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Pausensnack

Pausensnack

Titel: Pausensnack
Autoren: Kirsty McKay
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Trauriger Montag – Zoe
    Blue Monday, New Order
    Ich war in dem Bus.
    Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich eingeschlafen bin, also falls man sich überhaupt daran erinnern kann, dass man einschläft. Zwei kleine weiße Pillen, mehr brauchte es nicht, dazu noch einen warmen Bus und einen Fensterplatz, den ich mir schnellstens gesichert hatte.
    »Zoe, kannst du dich woanders hinsetzen, damit Olivia und ich nebeneinandersitzen können?«
    Ich hab durch meinen langen schwarzen Pony nach oben zu dem Mädchen gelinst, das im Gang stand. Sie war anscheinend richtig angepisst, weil ich mich über zwei Sitze fläzte. Tja, Pech, Isabel Morris. Zu lahmarschig, Isabel Morris.
    »Zoe?«, blökte Isabel. »Mach schon.«
    Ich hab zugesehen, wie sie da nervös rumwackelte, mir an die Nase gefasst und nicht geantwortet. Wieso nicht? Weil sie mich in der Schule immer ignoriert. Ach – und weil’s *lustig* ist.
    Isabel seufzte und verkrümelte sich. Die haben alle zu viel Schiss vor mir, um mir blöd zu kommen.
    Der Kick setzte ein. Hmm. Ich zog mein Beanie tiefer, schlang mir den schwarzen Wollschal zweimal um den Kopf und machte die Augen zu. Meine Beine fingen an zu kribbeln, die Wärme bewegte sich meinen Körper rauf und ließ mich in den orange karierten Sitz sinken, den Kopf nur ein ganz klein bisschen unbequem an die beschlagene, rutschige Scheibe gelehnt. Und dann bin ich weggeknackt. Unbezahlbar.
    Und jetzt spulen wir vor zum Aufwachen. Das scheiße ist.
    Ihr kennt das doch auch, wenn ihr aufwacht und nicht wisst, wo ihr seid? Tja, so läuft dieses Aufwachen NICHT. Sollte es aber, denn wer zum Teufel rechnet schon damit, Arsch über Titte in einem zugeschneiten Graben aufzuwachen? Noch dazu auf Pille; da brauche ich normalerweise immer ein, zwei Stunden, um überhaupt wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen, aber na ja, meine Lieben, Schnee im Gesicht zu haben beschleunigt das vielleicht ein bisschen.
    Ich setze mich spuckend auf und komme mir vor wie in einem Frosty-der-Schneemann-Schaumbad.
    Ich stecke in einem Graben ? Nicht zu fassen. Mit so was rechnet keiner, nicht mal ich.
    Also was läuft hier? Die dunklen Baumstämme tanzen in orangem Licht. Sehr hübsch. In der Ferne, anscheinend weit, weit hinter den Bäumen, brennt ein Feuer lichterloh, lichterfroh. Ich sehe einen busförmigen Umriss und schnalle, was los ist.
    Scheißdreck . Wir sind kaum losgefahren und haben schon einen Unfall gebaut?
    Das nervt, aber so was von.
    Schätze, ich sollte mal in die Gänge kommen. Ich meine, ich bin tierisch weit weg vom Bus, was ja wohl bedeutet, dass ich rausgeschleudert worden oder hierher gekrabbelt bin. Was für ’n Stress.
    Als ich mich aus meinem Schneeschaumgraben kämpfe, melden sich zack meine Sinne zurück, und wenn ich »zack« sage, meine ich batmanmäßig krach! bumm! peng! . Es ist arschkalt und irgendwo in der Ferne kreischen Leute. Voll die üble Szene, aber sie kneift mich genau in die richtigen Stellen. Und zwar kräftig.
    Ich kann stehen, was schon mal gut ist. Okay. Ich bin noch im Besitz aller Körperteile. Ich sehe an mir runter, auf meinen üblichen Zoe-Dress aus schwarzer Jeans, schwarzem Anorak, schwarzen Doc Martens – alles top, praktisch ohne Risse oder Löcher. Bloß mein Beanie ist weg, was echt traurig ist, weil das nämlich Jed gehörte und er es mir geschenkt hat, bevor er die Schule wechseln musste, und es immer noch nach ihm riecht. Aber der Schal ist noch da. Zum Glück hat er mich nicht erwürgt.
    Die anderen sind alle weit hinten; ich kann in dem Licht vom Bus kleine Gestalten erkennen. Wahrscheinlich kreischen die so, aber die Stimmen wirken seltsam davon abgetrennt. Und die Gestalten rennen durcheinander, was nun echt überhaupt nicht einleuchtet. Warum sollte eine Schulklasse nach einem Busunfall herumrennen? Fühlen sie sich high, weil sie überlebt haben? Also wenn sie rumrennen können, dann heißt das doch wohl, dass sie fit sind und keine Hilfe brauchen, was schon mal gut ist, weil ich nämlich nicht gut bin im Helfen. Hmm. Ich glaube, ich setze mich hier auf diesen gefrorenen Baumstamm, bis jemand etwas unternimmt, zum Beispiel angefahren kommt und uns alle ins Krankenhaus bringt.
    Vielleicht nehme ich auch noch so eine Pille. Kann nicht schaden. Ich greife in die Parkatasche und freue mich. Die Packung ist noch da. Nett.
    »Hilf mir!«
    Verdammt. Das ist ein Mädchen. Hinter mir, im Schnee. Auf allen vieren, die blonden Haare vorm Gesicht, den Mund
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