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Robbers: Thriller (German Edition)

Robbers: Thriller (German Edition)

Titel: Robbers: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Cook
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    E ddie hatte nicht vor, den Typen zu erschießen. Er hatte auch nicht vorgehabt, ihn zu berauben.
     
    Nach Rippchensandwichs und Bier im T-Bones Bar-B-Q-House nahmen sie die Lamar in südlicher Richtung. An diesem trägen Tag im Mai hatten sie kein bestimmtes Ziel. Unter dem babyblauen Himmel, über den die Sonne glitt wie ein schmelzendes Stück Butter, ließen sie es ruhig angehen. Vorbei an Gebrauchtwagenläden mit flatternden Reklamebändern aus Plastik, an Reformkostgeschäften, Plattenläden und Bars. Um sie herum war alles erfüllt vom hellen Licht des Südens und der sommerlichen Hitze, von Auspuffgasen, die beißend vom Asphalt aufstiegen, vom hypnotischen nachmittäglichen Alkoholnebel.
    Sie fuhren weiter nach Süden durch den äußeren Handelsbezirk und überquerten die Brücke über den türkis schimmernden Colorado. Weiter oben, wo hohe baumbestandene Ufer den Flusslauf flankierten, zog ein einsames Rennruderboot durch die vom Wind aufgewühlte Oberfläche wie ein über das Wasser eilender Tausendfüßler. Flussabwärts lagen die Brücken über die First Street und Congress Street und die an ein schiefes Gebiss erinnernde Silhouette des gläsernen Stadtzentrums.
    Austin, Hauptstadt des Staates Texas, Universitätsstadt. Früherer Magnet der Gegenkultur und Zufluchtsort für Slacker – inzwischen nur noch geil auf Geld. Hier trieb man es mit dem Kapital auf Teufel komm raus. Die Balcones-Falte hatte die Beine zum Rudelfick mit Einkaufcentern breitgemacht. Die gedämpften, entspannten Tage waren nur noch Mythos und Geschichte. Und jetzt: Silicon Gulch, Hightech-Hysterie und der Zustrom aus Kalifornien, eine Stadt, die überrannt worden war von Cyberokies, die zwei Generationen nach dem allgemeinen Kopfsprung in die Wüsten des Westens allmählich zurückkehrten, die Taschen voll mit geraubtem Geld.
    Sie waren zurückgekommen, um Austin an den Mainstream anzupassen. Und hatten Erfolg gehabt. Von einigen langhaarigen Relikten einmal abgesehen, die sich in vereinzelten universitären Enklaven gehalten hatten, überdauerten die einzigen noch spürbaren Outlaw-Instinkte in der kraftvollen Musikszene des ungezähmten innerstädtischen Club-Distrikts. Die rebellischen tätowierten Jugendlichen dort waren voll aufrührerischer Ideen und hatten unbegrenzt Zeit. Ansonsten jagten Möchtegernpolitiker nach coolen Hauptstadt-Schönheiten, während Dotcom-Kommandos mit Angst vor Bärenmärkten ihrer Bullenlust frönten. Entfesselte Profitgier des freien Marktes.
    Auf dieses Szenario trafen Eddie und Ray Bob, Außenseiter aus dem ländlichen Grenzgebiet, aus den nicht wahrgenommenen und vergessenen Randbezirken der urbanen Medienlandschaften. Begafften die Großstadt, um zu sehen, was los war. Und waren nicht sonderlich beeindruckt. Noch mehr Leute, die sich für Dollars krummmachten. Zwei Fremde inmitten weit entfernter Verwandtschaft, jung, arbeitslos und pleite, die nach einem späten und fettigen Mittagessen in Langeweile verfielen. Und in einem gestohlenen Eldorado-Cabrio Fastfood-Lokale und Pfandleihen an sich vorüberziehen ließen.
    Bis Ray Bob sagte: »Gib mir was zu rauchen, Kumpel.«
    Eddie fischte ein Päckchen aus der Tasche seines T-Shirts, zerknautschte es und warf es aus dem Wagen. »Ich hab keine mehr, halt mal bei diesem 7-Eleven.«
    Ray Bob lenkte den Caddy auf den leeren Parkplatz und bremste direkt vor den Doppelglastüren, die über und über mit Reklameschildern für RC-Cola-Zwölferpacks beklebt waren. Er schaltete das Automatikgetriebe in Parkposition und ließ den Motor laufen.
    »Hey«, sagte er. »Kauf bloß nicht die beschissenen Filterlosen. Hol welche mit Filter.«
    Eddie, der schon ausgestiegen war, stellte einen Fuß auf die Stoßstange und rollte sein Feuerzeug über den Handrücken. »Mann, du weißt doch, dass ich ohne Filter rauche. Wenn du Filterzigaretten willst, gib mir Geld!«
    »Ich bin pleite.«
    Eddie zuckte die Schultern. »Ich hab bloß vier Dollar, also kauf ich Filterlose.«
    »Fick dich!«
    »Ach ja? Ich steck ihn dir quer rein, Arschloch.«
    »Nimm den Mund deiner Mutter.«
    »Schon versucht.«
    »Das wundert mich nicht«, sagte Ray Bob. Mit ernstem Gesicht fragte er: »Wie war es denn?«
    »Deine war besser«, sagte Eddie. »Sie hat keine Zähne.«
    »Dann versuch’s beim nächsten Mal mit ihrer Möse.«
    Sie konnten so miteinander reden, sie waren schließlich Kumpel.
    Als Eddie den Laden betrat, bimmelten Kuhglocken aus Kupfer an der Tür. Kaleidoskopischer
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