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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Autoren: Brockhaus
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MIGUEL DE CERVANTES SAAVEDRA

    DER »VATER« DES DON QUIJOTE
    Lebenslang eher ärmliche familiäre Umstände, eine Randstellung im Literaturbetrieb der Zeit, erst spät einsetzender Ruhm und das geringe Sozialprestige des Schriftstellertums im Spanien des 16. und 17. Jahrhunderts kennzeichnen die bewegte Biografie des vielleicht berühmtesten spanischen Schriftstellers, der die Lebenswirklichkeit seines Landes auch aus der Perspektive des Soldaten, Gefängnisinsassen und Steuereintreibers kennen lernte.
    9. 10. 1547
    Taufe in Alcalá de Henares
    7. 10. 1571
    Verwundung in der Schlacht von Lepanto
    1575–1580
    Gefangener in Algier
    1587–1601
    Beamtentätigkeiten, mehrfach im Gefängnis
    1600–1615
    schriftstellerische Arbeit
    23. 4. 1616
    Tod in Madrid
    Miguel de Cervantes Saavedra wurde wahrscheinlich am 29. September 1547 in Alcalá de Henares geboren – sicher ist, dass er am 9. Oktober 1547 getauft wurde. Der Vater, Rodrigo Cervantes, stammte zwar aus einer wohlhabenden Familie, rechnete sich auch dem niederen Adel der »hidalgos« zu, hatte es aber nur bis zum wenig erfolgreichen Wundarzt gebracht, der an verschiedenen Orten in Kastilien und Andalusien seinen Beruf ausübte. Manches spricht dafür, dass die Cervantes »conversos« waren, also von zum Christentum bekehrten Juden abstammten. Dies würde erklären, warum alle späteren Bemühungen Miguels um eine gehobenere Funktion im Staatsdienst scheiterten. 1568 war Cervantes Schüler (oder Gehilfe) an der Madrider Schule des Humanisten López de Hoyos. Im Folgejahr brach er nach Italien auf, als Kammerdiener des jungen Kardinals Giulio Acquaviva. Er lernte das Italien der Renaissance und des Humanismus kennen, erlernte das Italienische, las die großen Autoren der Zeit und legte so die Grundlagen für seine umfassende, weitgehend autodidaktisch erworbene Bildung.
    Um 1570, also in einer Zeit, in der Spanien, Venedig und der Papst sich bemühten, die Expansion der Türken im Mittelmeer zurückzudrängen, wurde Cervantes Soldat. So nahm er auf der venezianischen Galeere »Marchesa« an der Seeschlacht von Lepanto teil, in der Don Juan de Austria, der Stiefbruder Philipps II., 1571 die türkische Flotte besiegte. Cervantes wurde von zwei Kugeln in die Brust getroffen, eine dritte zerschmetterte die linke Hand, die er nie mehr gebrauchen konnte. Nach Genesung und Beförderung diente er in Italien weitere vier Jahre als Soldat. 1575 kehrte er zu Schiff nach Spanien zurück. Die Galeere »El Sol«wurde jedoch vor der katalanischen Küste von muslimischen Piraten aus Algier aufgebracht. Da Cervantes Empfehlungsschreiben von Juan de Austria und dem Herzog von Sessa, dem spanischen Vizekönig von Sizilien, bei sich hatte, blieb ihm zwar die übliche Sklavenarbeit erspart, es wurde jedoch ein sehr hohes Lösegeld festgesetzt, das seine Familie nicht aufbringen konnte – seine Gefangenschaft dauerte daher fünfeinhalb Jahre (1575–80). Nach einer mühseligen und nur mit kirchlicher Hilfe möglichen Sammlung von 500 Golddukaten konnte er freigekauft werden und nach Spanien zurückkehren. Bei aller patriotischen Begeisterung für die spanische Heimat und allem christlichen Bekennermut blieb die Erfahrung der islamischen Religion und Kultur für Cervantes von großer Bedeutung; zu ihrer – in Spanien üblich gewordenen – leichtfertigen Verurteilung ließ er sich nicht hinreißen.
    VERSUCHE EINES NEUANFANGS
    Die Bemühungen, die Soldatenkarriere fortzusetzen oder ein Amt zu erhalten, scheiterten. Der 33-jährige Cervantes, der seine Kontakte zu Humanisten- und Schriftstellerkreisen wieder aufgenommen hatte, versuchte sich als Schriftsteller zu etablieren, und zwar in zwei beim Publikum in Mode gekommenen literarischen Gattungen, die wirtschaftlichen Gewinn erhoffen ließen. Es waren dies Bühnen- und Schäferdichtung. Sein Hauptwerk in dieser Periode ist der Schäferroman »La Galatea«, dessen erster Teil 1585 erschien; der von Cervantes bis zum Sterbebett versprochene zweite Teil ist wohl nie geschrieben worden.
    Wie viele seiner humanistisch gebildeten Generationsgenossen hoffte auch Cervantes, allerdings vergeblich, mit der Schriftstellerei seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Von 1587 bis 1601 verdiente er sich in bescheidener Funktion als königlicher Beamter in Andalusien seinen Lebensunterhalt. Zunächst war er damit befasst, zur Versorgung der »unbesiegbaren Armada« Lebensmittel zu beschaffen. Nach 1594 hatte er die nicht weniger mühselige
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