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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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er zugeben müssen, dass er in diesem Augenblick inständig hoffte, es wäre etwas Dringendes. Etwas, das ihm einen Vorwand lieferte, das Restaurant fluchtartig zu verlassen. Als er Sophies bohrenden Blick auf sich fühlte, setzte er schnell sein Pokerface auf, bevor er das Gespräch annahm. Es war seine Kollegin Christine Mur, die Leiterin der Spurensicherung.
    »Ich hoffe, ich störe nicht gerade beim Mittagessen, aber nachdem ja morgen erst Sonntag und damit Schäufele-Tag ist, dachte ich, dass ich es wagen kann, dich anzurufen.«
    Für Mur, die im Präsidium wegen ihrer Ungeduld und eher mürrischen Art gefürchtet war, war eine so flapsige und ausführliche Begrüßung reichlich ungewöhnlich. Hackenholt wunderte sich.
    »Was gibt es denn, Christine?«, fragte er misstrauisch.
    »Einen toten Sandler im Lorenzer Reichswald«, antwortete sie nun wieder gewohnt knapp. »Kopfwunde oberhalb der rechten Schläfe. Allerdings könnte er in diesem unwegsamen Gelände auch einfach nur gestolpert und gestürzt sein. Kommst du trotzdem her, oder soll der Dauerdienst alles aufnehmen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich mach mich sofort auf den Weg. Wo muss ich hin?«
    Rasch gab Mur Hackenholt eine Wegbeschreibung durch, die er auf einer Serviette notierte, bevor er das Gespräch beendete.
    »Das ist jetzt aber nicht dein Ernst!«, rief Sophie entgeistert. »Habt ihr das abgesprochen, damit du dich vor dem Essen drücken kannst?«
    Hackenholt sah sie empört an. »So etwas würde ich doch nie machen!«
    »Und wozu gibt es dann den Kriminaldauerdienst? Oder hat der am Wochenende vielleicht frei?«
    »Natürlich nicht, aber wenn ich den Fall am Montagmorgen sowieso auf dem Schreibtisch liegen habe, ist es mir lieber, ihn gleich von Anfang an zu bearbeiten, als mich darauf verlassen zu müssen, was andere vorher vielleicht erledigt haben oder vielleicht auch nicht.«
    So viel wusste sogar Sophie schon: Genau das war nun einmal Hackenholts Art. Wenn er einen neuen Fall übernahm, dann immer mit vollem Einsatz. Sie seufzte. »Grandios. Und was machen wir jetzt?«
    »Wir zahlen und gehen.«
    Sophie überlegte, dann schüttelte sie den Kopf. »Fahr du zu deinem Einsatz, ich bleibe hier. Ich habe mich die ganze Woche schon auf den Restaurantbesuch gefreut, jetzt will ich das Essen auch probieren. Und deine Portion kann ich mir ja einpacken lassen«, fügte sie mit einem fröhlichen Grinsen hinzu. Ganz so, als wäre es ihr gerade eben erst eingefallen.
    Hackenholt fuhr Richtung Rehhof, bog vorher am Mögeldorfer Plärrer jedoch in die Schmausenbuckstraße ab, durchquerte die Unterführung und hielt dann auf der schnurgeraden Straße auf den Tiergarten zu. Unmittelbar vor dem Eingang teilte sich die Straße. Rechts ging es zu weiteren Parkplätzen und dem Wohnstift am Tiergarten in der Bingstraße. Hackenholt hielt sich links und folgte dem Weg in den Wald. Nach hundert Metern gabelte sich die Straße erneut: Rechts führte sie zum Hochbehälter Schmausenbuck, doch Mur hatte ihm eingeschärft, auf dem unteren, schmaleren Weg zu bleiben und immer weiter geradeaus zu fahren. An einen Baum genagelt entdeckte er schließlich auch das beschriebene hölzerne Straßenschild, das dem Waldweg den Namen »Sandweg« gab. Lange Zeit erstreckte sich rechter Hand ein alter Holzzaun. Überrascht las Hackenholt an einer Tafel neben einer Einfahrt, dass das Areal zum Naturkindergarten »Waldwichtel e. V.« gehörte. Der Mischwald war an dieser Stelle dicht gewachsen, sodass das Licht schummrig wurde, obwohl über den Wipfeln die Sonne von einem tiefblauen Himmel lachte. Hackenholt schaltete das Licht seines Autos ein. Endlich, auch wenn es objektiv nur wenige Minuten gewesen sein konnten, endete der Teerweg, und der Hauptkommissar erreichte eine Schneise im Wald, in der die Hochspannungsleitungen zum Umspannwerk in Rehhof verliefen, dann ging es wieder in den Wald. Hackenholt war schon an zwei Wegkreuzungen vorbeigekommen, bevor er an der nächsten den lang erwarteten Streifenwagen und die Fahrzeuge der Spurensicherung erblickte. Er parkte und stieg aus. Hatte er erwartet, die beiden im Streifenwagen sitzenden uniformierten Kollegen würden es ihm gleichtun, wurde er enttäuscht. Der Beifahrer ließ lediglich das Fenster hinunter und wies Hackenholt nach einer äußerst knappen Begrüßung an, immer geradeaus in das Dickicht zu gehen. Nach rund hundert Metern würde er an den Ort kommen, an dem der Spaziergänger die Leiche gefunden hatte.
    »Und wer
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