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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer
Autoren: Margaret Heckel
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Kapitel 1:
Der 50. – Warum gerade dieser Geburtstag so besonders ist
    Wenn alles gut geht, wird der Großvater meines Mannes in diesem August 100 Jahre alt. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, Süßigkeiten für seine Urenkel und deren Freunde einzukaufen. Seit langem nämlich klingelt es um die Mittagszeit an seiner Tür – und oft steht eine ganze Schar Kinder davor.
    Sie sind auf dem Weg von der Schule nach Hause und wissen, dass es beim Uropa immer etwas abzustauben gibt. Als Erster hat das mein Neffe Paul vor einem knappen Jahrzehnt herausgefunden, als er in die Grundschule kam. Danach kam seine Schwester Klara mit ihren Freundinnen vorbei. Und nun besucht ihn ab und zu der kleine Karl auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause.
    Während ihr Uropa mit seinem hohen Alter und seiner guten Gesundheit eine Ausnahmeerscheinung ist, haben seine Urenkel eine über 50-prozentige Chance, die nächste Jahrhundertwende und damit das Jahr 2100 frisch und munter zu erleben.
    Was die Urenkel mit dieser ungeheuren Lebensspanne aber anfangen – ob sie sie genießen oder verfluchen werden –, das liegt in entscheidendem Maß an der Generation ihrer Eltern.
    Die von Paul, Klara und Karl gehören der zahlenmäßig stärksten Dekade an, die derzeit in Deutschland lebt: die der 40- bis 50-Jährigen. 13,7 Millionen Männer und Frauen umfasst diese Gruppe, jeder Sechste in diesem Land gehört dazu. 1 Unter ihnen wiederum am zahlreichsten ist der Jahrgang 1964. Niemals zuvor – und niemals danach – wurden in Deutschland so viele Kinder geboren wie damals mitten im Boom der Wirtschaftswunderjahre.
    Wenn sie demnächst 50 werden, steht ihnen der womöglich wichtigste Geburtstag ihres Lebens bevor.
    Der 50. Geburtstag: War das nicht die Riesensause, auf die Eltern jahrelang sparten? Unmengen von Präsentkörben, in denen mit Eichenlaub umkränzte goldene Pappen steckten? Der angebliche Höhepunkt des Lebens?
    Wer heute 50 wird, fährt entweder gleich weg, um den Geburtstagsgästen zu entfliehen – oder lässt es allenfalls betont lässig krachen. Denn die goldenen Pappzahlen mit Eichenlaub haben Fatales hinterlassen: den Eindruck, dass es ab 50 bergab geht. Mit dem Leben. Mit der Karriere. Mit der Gesundheit. Mit dem Glück.
    Das aber ist ein Trugschluss, wie unzählige neue Studien zeigen. Ganz im Gegenteil deuten sie darauf hin, dass die Menschen ab 50 glücklicher und zufriedener werden. 340.000 Amerikaner zwischen 18 und 85 Jahren beispielsweise wurden in der bislang größten Studie über ihre Gefühle befragt. Der Psychologe und Studienautor Arthur Stone stellte verblüfft fest, dass das allgemeine Wohlbefinden der Befragten ab 30 bis Mitte 40 kontinuierlich abnahm, um dann wieder anzusteigen.
    Die Glückskurve stellte sich als »U«-Form heraus, mit einem statistischen Tiefpunkt im Alter von 46. Stone zog daraus die Konsequenz, einen »U-Turn of Life« zu formulieren, die Kehrtwende zum Besseren. Denn die Lebenszufriedenheit ist im Alter noch weit höher als in der Phase der frühen Erwachsenenzeit.
    Diese Kehrtwende wurde seitdem in vielen Studien bestätigt und erweist sich als ein globales Phänomen. »Wir gehen immer sicherer durchs Leben, werden weiser und fühlen uns besser«, schlussfolgert der Psychologe Peter Ubel 2 .
    Hinzu kommt gerade in Deutschland der demografische Wandel. Für Menschen um die 50 eröffnet sich die beste aller Welten. Durch den sich in Zukunft kontinuierlich verschärfenden Facharbeitermangel werden sie auf dem Arbeitsmarkt immer gefragter. Wer als Firma attraktiv sein will, muss in Zukunft flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, die dem einzelnen Arbeitnehmer weit mehr individuelle Gestaltungsmöglichkeiten als früher einräumen.
    Kein Bereich der Personalpolitik wird sich so stark ändern wie der Umgang mit älteren Mitarbeitern. Schon in wenigen Jahren wird es keine Frage mehr sein, dass Arbeitnehmer bis weit ins sechste Lebensjahrzehnt geschult und fortgebildet werden. Altersgemischte Teams werden normal sein.
    In den Fabriken werden die Arbeitsabläufe, Fließbänder und Maschinen so optimiert sein, dass die Mitarbeiter so körperschonend wie nie zuvor arbeiten können – egal, ob sie alt oder jung sind. Es wird noch immer Bereiche harter körperlicher Arbeit geben, doch die Unternehmen werden sie schon aus Eigeninteresse so weit wie nur irgend möglich reduzieren.
    Der immer wieder heraufbeschworene Dachdecker wird ganz selbstverständlich nach seinem
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