Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
1
Drachen, Dämonen und Könige, oh!
Der Feige Klahd
    »Dieser Ort stinkt!« knurrte mein schuppiger Mentor und blickte zornig durch das Fenster in den Regen hinaus.
    »Ja, Aahz«, pflichtete ich ihm schüchtern bei. »Was soll denn das schon wieder heißen?« fauchte er und richtete seine goldgesprenkelten Dämonenaugen auf mich.
    »Das soll heißen«, erwiderte ich hastig, »daß ich dir zustimme. Das Königreich Possiltum, und insbesondere der Palast, stinkt zum Himmel — und zwar wortwörtlich.«
    »Undankbarkeit!« Aahz wandte den Kopf klagend zur Zimmerdecke. »Da verliere ich meine Kräfte an einen dämlichen Scherzbold, und anstatt alles daran zu setzen, sie wiederzugewinnen, nehme ich auch noch einen Schwachsinnigen als Lehrling an, der nach nichts Höherem strebt als danach, das Dasein eines Diebes zu führen. Ich gebe ihm eine anständige Ausbildung, bringe ihm Manieren bei und verschaffe ihm einen Arbeitsplatz, wo er mehr verdient, als er in zwei Leben ausgeben könnte, und was passiert? Er beschwert sich! Du glaubst wohl, allein wärst du besser zurechtgekommen, wie?«
    Mir kam der Gedanke, daß ich es Aahz' Führung immerhin auch zu verdanken hatte, daß ich einmal gehenkt, in ein magisches Duell mit einem Meistermagiker hineingezogen worden war und erst kürzlich die alles andere als beneidenswerte Aufgabe hatte, mit einer Handvoll heruntergekommener Dämonen die größte Armee der Welt aufzuhalten. Allerdings kam mir gleichzeitig auch der Gedanke, daß es taktisch nicht gerade klug wäre, diese kleineren Unannehmlichkeiten und Vorkommnisse ausgerechnet jetzt zu erwähnen.
    »Es tut mir leid, Aahz«, jammerte ich. »Dieses Königreich Possiltum ist eigentlich doch ein ganz nettes Reich, für das es sich zu arbeiten lohnt.«
    »Stinken tut es!« verkündete er und richtete seinen Blick wieder aus dem Fenster.
    Ich unterdrückte ein Seufzen. Das Los des Magikers ist kein sehr glückliches. Diese Weisheit habe ich aus einem Liedchen, das Aahz gelegentlich singt... gelegentlich sogar in der richtigen Tonlage. Ich erkannte immer mehr, wieviel Wahrheit in diesem kleinen Song steckte. Als Hofmagiker meines Königs hatte ich schon sehr viel mehr durchmachen müssen, als ich jemals befürchtet hatte.
    Genau genommen ist der König von Possiltum gar nicht mein König. Wenn es hochkommt, dann bin allenfalls ich sein Königlicher Magiker, gerade eben ein besserer Angestellter, Und Aahz ist auch nicht mein Dämon. Ich bin sein Lehrling, der verzweifelt darum bemüht ist, genug Magik zu lernen, um sich des oben erwähnten Titels als halbwegs würdig zu erweisen.
    Gliep ist allerdings ganz definitiv mein Drachen. Da brauchen Sie bloß Aahz zu fragen. Oder, noch besser, Sie befragen irgendjemanden am Hof von Possiltum. Jedesmal, wenn mein Maskottchen durch sein Umherstampfen jemanden zu Brei zerdrückt, bin ich es, der das ausbügeln muß und von dessen Gehalt Grimble, der Kanzler des Königs, die Regreßforderungen abzieht.
    Natürlich bringt so etwas Aahz aus der Fassung. Denn abgesehen davon, daß er über meine Magikerkarriere wacht, ist Aahz auch noch für unsere Finanzen zuständig. Na ja, das ist eigentlich eine ziemliche Untertreibung. Er blutet das Königreich atemlos aus, indem er jede nur mögliche Gelegenheit zur Aufbesserung dieser Finanzen beim Schöpf packt, und das sind nicht wenige, und außerdem ein Auge auf unsere Ausgaben hat. Was das Ausgeben unseres sauer verdienten Reichtums angeht, so würde sich Aahz lieber von meinem Blut trennen als von unseren Ersparnissen. Wie Sie sich denken können, haben wir in diesem Punkt eine Menge Streit.
    Gliep ist allerdings sehr verständnisvoll. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich ihn bei mir behalte. Für einen Babydrachen, dessen Vokabular gerade ein einziges Wort umfaßt, ist er recht intelligent und verständnisvoll. Ich verbringe einen Haufen Zeit damit, ihm von meinen Sorgen zu berichten, und er hört mir jedesmal aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen oder mich anzuschreien, wie blöd ich sei. Das macht ihn für mich zu einem wesentlich angenehmeren Gefährten als Aahz.
    Es sagt eine Menge über die eigene Lebensart aus, wenn die einzige Sympathie, die einem entgegengebracht wird, die eines Drachen ist...
    An diesem bewußten Tag war ich leider der Gesellschaft meines Haustiers beraubt. Es regnete, und wenn es in Possiltum regnet, dann ist das kein Kinderspiel. Gliep ist zu groß, um mit uns zusammen im Gebäude zu leben, und der Regen machte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher