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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx
Autoren: Marco Bunte
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Hendricks sie an und rückte mit der Pistole im Anschlag zur Tür vor. Dann ließ er sie sinken und lachte laut auf. „Art, du alter Spinner.“
    Boratto stand im Rahmen, Augenringe, die bis zum Boden zu reichen schienen, die Haare völlig zerzaust, das T-Shirt ebenso, und die Wasserflasche in seiner Hand war leer.
    „Ich will ins Bett, Mike“, brummte Boratto und rieb sich das Gesicht. „Und eine Aspirin brauche ich auch noch.“
    „Du hattest schon eine Packung heute, mehr bekommst du nicht.“
    „Was hilft denn gegen diese furchtbaren Kopfschmerzen?“
    Hendricks grinste. „Gar nichts. Gewöhn' dich daran oder lass es bleiben.“
    „Na klasse.“ Boratto brummte noch etwas auf Favela-Portugiesisch, was Hendricks mit einer passenden Bemerkung quittierte, dann stapfte der Abteilungsleiter durch das Wohnzimmer und blieb plötzlich stehen.
    „Oh“, sagte er und blinzelte. „Sie müssen die Eltern von Nadia sein?“
    „Äh, ja“, antwortete John nach einigen Sekunden. Er musterte Boratto abschätzig und schüttelte den Kopf.
    „Art, sieh zu“, sagte Hendricks und schloss die Terrassentür hinter sich.
    „Ja, ja, Mike.“ Boratto winkte zum Abschied und verschwand dann im Schlaftrakt. Hendricks setzte sich und wies in die Richtung, in welche Boratto verschwunden war.
    „Artur ist ein alter Freund, einer meiner Abteilungsleiter und gehört praktisch zur Familie.“
    „Er war offenbar betrunken.“
    „Nein, das waren die Nachwirkungen. Er hat seine Frau vor Jahren verloren und ist nie darüber hinweg gekommen. Nad hat ihn dann vor ein paar Tagen auf Clubtour geschickt... drei Tage ohne nennenswerte Unterbrechungen hinterlassen ihre Spuren. Aber nun ist er drauf und dran, wieder etwas normaler zu werden – für gewöhnlich schläft er mit einer Waffe in der Hand auf Stühlen – und wenn es dann solche kleinen Patzer wie eben gibt, interessieren sie mich nicht weiter.“ Hendricks pausierte kurz. Er sah den missbilligenden Blick Johns und spürte eine gewisse Aggressivität in ihm aufsteigen. Boratto war für ihn wie eine Art Bruder, sie kannten sich seit Jahren und waren beste Freunde, egal ob Hendricks sein Chef war oder nicht. Kritik von Leuten, die seine Lebensgeschichte nicht kannten, duldete er nicht. „Und wenn Sie ihn verurteilen wollen, dann tun Sie das. Aber nicht in meinem Haus. Ich vertraute Art mein Leben an, habe ihm das von Nadia anvertraut und bin mit ihm durch die Hölle und wieder zurück. Egal, ob in Kolumbien, Venezuela oder Brasilien, auf Artur konnte ich mich immer verlassen. Daher dulde ich keine Kritik an ihm. Nicht von Leuten, die ihn nicht kennen, die nicht wissen, was er mit ansehen musste. Habe ich mich klar ausgedrückt?“
    John nickte, Maria schien die leicht gereizte Stimmung gar nicht nachvollziehen zu können.
    „Gut.“ Er lehnte sich wieder zurück und ließ den Ärger abklingen. John Sanchez war ihm irgendwie unsympathisch. Er war zu sehr von seiner Meinung überzeugt, schien nur sein Weltbild als korrekt anzusehen und ferner schien er eine Grundabneigung gegen private Sicherheitsdienstleister zu haben.
    Kein Wunder, dass Nad mit mir nach Südafrika ist, dachte Hendricks noch, bei dem Vater hätte ich auch die Flucht ergreifen wollen.
    Unwillkürlich drifteten seine Gedanken zu Frank Howell ab. Hendricks trauerte, auf seine Art, um den Mann, der ihn zu dem Mann gemacht hatte, der er heute war. Doch er beherzigte auch den letzten Wunsch seines Vaters und blickte nach vorne. Denn dort lagen Probleme, die keine Schwäche duldeten. Eine Firmenfusion war zu überwachen und anschließend musste Hendricks sich einen Überblick über die interne Struktur verschaffen.
    So oder so, es kam eine ganze Menge Arbeit auf ihn zu.
    Und dann war da noch die Hochzeit, die sein schönstes Erlebnis in seinem Leben werden sollte.
    Er riss sich wieder aus den Gedanken und lenkte sich damit ab, Sanchez den Oberschenkel zu streicheln.

Kapitel 30 – Das Ende einer Reise
     
    „Nervös?“
    Hendricks drehte sich um, sah durch die Gläser seiner Sonnenbrille hindurch zu Artur Boratto hinüber, der gerade an einem Fruchtcocktail nippte, und hob die Hand zu einer Geste des Unverständnisses.
    „Man heiratet nicht jeden Tag.“
    „Wohl wahr.“
    „Also erübrigt sich die Frage, ob ich nervös bin.“
    „Nun, Mike, du lebst mit Nadia seit rund acht Jahren zusammen. Ihr beide seid praktisch veranlagt, also mach dir keine Sorgen.“
    „Ich mache mir keine Sorgen.“
    Boratto grinste. „Du
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