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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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sogar einen Afrikaner. Allesamt Geschmacksrichtungen, auf die er gerne verzichtet hätte. Nicht so jedoch Sophie, die in diesem Punkt ganz unfränkisch war und mit dem größten Vergnügen exotische Speisen ausprobierte. »Wos der Bauer ned kennd, frissder aa ned.« Der Spruch galt also eher für den aus Münster stammenden Hauptkommissar denn für die gebürtige Fränkin.
    Mittlerweile ärgerte sich Hackenholt sogar schon darüber, Sophie anstelle des Gutscheinhefts nicht den »Schäufeleführer« geschenkt zu haben. Ein DIN-A 6-kleines Büchlein, ganz in den Nürnberger Stadtfarben Rot und Weiß gehalten, das er bei seinem nächsten Besuch im Buchladen an der Kasse hatte liegen sehen und dem er nicht hatte widerstehen können.
    Zunächst hatte er das Buch für einen Witz gehalten, den bisherigen Höhepunkt fränkischer Spinnereien. Zwar war ihm absolut bewusst gewesen, dass Schäufele mit Kloß das fränkische Nationalgericht war, das sonntags in keiner gutbürgerlichen Küche, die etwas auf sich hielt, fehlen durfte, doch fand er es zunächst mehr als übertrieben, deshalb gleich einen solchen Führer zusammenzustellen. Schließlich besaßen die Bayern auch keinen »Weißwurst-« oder die Schwaben einen »Spätzleführer«. Hackenholts anfängliches Amüsement hatte sich sogar noch gesteigert, als er las, dass die darin enthaltenen Restauranttipps von den »Freunden des fränkischen Schäufele n. n. e. V.« herausgegeben worden waren – wobei »n. n. e. V.« für »noch nicht eingetragener Verein« stand.
    Zu diesem Zeitpunkt war für Hackenholt eins klar gewesen: Er musste dieses Büchlein kaufen, um es seiner Kollegin Saskia Baumann zu verehren und damit ihre fränkische Art ein wenig hochzunehmen. Am Abend hatte er zuerst aus Langeweile, später dann jedoch mit wachsendem Interesse darin herumgeblättert und beschlossen, die Empfehlungen des Führers selbst auszuprobieren, bevor er ihn weitergeben würde.
    Über die vergangenen Wochen hinweg hatte er das Büchlein – und damit auch das fränkische Schäufele – so lieb gewonnen, dass er sich nicht nur ernsthaft überlegte, dem noch nicht eingetragenen Verein beizutreten, sondern dass es ihm auch immer schwerer fiel, sich zur Abwechslung zwischendurch auf Sophies Gutscheinbuch einzulassen. Die wenigen Male, die er sich dann doch überwand, nutzte Sophie daher schamlos zu ihren Gunsten aus: Sie reservierte in Lokalen, in die er sich unter normalen Umständen zu gehen geweigert hätte. Deshalb saßen sie an diesem Samstagmittag Mitte Juli nun gemeinsam im Garten eines afrikanischen Restaurants.
    Allein die Tatsache, dass es in Nürnberg eine solche Gaststätte gab, verwunderte Hackenholt. Entweder waren die Franken doch nicht so eigen, wie ihr Ruf es ihnen nachsagte, oder der Laden musste ein Geheimtipp unter Kennern sein, da es ihn laut Hinweis in der Speisekarte bereits seit über zehn Jahren gab.
    Sophie war schon restlos begeistert, als sie die Bedienung sah. Der Ober war so feingliedrig und seine Haut so dunkel, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte. Als Hackenholt und Sophie herauszufinden versuchten, was sich hinter den unbekannten Begriffen auf der Karte verbarg, lachten die Augen des Senegalesen sie die ganze Zeit über an, während er in einer verwirrenden Mischung aus Französisch, Deutsch und Fränkisch antwortete. Schließlich entschieden sie sich für eine große gemischte Platte, die einen Eindruck der unterschiedlichen Geschmacksrichtungen der senegalesischen Kulinarik bieten sollte. Hackenholt hoffte inständig, man würde ihm keine gebratenen Heuschrecken, Spinnen, Schlangen oder sonstiges Ungetier vorsetzen.
    Die Wartezeit überbrückte er damit, Sophie zu überreden, am morgigen Sonntag einen Ausflug in die Fränkische Schweiz zu machen. Um genau zu sein, nach Leutenbach, da er in »seinem« Führer von einem exzellenten Brauereigasthof dort gelesen hatte – was er wohlweislich verschwieg, Sophie jedoch sofort erriet.
    Im Geiste bereitete sich Hackenholt schon darauf vor, beim Eintreffen ihres Essens ein fröhliches, nun, notfalls zumindest interessiertes Gesicht zu machen, wobei er sich fest vor Augen hielt, dass auch dieses Lokal nur einen einzigen Gutschein im Buch hatte platzieren dürfen, der mit diesem Besuch aufgebraucht war. Kurz bevor der Moment der kulinarischen Wahrheit jedoch tatsächlich eintreten konnte, begann sein Diensthandy fröhlich zu piepsen.
    Hätte ihn jemand gefragt, und wäre er ehrlich gewesen, hätte
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