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Die Verlockung des Glücks Teil 2

Die Verlockung des Glücks Teil 2

Titel: Die Verlockung des Glücks Teil 2
Autoren: Hannah Kaiser
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sind. So sehr im Mittelpunkt zu stehen ist etwas, an das ich mich erst werde gewöhnen müssen. Ich bin sonst vielmehr der Typ, der eher mal übersehen, als mit Aufmerksamkeit überschüttet wird.
    Ich finde in seinem Schrank ein Paket Kräutertee und koche uns eine große Kanne davon. Eine Tasse voll heißen Tees war das Geheimrezept meiner Granny gegen jegliche Form des Unwohlseins. Mit meiner Tasse in der Hand kuschele ich mich auf das Sofa und Matt kommt zu mir. Bevor er sich neben mich setzt, stellt er ein Tablett auf dem kleinen Couchtisch vor mir ab, darauf stehen sechs verschiedene Sorten Eis, daneben liegen zwei Teelöffel.
    Er öffnet die erste Packung und fängt an zu essen.
    „Wie lange kannst du denn hier bleiben?“ Er löffelt nebenher Eiscreme in seinen Mund.
    „Ich weiß es nicht genau. Bisher habe ich noch keinen Rückflug gebucht …“ Mir ist das plötzlich unangenehm, so als ob ich mich, ohne ihn zu fragen, einfach bei ihm einquartiert hätte. Was ich ja de facto auch habe.
    „Das heißt, du bleibst erst einmal für eine Weile hier?“ Matt klingt hoffnungsvoll.
    „Nein. Ja. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir noch gar keine richtigen Gedanken darüber gemacht.“ Ich komme mir so unendlich naiv vor, weil ich einfach so in den Flieger gestiegen bin, ohne einen wirklichen Plan zu haben, wie meine und wie unsere Zukunft hier aussehen soll.
    „Ich fände es wirklich sehr schön, wenn du erst einmal einfach ein Weilchen bleiben würdest, Sophie.“ Mit nachdenklichem Blick lehnt er sich auf dem Sofa zurück und klopft sich gedankenverloren mit dem Teelöffel gegen seine Unterlippe. „Kann ich dich darum bitten, Sophie? Kann ich dich darum bitten, einfach eine Weile hier zu bleiben und es mit mir zu versuchen? Ich weiß, wie schwer es für dich ist, deine Unabhängigkeit aufgeben zu müssen. Ich verspreche dir, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun werde, damit es dir hier gut geht.“ Grübelnd die Stirn runzelnd macht er eine kurze Pause.
    „Wenn du willst, dann können wir dir eine Wohnung suchen, wenn es dir zu viel ist, hier bei mir zu wohnen“, sagt er dann schließlich.
    Matt sieht mich an und ich trinke noch einen weiteren Schluck Tee, um meinen Magen zu beruhigen, der sich plötzlich unangenehm zusammenzieht. „Schöner fände ich es allerdings …“, fährt er dann endlich zwischen zwei Löffeln Eis fort, „… wenn du hier bei mir bleiben würdest.“
    Eine Weile ist es still und niemand sagt ein Wort. Matt isst Eis und ich nippe an meinem Tee. Wir sitzen einfach nur nebeneinander und denken nach. So ruhig der Moment auch erscheinen mag, innerlich könnte ich kaum aufgewühlter sein. Ich muss eine Entscheidung treffen. Bleibe ich hier und gebe uns eine Chance, oder verschwinde ich gleich wieder und das ganze Drama geht wieder von vorne los? Ich denke daran, wie schlecht es mir in den letzten Wochen ging, wie elend ich mich ohne Matt gefühlt habe. Natürlich habe ich Angst davor, mich auf ihn einzulassen. Noch mehr Angst habe allerdings ich davor, es nicht zu tun. Genaugenommen habe ich ja sogar bereits ausprobiert, was passiert, wenn ich mich nicht auf ihn einlasse. Und geendet hat das Ganze damit, dass ich als ein Häufchen Elend in einem Flugzeug nach Boston gesessen habe. Selbst ich kann die Augen nicht davor verschließen, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt, außer hier zu bleiben und mein Glück mit Matt zu versuchen, oder wieder zurück nach Hause zu fliegen und kreuzunglücklich zu sein. Wirklich kompliziert sollte diese Entscheidung also nicht sein.
    Ich gebe meinem Herzen einen Ruck und hauche dann zaghaft „ja“, so leise, dass ich es selbst kaum hören kann.
    Matt dreht seinen Kopf abrupt in meine Richtung.
    „Hast du gerade ‚ja‘ gesagt?“
    Mit dem Kopf nickend lächele ich ihn zaghaft an. „Ja, habe ich.“
    In Matts Blick sehe ich Freude und unendliche Erleichterung, dann ergreift ein strahlendes Lächeln Besitz von seinem Gesicht. Lachend schiebt er sich noch einen Löffel Eis in seinen Mund und er sieht so zufrieden und glücklich aus, dass ich gar nicht anders kann, als ihn zu küssen. Seine Lippen fühlen sich ganz kalt auf meinen an. Als seine Zunge in meine vom heißen Tee erwärmte Mundhöhle eindringt, wird der Reiz durch die Kälte noch erhöht. Er schmeckt süß und kalt und wunderbar, ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und ziehe ihn auf mich. Endlich eine Entscheidung getroffen zu haben erleichtert mich, aber gleichzeitig hat
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