Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer
Autoren: Margaret Heckel
Vom Netzwerk:
für die Erziehung ihrer Kinder und für ihre lebenslange eigene Weiterbildung.« 23
    Deshalb war es nie spannender, älter zu werden. Denn die Midlife-Boomer werden die Trendsetter eines ganz neuen Lebenszyklusmodells für diejenigen, die heute Kinder oder Jugendliche sind. Wer mit einer Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent 100 Jahre alt werden wird, braucht nicht so durchs Leben zu hetzen, wie die Midlife-Boomer es bislang tun mussten.
    Diese Kinder müssten nicht unbedingt Turboabitur machen und mit Anfang 20 bereits voll im Arbeitsprozess sein. Sie könnten sich mehr Zeit lassen. Auch die sogenannte »Rushhour des Lebens«, in der heute zwischen 30 und 45 alles erreicht werden soll, könne entzerrt werden. Statt sich hier auszupowern und dann mit 40 ausgebrannt zu sein, muss es in dieser Lebensphase so viel Flexibilität wie möglich geben – Teilzeitangebote, die sich mit Vollzeit abwechseln, kurze und lange Auszeiten, wechselnde Zuständigkeiten innerhalb der Familie.
    Zwar würde ein so gestalteter neuer Spannungsbogen des Lebens in dieser Zeit durchaus Einkommenseinbußen bedeuten. Durch die insgesamt längere Lebensarbeitszeit aber kann das wieder kompensiert werden. Zum Beispiel, wenn wir dann mit 50 noch einmal richtig durchstarten. Eine neue Karriere aufbauen und bis 70, vielleicht aber auch länger, gemäß unseren Zeitwünschen flexibel arbeiten.
    Deshalb geht es bei der Formulierung eines neuen Bildes des Alterns auch um die Zukunft von Paul, Klara und Karl – und den Millionen von Kindern und Jugendlichen, die heute in Deutschland aufwachsen.
    Vor allem aber geht es um die Zukunft der Midlife-Boomer selbst: Wie sieht sie aus, diese neue Erzählung eines glücklichen hundertjährigen Lebens?

Kapitel 3:
Das Alter entschlüsseln – Faszinierende Erkenntnisse aus der Forschung
    Die Aufgabe scheint leicht genug: Geldbörse nehmen, Kleingeld rausholen, bezahlen. Ein Prozess, der sich tausendmal pro Stunde in Deutschland abspielt.
    Für mich aber ist dieses Mal alles anders: Ich stecke in einem Age Explorer . Bereits 1995 haben Hanne und Gundolf Meyer-Hentschel 42 diesen Anzug entwickelt, mit dem der Träger auf einen Schlag um Jahrzehnte altert. Gewichte erschweren die Bewegungen, Bandagen versteifen die Gelenke, besondere Handschuhe beeinträchtigen das Greifen. Ein Kopfhörer mindert mein Hörvermögen und ein gelb getöntes Visier meine Sehkraft. Statt 45 Jahre bin ich nun gefühlte 75 Jahre alt.
    Das ist eine faszinierende und überaus lehrreiche Erfahrung. Denn die kleine schwarze Geldbörse, die in Hunderttausenden von Handtaschen in Deutschland steckt, wird nun zu einer echten Herausforderung.
    Die Schließe bekomme ich gerade noch auf, doch beim Hervorkramen des Kleingeldes muss ich passen. Hilflos übergebe ich die Börse an meine Führer bei dieser Expedition ins Alter und denke an die vielen Male, als ich mich an der Supermarktkasse über den Stau geärgert habe, den ein Älterer beim Bezahlen verursacht hat.
    Hanne Meyer-Hentschel gibt mir die Shampoo-Packung eines berühmten Berliner Coiffeurs. Unmöglich, das Kleingedruckte zu lesen. Die Farben verschwimmen – ob Grün oder Blau, für mich ist mit dem Gelb-Visier alles einerlei. Auch Rot und Orange sind nicht mehr zu unterscheiden, sondern ein einziger Farbbrei.
    Auf einen Schlag um drei Jahrzehnte zu altern ist ein Schock. Normalerweise verläuft dieser Prozess langsam. Wir erschrecken ein wenig, wenn unsere Lieben uns auf die ersten grauen Haare hinweisen. Wir nehmen uns vor, endlich in die Rückengymnastik zu gehen, wenn es morgens wieder beim Aufstehen zwickt.
    Was aber geschieht da im Körper genau, wenn er altert? Ist der Prozess wirklich irreversibel? Wie kommt es, dass manche 70-Jährige wie 50-Jährige aussehen und andere schon mit 45 graue Haare haben?
    Noch vor einigen Jahrzehnten konnten wir diese Fragen kaum beantworten. Für weite Teile der Forschung waren sie auch uninteressant. Das hat sich in letzter Zeit dramatisch geändert: Vor allem das Zusammenwachsen von Biomedizin, Informatik und Mathematik führt zu einer Fülle von neuen Erkenntnissen über die Zellalterung.
    Einer der Forscher, die an diesen Schnittstellen arbeiten, ist Karl Lenhard Rudolph, der Direktor des Instituts für Molekulare Medizin an der Uni Ulm.
    »Wenn es uns gelingt, die Mechanismen der Alterung zu verstehen, können wir Therapien entwickeln, die die Alterserscheinungen mildern oder zurückdrehen«, sagt Rudolph 43 , der 2009 den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher