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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi
Autoren: Stefanie Mohr
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erschrecken. Aber ich bin froh, dass ich euch überhaupt gefunden habe. Ich hatte schon Angst, mich hier zu verlaufen.«
    Rasch warf Hackenholt Mur einen warnenden Blick zu, doch die hatte ausnahmsweise gar nicht vor, das Eingeständnis mit einer ihrer spitzen Bemerkungen zu kommentieren. Puellen breitete auf dem Boden ein kleines Tuch aus, das wie das Stück einer zerschnittenen Picknickdecke aussah, und kniete sich darauf neben dem Toten nieder. Hackenholt und Mur traten beiseite und ließen den Mediziner in Ruhe arbeiten.
    »Außerdem ist auffällig, dass er nur einen Schuh anhat«, nahm Mur das Gespräch wieder auf, das durch Puellens Ankunft unterbrochen worden war. »Natürlich kann ein Fuchs oder ein Wildschwein dafür verantwortlich sein, aber wenn Letzteres den Mann gefunden hätte, sähe die Leiche jetzt anders aus.«
    »Andererseits ist der Tote nicht verscharrt worden«, gab Hackenholt zu bedenken. »Wenn jemand eine Leiche loswerden will, dann vergräbt er sie normalerweise oder deckt sie zumindest mit Ästen und Laub zu.«
    »Stimmt. Aber wir befinden uns hier in einem besonders schwer zugänglichen Waldstück. Schau dir nur die Brombeerranken an. Wenn jemand hier einen Toten ablädt, ist er wahrscheinlich davon überzeugt, dass der nie gefunden wird.«
    »Du gehst also von einem Tötungsdelikt aus?«
    Mur schnitt eine Grimasse. »Schlussendlich wird das nur Dr. Puellen feststellen können. Einstweilen bleibe ich bei meiner Theorie, dass ihn jemand hier abgeladen hat. Oder aber zumindest vor uns gefunden und seine Habseligkeiten an sich genommen hat.«
    Hinter ihnen war ein Ächzen zu vernehmen. Dr. Puellen hatte den Toten umgedreht. Als Folge waren einige der Ödeme geplatzt, die nun einen intensiven Leichengeruch verströmten. Mur schnitt eine Grimasse und wich automatisch einen Schritt zurück.
    »Gibt es irgendwelche Auffälligkeiten?«, fragte Hackenholt den Arzt. Er musste sich zwingen, näher heranzutreten.
    Puellen blickte auf. »Er hat einige blaue Flecke und Kratzwunden, aber die würde man bei jedem erwarten, der sich hier durch das Dickicht gekämpft hat. Alles Weitere kann ich erst nach der Obduktion sagen. Woran er gestorben ist. Und auch wann«, fügte er schnell hinzu, als er sah, dass Hackenholt zu einer weiteren Frage ansetzen wollte.
    »Ein bisschen mehr wirst du uns doch auch jetzt schon verraten können, Maurice. Was ist beispielsweise mit der Wunde an der Stirn?«
    Der Mediziner seufzte. »Gerade die muss ich mir unter dem Mikroskop ganz genau anschauen, bevor ich sagen kann, ob er auf einen sehr harten Gegenstand gestürzt ist oder absichtlich niedergeschlagen wurde. Der Schädelknochen ist jedenfalls gebrochen. Habt ihr vielleicht einen Stein gefunden, auf den er aufgeschlagen sein könnte?« Puellen sah Hackenholt und Mur fragend an.
    Die Leiterin der Spurensicherung starrte aus zusammengekniffenen Augen zurück und wies dann wortlos auf mehrere unmittelbar neben dem Mediziner halb aus dem Waldboden herausragende Felsblöcke.
    »Und der ungefähre Zeitpunkt des Todes?«, fragte Hackenholt schnell nach, da er befürchtete, Mur würde sich bei Puellen doch noch erkundigen, ob er eigentlich Augen im Kopf hatte.
    »Wenn er die ganze Zeit hier draußen gelegen hat, können es ein bis zwei Wochen gewesen sein. In einer geheizten Wohnung wären es dagegen wohl nur ein paar Tage.« Damit erhob sich der Rechtsmediziner endlich wieder, zupfte einige Kletten von seinen Hosenbeinen ab und legte die kleine Picknickdecke zusammen, bevor er sie in seinem Arztkoffer verstaute. Dann sah er sich suchend um. »Und wie komme ich jetzt von hier zum Auto zurück?«
    Hackenholt lächelte. »Komm, ich begleite dich. Ich muss sowieso noch mit dem Spaziergänger reden, der den Toten gefunden hat.«
    Bei den Fahrzeugen verabschiedete Hackenholt Dr. Puellen und sah sich suchend nach den zwei Streifenbeamten um. Sie waren mit ihrem Auto verschwunden, nur der Zeuge wartete mit seinem Hund noch geduldig neben Hackenholts Wagen.
    »Falls Sie die beiden Polizisten suchen, die mussten dringend weg. Ich soll Ihnen ausrichten, dass sie Ihnen ihr Protokoll zusenden werden.«
    Hackenholt sah auf die Uhr. Dreiviertel drei. Das konnte nur eins bedeuten: Die Kollegen hatten Frühschicht und wollten sich vor ihrem am gleichen Abend beginnenden Nachtdienst lieber eine Runde aufs Ohr hauen, statt noch Überstunden zu schieben. Während Hackenholt mit sich rang, ob er die beiden über die Einsatzzentrale zurückbeordern
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