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Anita Blake 05 - Bleich Stille

Anita Blake 05 - Bleich Stille

Titel: Anita Blake 05 - Bleich Stille
Autoren: Laurell K. Hamilton
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    Es war St. Patrick's Day, und das einzig Grüne, das ich anhatte, war ein Button, auf dem stand: »Kneif mir in den Po, und du bist Hackfleisch.« Ich war am Abend in grüner Bluse zur Arbeit gekommen, aber die war jetzt voller Blut von einem geköpften Huhn. Larry Kirkland, Zombie-Erwecker in der Ausbildung, hatte den geköpften Vogel losgelassen. Der führte den kleinen kopflosen Hühnertanz auf und bespritzte uns beide mit Blut. Ich konnte das dumme Ding schließlich einfangen, aber die Bluse war ruiniert.
     
    Ich musste nach Hause fahren und mich umziehen. Das Einzige, was nicht gelitten hatte, war die graue Kostümjacke, die im Wagen geblieben war. Die zog ich wieder an, zu schwarzer Bluse, schwarzem Rock, schwarzer Strumpfhose und schwarzen Pumps. Bert, mein Boss, will nicht, dass wir bei der Arbeit Schwarz tragen, aber da ich um sieben im Büro sein musste und nicht einmal Zeit zum Schlafen gehabt hatte, würde er damit leben müssen.
     
    So kauerte ich über meinem Kaffeebecher und trank den Kaffee so schwarz, wie ich ihn eben runterbekam. Es nützte nicht viel. Ich sah auf eine Serie von 8x 10 Hochglanznahaufnahmen, die auf meinem Schreibtisch ausgebreitet waren. Auf der ersten war ein Hügel, den man aufgebaggert hatte, vermutlich mit einem Bulldozer. Aus der nackten Erde ragte eine Knochenhand. Auf der nächsten war zu erkennen, dass jemand die Erde sorgfältig weggekratzt hatte, sodass der gesplitterte Sarg und Knochen zu sehen waren. Eine frische Leiche. Der Bulldozer war ein zweites Mal aufgefahren. Er hatte die rote Erde umgepflügt und einen Friedhof gefunden. Überall lagen Knochen wie verstreute Blumen.
     
    Ein Schädel riss die ausgerenkten Kiefer zu einem stummen Schrei auf. Es haftete noch ein Büschel heller Haare daran. Der dunkle fleckige Stoff, der um die Leiche gewickelt war, war der Rest eines Kleides. Ich sah mindestens drei Oberschenkelknochen neben einer oberen Schädelhälfte liegen. Sofern der Tote nicht drei Beine gehabt hatte, blickte man hier auf ein hübsches Durcheinander.
     
    Die Fotos waren in grausamer Weise gelungen. Anhand der Farben war es leicht, eine Leiche von der anderen zu unterscheiden, aber der Hochglanz war ein bisschen zu viel. Es war, als hätte ein Modefotograf fürs Leichenschauhaus geknipst. Sicher gab es in New York eine Galerie, die die verdammten Dinger aufhängen und Käse und Wein anbieten würde, während die Leute herumschlenderten und sagten: Ausdrucksstark, meinen Sie nicht? Wirklich ausdrucksstark.
     
    Ausdrucksstark waren sie, und traurig.
     
    Außer den Fotos lag nichts da. Keine Erklärung. Bert hatte mich gebeten, zu ihm zu kommen, sobald ich sie mir angesehen hatte. Er würde alles erklären. Das glaubte ich ihm. Und der Osterhase ist auch ein guter Freund von mir.
     
    Ich sammelte die Fotos ein, steckte sie in den Umschlag, nahm meinen Kaffeebecher in die andere Hand und ging zur Tür.
     
    Am Empfang war niemand. Craig war schon nach Hause gegangen. Mary, unsere Tagessekretärin, kam nicht vor acht. Blieb eine Zweistundenspanne, in der das Büro vorne nicht besetzt war. Dass Bert mich eigens zu sich bat, obwohl wir allein waren, machte mir reichlich Sorgen. Wozu die Heimlichtuerei?
     
    Berts Tür stand offen. Er saß hinter seinem Schreibtisch, trank Kaffee, schob ein paar Akten hin und her. Er blickte auf, lächelte und winkte mich heran. Das Lächeln beunruhigte mich. Bert war nie freundlich, außer wenn er etwas wollte.
     
    Sein Tausend-Dollar-Anzug umrahmte einen weißen Schlips auf weißem Hemd. Seine grauen Augen funkelten vor guter Laune. Seine Augen haben die Farbe von schmutzigen Fensterscheiben, da ist das Funkeln eine echte Leistung. Sein schneeblondes Haar war frisch geschoren. So kurz, dass man die Kopfhaut sah.
     
    »Nehmen Sie Platz, Anita.«
     
    Ich warf den Umschlag auf seinen Schreibtisch und setzte mich. »Worauf sind Sie aus, Bert?« Sein Lächeln wurde breiter. Gewöhnlich verschwendete er sein Lächeln nur an Klienten. An mich jedenfalls nicht.
     
    »Sie haben sich die Fotos angesehen?« >Ja, und weiter?« »Könnten Sie diese Toten erwecken?« Ich sah ihn stirnrunzelnd an und trank von meinem Kaffee. »Wie alt sind sie?« »Das konnten Sie anhand der Fotos nicht bestimmen?« »Beim unmittelbaren Anblick könnte ich das, aber nicht anhand eines Fotos. Beantworten Sie meine Frage.«
     
    »Um die zweihundert Jahre.«
     
    Ich sah ihn an. »Ohne Menschenopfer könnte das kaum ein Animator.« »Aber Sie
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