsberger mit dem Entführten Richtung Greding fuhr. In Schwabach musste O’Connor tanken, wodurch die längere Verweildauer in der Funkzelle entstanden war.
    In Hilpoltstein beschloss Schweinsberger, es sei ein guter Moment, sich Hackenholt vorzuknöpfen, um aus ihm herauszupressen, wer außer Renner und ihm noch wusste, dass Anton Schweinsberger und Toscha Sobolew ein und dieselbe Person waren, die im großen Stil fremde Geldkonten abräumte. Geistesgegenwärtig gaukelte Hackenholt dem Sohn vor, dass sämtliche seiner Kollegen in Nürnberg, Münster und Düsseldorf dank Renner bereits informiert waren. Wütend prügelte Schweinsberger anschließend auf sein wehrloses Opfer ein, was mit Sicherheit ein böses Ende genommen hätte, wäre O’Connor nicht dazwischengegangen und hätte Schweinsberger mahnend daran erinnert, dass sie den Hauptkommissar bei ihrer Flucht unter Umständen noch brauchen würden.
    Was genau in Greding passierte, warum die beiden Täter dort erneut einige Minuten verweilten, fanden die Beamten nicht heraus, denn auch Hackenholt konnte keine Angaben dazu machen. Allerdings bestand die Vermutung, dass sich Schweinsberger und O’Connor schlicht und ergreifend auf der Autobahnraststätte, die am Rand des durchsuchten Funkzellengebiets lag, etwas zu essen holten, bevor sie sich auf den Weg zu dem verlassenen Parkplatz machten, wo sie schließlich den Transporter abstellten – zumindest fand Mur in der Fahrerkabine zusammengeknüllte Burgerverpackungen, die diese These stützten.
    Obwohl Hackenholt sich von den körperlichen Strapazen gut zu erholen schien, blieb er bis auf Weiteres krankgeschrieben – seine Psyche ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Zunächst versuchte er es noch vor Sophie zu verbergen, doch natürlich bemerkte sie, wie seine anfängliche innere Rastlosigkeit in plötzlich auftretende Angstzustände überging.
    Ihre Hoffnungen, er werde mit fortschreitender Zeit wieder der Alte werden, erfüllten sich nicht. Vielmehr begann er sich auch von seinen Kollegen immer weiter zurückzuziehen, wenngleich diese den Kontakt zu ihm möglichst lebhaft aufrechtzuerhalten versuchten und ihm regelmäßig zeigten, wie sehr er von allen im Kommissariat vermisst wurde.
    Als Hackenholt Sophie kurz nach der Hochzeit eröffnete, er glaube, nie wieder in seinem Beruf arbeiten zu können, fragte sie ein Mal mehr Dr. Puellen um Rat. Gemeinsam schafften sie es schließlich, ihn
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