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GK352 - Miß Zombie

GK352 - Miß Zombie

Titel: GK352 - Miß Zombie
Autoren: A.F.Morland
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Ich kräuselte die Nase und blickte zum schwarzen Nachthimmel hoch. Finstere Wolkenbänke schoben sich träge vor die schmale Sichel des Mondes. Nur ab und zu war ein Stern zu sehen.
    Wir befanden uns wenige Meilen südlich von London. Der Boden war hier steinig, und es war gewiß recht mühsam gewesen, die Gräber hinter der Eremitage anzulegen.
    Ich schaute zurück. Mein weißer Peugeot 504 TI schimmerte mir aus der Dunkelheit entgegen. Wir waren so nahe wie möglich an die Eremitage herangefahren.
    Als aber dann Gefahr bestanden hatte, daß bei einer noch so vorsichtigen Fortsetzung der Fahrt eine Achse brechen würde, hatte ich mich entschlossen, den Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen.
    Wir setzten unseren Weg fort. Der kalte Februarwind heulte und jammerte zwischen den Ritzen der alten Ruine, in der vor fünfzig Jahren ein junges Mädchen beigesetzt worden war.
    »Erzählen Sie mir mehr von Hannah Hunter«, forderte ich den alten Mailer auf.
    »Sie war eine strahlende Schönheit. Das schönste Mädchen weit und breit. Das ist nicht übertrieben. Hannah war die einzige Tochter des reichen Gutsbesitzers Avery Hunter, in dessen Diensten ich stand und zu äessem Besitz auch diese Eremitage gehörte. Kurz nach ihrem neunzehnten Geburtstag erkrankte Hannah. Es ging sehr schnell mit dem armen Mädchen zu Ende. Kein noch so guter Arzt vermochte sie zu retten. Sie starb, weil es Gottes Wille war. Avery Hunter kam über diesen Verlust nicht hinweg. Er ließ sein einziges Kind in der Eremitage beisetzen und befahl uns, den Eingang zuzumauern, was wir auch taten. Noch am selben Tag schloß Mr. Hunter sich in sein Arbeitszimmer ein und erschoß sich mit seinem Gewehr. Eine traurige Geschichte.«
    »Da haben Sie recht«, pflichtete ich dem alten Mailer bei. »Was passierte nach Avery Hunters Tod?«
    »Sein gesamter Besitz wurde versteigert. Ich verlor meine Stellung, kam aber bald danach anderswo unter. Heute bin ich siebzig Jahre alt und brauche mir um meine Zukunft keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Sie waren also zwanzig, als Hannah Hunter starb.«
    »Das ist richtig, Mr. Ballard. Ich war ein Jahr älter als dieses wunderschöne Geschöpf.«
    »Haben Sie Hannah geliebt?«
    Chuck Mailer senkte den Blick. »Ja, das habe ich. Aber ich ließ es sie nicht merken, schließlich war ich ein Nichts, ein Niemand. Ich hatte nicht das Recht, ihr meine Liebe zu zeigen. Als sie starb, habe ich geweint.« Mailers Stimme wurde krächzend.
    Wir schritten nebeneinander über den steinigen, vom Regenwasser ausgewaschenen Weg, der sich den Hügel hinaufschlängelte, auf dem die Eremitage stand.
    Chuck Mailer schnaufte. Ich ging ihm zu schnell. Er mußte kurz stehenbleiben.
    »Ich kann es nicht begreifen, Mr. Ballard«, sagte er schwer atmend. »Als ich ihr Bild in der Zeitung sah und las, daß sie an dieser Miß-Wahl teilnimmt, war ich wie erschlagen. Wie ist so etwas möglich? Wie kann Hannah Hunter nach so vielen Jahren von den Toten wiederauferstehen und noch genauso schön sein wie damals?«
    »Noch steht nicht fest, daß das Mädchen aus der Zeitung tatsächlich jenes Mädchen ist, das Sie vor fünfzig Jahren eingemauert haben, Mr. Mailer.«
    »Aber sie heißt doch genauso.«
    »Das kann Zufall sein.«
    »Und sie sieht haargenau so aus.«
    »Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie Hannah Hunter vor fünfzig Jahren zum letztenmal gesehen haben.«
    Chuck Mailer schüttelte heftig den Kopf. »Selbst wenn noch einmal fünfzig Jahre vergehen würden, Mr. Ballard, würde ich nicht vergessen, wie Hannah Hunter damals ausgesehen hat. Ich trage ihr Bild immer noch in meinem Herzen.«
    »Die Zeit läßt vieles verschwimmen. Sie glorifiziert auch manches.«
    »Nicht in Hannahs Fall. Dieses Mädchen war einmalig. Es kann sie kein zweites Mal geben. Sie muß von den Toten auferstanden sein. Deshalb habe ich Sie angerufen. Ich weiß, daß Sie Privatdetektiv sind und mit Erfolg Jagd auf Geister und Dämonen machen. Ihr Name steht hin und wieder in der Zeitung…«
    »Leider«, seufzte ich, denn ich arbeite lieber im verborgenen. Zuviel Publicity kann mir eher schaden als nützen, denn wenn vielen Menschen mein Name geläufig ist, kann ich kaum noch unauffällig operieren..
    Und gerade das ist oft sehr wichtig: Man muß wie ein Blitz aus heiterem Himmel zuschlagen, wenn man gegen die Macht des Bösen erfolgreich bleiben will.
    »Können wir weitergehen?« fragte ich den alten Mann.
    Er verzog sein Gesicht. »Mein Herz ist auch nicht mehr das, was es
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