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0049 - Das Grauen an der Themse

0049 - Das Grauen an der Themse

Titel: 0049 - Das Grauen an der Themse
Autoren: Richard Wunderer
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Was er selbst für unmöglich gehalten hatte, war geschehen. Er hatte einen Mord begangen. Wenn es nach dem Willen des großen Dämons ging, sollte es nicht der letzte sein.
    Keuchend stand Fiddler über die Tote gebeugt und blickte mit einer Mischung aus Grauen und Faszination auf sie hinunter. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt, und wie der Meister angekündigt hatte, war ihm der Dämon zu Hilfe gekommen. Allein hätte er es nie geschafft.
    Und dann kam die natürliche Reaktion auf den Anblick der Leiche. Würgend taumelte er an den Straßenrand und lehnte sich gegen einen Baum.
    Jetzt hatte er den entscheidenden Schritt getan und mußte als vollwertiges Mitglied des Bundes anerkannt werden. Der Triumph über die gelungene Tat ließ ihn bald die schreckliche Seite vergessen.
    Er befolgte die Anweisungen des Meisters, ließ den Wagen mitten auf der Straße stehen und schaltete die Scheinwerfer aus. Ein diabolisches Grinsen huschte über sein blasses Gesicht. Vielleicht gab es noch einen Unfall mit Verletzten und Toten. Dann war seine Aufnahmeprüfung besonders glänzend ausgefallen.
    Hastig entfernte er sich vom Tatort. Er wußte zwar, daß er von nun an unter einem mächtigen Schutz stand. Trotzdem wollte sich Jack Fiddler nicht mit der Polizei herumschlagen. Er fürchtete, daß ihn der Geheimbund sonst auf das Abstellgleis schob, bis Gras über die Sache gewachsen war. Und so lange wollte er nicht warten. Von Anfang an mußte er ein aktives Mitglied der Satanssekte sein, um die Früchte ernten zu können.
    Früchte, die Geld, Einfluß und ein sorgloses Leben hießen.
    Dafür war Jack Fiddler bereit gewesen, einen kaltblütigen Mord zu begehen. Fiddler war aber nicht der einzige, der so dachte. Es gab noch mehr Männer und Frauen in London, die bedenkenlos ein Menschenleben auslöschten, wenn sie sich dafür persönliche Vorteile versprachen.
    Diese Unmenschen sollten London in der nächsten Zeit in helle Aufregung und in ein Chaos stürzen.
    ***
    Angela Alessi war allein in der kleinen Wohnung. Ihr Mann war auf Schicht. In dem einen Jahr ihrer Ehe hatte sich Angela noch nicht an die einsamen Nächte gewöhnen können. Normalerweise ging sie dann unruhig durch die Wohnung, hörte Radio oder las.
    So war es auch in dieser Nacht. In Gedanken war sie bei Herb, während sie in der Küche das Essen für den nächsten Tag vorbereitete. Dazu hätte sie zwar morgen noch immer Zeit gehabt, aber was sollte sie sonst machen?
    Angela konnte sich sehen lassen. Zweiundzwanzig, hübsch, brünett. Ihre braunen Augen blitzten normalerweise lustig, konnten auch verführerisch blicken, und Herbs Freunde beneideten ihn um seine Frau. An diesem Abend jedoch war das Lächeln aus ihrem Gesicht verschwunden. Ihre Augen blickten gehetzt nach allen Seiten.
    Anfänglich schob Angela es auf die Nervosität, weil Herb nicht da war. Doch immer deutlicher fühlte sie, daß etwas anderes mit ihr vor sich ging. Sie glaubte, nicht mehr allein in der Wohnung zu sein.
    Ängstlich lief sie durch alle Räume und schaltete sämtliche Lampen ein. Die Nervosität blieb. Ein kaum erträglicher Druck legte sich auf ihren Geist, als wollte ihr jemand den Verstand aus dem Gehirn saugen.
    Keuchend lehnte sich die junge Frau gegen die Küchentür. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Ihre Hände zitterten. Feine Schweißperlen traten auf ihre Stirn. Die Haare hingen ihr wirr bis über die Augen.
    »Herb!« stöhnte sie und wankte zum Telefon.
    Sie wollte im Betrieb ihres Mannes anrufen. Er mußte sofort zu ihr kommen und ihr helfen, sonst verlor sie den Verstand.
    Mühsam wählte sie die Nummer. Bevor sie die letzte Ziffer schaffte, brach sie neben dem Telefon zusammen.
    Minutenlang blieb sie reglos liegen, während der Hörer neben ihrem Kopf baumelte. Dann richtete sie sich wieder auf.
    Mit einer knappen, beherrschten Geste legte sie den Hörer auf den Apparat zurück, strich sich die Haare aus der Stirn und stand auf. Kühl und sachlich blickte sie um sich, streifte ihren braunen Hosenanzug glatt und schlüpfte in Straßenschuhe.
    Ohne eine Nachricht für ihren Mann zu hinterlassen, verließ sie die Wohnung. In einer Tasche ihres Anzuges steckten ein paar Geldscheine. Das war alles.
    Angela Alessi hielt ein Taxi an und nannte dem Fahrer Enfield als Ziel.
    Enfield lag im Norden Londons, gehörte noch zu der Metropole, war jedoch ein Dorf inmitten von Wäldern und Feldern. Der Fahrer warf ihr einen überraschten
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