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Die Midlife-Boomer

Die Midlife-Boomer

Titel: Die Midlife-Boomer
Autoren: Margaret Heckel
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sich in China der Anteil der über 65-Jährigen von 7 auf 14 Prozent verdoppelt haben. In Brasilien ist es im Jahr 2032 so weit, in Singapur schon 2019. Für das Jahr 2069 prognostiziert die UNO für China als erstem Land der Erde die stolze Zahl von einer Million Hundertjähriger 12 . Wie Midlife-Boomer das Alter neu erfinden, ist deshalb Inhalt des nächsten Kapitels .
    Wie uns die Forschung das lange Leben erklärt und was in den Laboren momentan erkundet wird, finden Sie im 3. Kapitel . Es ist faszinierend, wie die Forscher immer mehr Puzzleteile zusammentragen, um die Zellalterung zu verstehen. Und es stimmt außerordentlich hoffnungsfroh, was sie uns schon für die nähere Zukunft versprechen.
    Warum Midlife-Boomer glücklicher als die meiste Zeit zuvor in ihrem Leben sind, beschreibt Kapitel 4. Denn anders als gemeinhin angenommen, sind eben nicht die Jungen die Glücklicheren. Keine Altersgruppe ist so gestresst und unglücklich wie die der 20- bis 30-Jährigen – wahrscheinlich gerade weil sie so viele Wahlmöglichkeiten hat.
    Für Ältere gilt hingegen, was die Stanford-Forscherin Laura Carstensen » socioemotional selectivity« nennt, also ein an die soziale und emotionale Befindlichkeit angelehntes Wahlverhalten. Je mehr die Menschen sich der Endlichkeit des Lebens bewusst werden, desto konsequenter leben sie. »Viele konzentrieren sich auf die positiven Seiten des Lebens und schenken den negativen Seiten weniger Beachtung«, sagt Carstensen und zitiert als Beispiel eine E-Mail ihrer Mutter: »Wir haben immer noch dieses schreckliche Winterwetter, aber ist der Vollmond nicht wunderschön?« 13
    Dabei hilft ihnen ein Gehirn, das im Alter keinesfalls schlechter funktioniert als während der Jugend. Das ist einer der vielen nachweislich falschen Mythen, die über den Prozess des Alterns verbreitet werden. Tatsächlich funktioniert das Gehirn bei Älteren anders als bei Jüngeren. Wie es genau arbeitet, ist Thema einer der faszinierendsten Forschungsrichtungen in der Gehirnphysiologie weltweit. Damit beschäftigt sich Kapitel 5 .
    Die vorherrschende Lehrmeinung war lange, dass ein alterndes Gehirn einfach »ein junges Gehirn ist, das nach und nach den Geist aufgibt«, wie es die Wissenschaftsjournalistin Barbara Strauch formuliert. Schließlich zeichnen sich die Jahre nach 40 dadurch aus, dass man Namen vergisst und Autoschlüssel verlegt, oder? Nicht nur, sagt Strauch und zeichnet ein faszinierendes Porträt eines Organs, das unser bester Helfer beim erfolgreichen Älterwerden ist: »Das mittelalte Gehirn sortiert das ganze Durcheinander und findet Lösungen, es weiß genau, wen und was es ignorieren soll, welche Kehre wann zu nehmen ist. Es ist cool, es passt sich an.« 14
    »Das menschliche Gehirn bleibt bis ins hohe Alter veränderbar«, sagt auch Ursula Staudinger 15 , die an der Jacobs University Bremen forscht und Vizepräsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina ist. Sie ist überzeugt davon, dass Ältere »im sozialen Miteinander die verlässlicheren und stabileren Menschen sind«. Sie sind imstande, ebenso viel wie die Jungen zu lernen, aber sie lernen anders.
    So hat die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach beispielsweise eine Pflegelehrerin eingestellt, die über 40-Jährige bei ihrer Ausbildung zu staatlich geprüften Hauswirtschafterinnen begleitet. Dass Frauen nach der Familienphase noch einmal eine Ausbildung machen und Unternehmen die Möglichkeit dazu eröffnen, ist in Deutschland noch absolut ungewöhnlich.
    Doch die Sozial-Holding profitiert ungemein von ihrem innovativen Weg: Die Motivation der älteren Auszubildenden sei außergewöhnlich, sagt Geschäftsführer Helmut Wallrafen-Dreisow. 16 Der Altersschnitt seiner ungewöhnlichen »Lehrlinge« liegt bei 45, eine Dame war bei Ausbildungsbeginn bereits 57 Jahre alt.
    Wallrafen-Dreisow ist es auch wichtig, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass die älteren Auszubildenden nicht so leistungsfähig oder etwa häufiger krank seien als seine jüngeren Mitarbeiter. »Die Gruppe der über 50-Jährigen hat bei uns mit 4,5 Prozent den geringsten Krankenstand überhaupt«, sagt er 17 , »das ist in der Realität ganz anders, als es so oft diskutiert wird.« Die Krankenquote über alle Altersgruppen liegt bei der Sozial-Holding bei unter sechs Prozent und damit weit unter dem Branchenschnitt.
    Wallrafen-Dreisow betont, dass die Wertschätzung der älteren Mitarbeiter der wichtigste Motivationsfaktor überhaupt sei. In
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