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Die Verlockung des Glücks Teil 2

Die Verlockung des Glücks Teil 2

Titel: Die Verlockung des Glücks Teil 2
Autoren: Hannah Kaiser
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Kapitel 1
     
    In dem Moment, in dem das Flugzeug abhebt, ergreift mich aus heiterem Himmel Panik. Was mir gestern noch wie eine tolle Idee vorgekommen ist, empfinde ich plötzlich als puren Wahnsinn. Ich habe Matt nicht angerufen, um ihm zu erzählen, dass ich heute auf einmal vor seiner Tür stehen werde. Oder viel mehr dahinter, denn wenn ich lande und bei ihm ankomme, dann wird er noch unterwegs sein. Unsicher taste ich in meiner Tasche nach seinem Haustürschlüssel. Was ist, wenn er sich gar nicht freut, mich zu sehen? Wenn er mich nur noch aus der Ferne liebt und mich gar nicht wirklich in seiner Nähe haben möchte? Am Telefon sind Liebesversprechungen schnell gemurmelt, vor allem dann, wenn man eine beziehungsgestörte Frau am anderen Ende hat, die Tausende Kilometer weit weg ist und bei der kaum die Gefahr besteht, dass sie die Erfüllung der Versprechungen je einfordern wird.
    Was ist, wenn er mich gar nicht mehr will, oder längst eine Andere hat? Eine Andere, die in seinem Haus lebt und in seinem Bett liegt und die von mir aufgeschreckt wird, wenn ich später die Tür aufschließe?
    Ich bekomme Herzrasen und mir wird schlecht.
    Ich versuche mich irgendwie abzulenken. Versuche zu lesen, versuche aus dem Fenster zu schauen und starre schließlich solange die Wolken an, bis ich das Gefühl habe, dass sie zurückstarren.
    Aber nichts hilft. In den acht Stunden, die der Flieger bis New York braucht, habe ich mich völlig in meine angstvollen Gedanken hineingesteigert. Als wir dort zwischenlanden, ist es so schlimm, dass ich für einen Augenblick mit dem Gedanken spiele, von dort aus einfach wieder zurück nach Hause zu fliegen.
    Nur das letzte bisschen Willenskraft gepaart mit dem letzten Funken Vernunft hält mich schließlich davon ab.
    Ich rufe mir Matts Worte aus unserem gestrigen Telefongespräch in mein Gedächtnis.
    „Ich liebe dich, Sophie. Ich liebe dich. Weißt du das eigentlich?“
    Innerlich wiederhole ich seine Worte immer und immer wieder, beinahe wie ein Mantra.
    Was hätte er für einen Grund, mir das zu sagen, wenn es nicht stimmen würde?
    Ich schaffe es, wieder ruhiger zu werden und als wir nach insgesamt elf Stunden endlich in Boston landen, habe ich mich immerhin soweit beruhigt, dass ich wieder ansatzweise klar denken kann.
    Meine Beine zittern trotzdem noch, ich bin mir nur nicht sicher, ob Angst, allgemeine Aufregung oder die Vorfreude auf Matthew dafür verantwortlich sind. Am wahrscheinlichsten ist es aber eine Mischung aus allem.
     
    Nachdem ich meinen Koffer in Empfang genommen und den Zoll passiert habe, stehe ich etwas unschlüssig in dem riesigen Foyer des Flughafens herum. Ich versuche mich zu orientieren und gehe dann zu dem nächstbesten Ausgang, um mir ein Taxi zu suchen, das zum Glück schnell gefunden ist.
    Der Taxifahrer nimmt mir höflich Koffer und Sporttasche ab, um alles im Kofferraum zu verstauen. Als ich ihm Matts Adresse als Ziel nenne, sieht er mich verwundert an.
    „Das ist Matthew Johnsons Adresse, M‘am, die des Quaterbacks …“
    „Ich weiß …“, ich seufze schwer und bin, um ehrlich zu sein, ein bisschen entsetzt, dass der Taxifahrer Matts Adresse kennt.
    „Sie sind wohl Raccoons-Fan?“ Er grinst breit. „Ich kann Ihnen eine ganze Tour anbieten, an den Häusern von allen Spielern vorbei, wenn Sie wollen. Das ist mein Spezialgebiet!“ Stolz zieht er sein Basecap vom Kopf und zeigt mir das Logo mit dem schwarz-weißen Waschbären auf rotem Grund.
    Bin ich Raccoons-Fan? Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht, ich wusste ja bis vor Kurzem kaum, dass der Bostoner-Footballklub so heißt.
    „Ich bin eine Freundin von Mr. Johnson“, antworte ich nach kurzem Zögern.
    „Aha!“ Der Taxifahrer klingt, als würde er mir nicht so richtig glauben wollen, fährt dann aber trotzdem los.
     
    Vermutlich hält er mich für so einen hohlen Groupie oder eine verdammte Stalkerin!
     
    Ich verbringe die gesamte Fahrt mit Schweigen und betrachte wie ein staunendes Kind die Gegend. Obwohl ich die amerikanische Staatsbürgerschaft habe, bin ich noch nie in den Staaten gewesen. Ich kann kaum glauben, dass ich tatsächlich hier bin. Ich schaue fasziniert aus dem Fenster und lasse die neuen Eindrücke auf mich wirken. Es fühlt sich alles noch völlig unwirklich an. In etwa so, als wäre das alles nur ein Teil eines Films.
    Die Wohngegend wird immer exklusiver, ich sehe rote, viktorianische Backsteinhäuser und verträumte, kleine Gassen mit alten Gaslaternen.
    Nach
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