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1727 - Der Schrecken von Dartmoor

1727 - Der Schrecken von Dartmoor

Titel: 1727 - Der Schrecken von Dartmoor
Autoren: Jason Dark
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Es war auch die Nacht der Gerüche. Über dem Sumpf wurden sie geboren und wehten als unsichtbare Wolken weiter, bis sie die einsamen Orte und Niederlassungen erreichten, wo Menschen sie als fauligen Atem irgendwelcher Monster wahrnahmen.
    Der Sumpf gab kein Licht ab. Er lag da als schwarze Fläche in der Dunkelheit. Der Mittelteil des gewaltigen Dartmoor Forest war nicht bewohnt. Zumindest nicht von Menschen. Die wenigen Orte verteilten sich an den Rändern, die meisten lagen im Osten.
    In der Mitte gab es so gut wie nichts. Ein paar Reservate, das war alles. Die zahlreichen Bäche, die im Nirgendwo des Sumpfes versickerten.
    Tiere fühlten sich hier sehr wohl. Besonders für die Insekten war die Umgebung ein Paradies, für die Menschen weniger, doch wer hier einmal wohnte, der zog nicht wieder weg.
    Es waren Stunden der Angst, die diese Nacht hervorbrachte. Es gab Menschen, die auf bestimmte Ahnungen hörten und andere Leute warnten.
    »Das ist die perfekte Nacht. Jetzt haben sie freie Bahn. Alle Geister und Dämonen können sich tummeln. Betet und versteckt euch, sonst kann es euch schlecht ergehen.«
    Und die Bewohner gehorchten. Sie kannten sich aus. Der Name musste nicht erst erwähnt werden. Jeder, der hier wohnte, kannte die Geschichte des Reiters, der als Schrecken von Dartmoor bekannt war. Eine unheimliche Gestalt ohne Kopf, die aber trotzdem einen Kopf hatte, den sie als Drohung und Versprechen einsetzte.
    Er war wieder da!
    Er saß auf seinem schwarzen Pferd, dessen Augen in einem glühenden Rot leuchteten. Auch der Reiter war kaum zu sehen. Die Finsternis der Nacht schützte ihn.
    Oft genug war vom Schrecken von Dartmoor gesprochen worden. Viele hatten sich damit abgefunden, dass es ihn nicht gab. Besonders die jüngeren Menschen. Sie wären jetzt eines anderen belehrt worden, hätten sie einen Blick auf einen Teil des Sumpfes geworfen, wo sich in der Dunkelheit die Silhouette eines Reiters abmalte, der nur auf ein Startsignal zu warten schien.
    Eine schwarze Gestalt auf einem ebenfalls schwarzen Pferd, das schon seit einiger Zeit unwillig den Kopf schüttelte, weil es endlich loslaufen wollte.
    Hin und wieder war ein helles Wiehern zu hören, in dem ein ungeduldiger Beiklang mitschwang. Manchmal waren bösartige Schreie zu hören, in die sich das Stampfen der Hufe mischte.
    Noch immer wartete der Reiter.
    Abermals drehte er sein Tier um die Hand, dann war es so weit. Ein greller Ruf klang auf, der Kopf des Pferdes zeigte dorthin, wo sich die Umrisse einer Ortschaft abzeichneten, die auf der Liste des Reiters stand.
    Dunstone hieß der Ort.
    Der Reiter bewegte seine Füße und auch die Beine, als wollte er seinem Tier die Sporen geben.
    Dann ritt er an!
    Die Beine des Pferdes bewegten sich hektisch. Sie wirbelten über den Boden und hinterließen auf dem Untergrund ein dumpf klingendes Trommeln.
    Und so näherte sich der unheimliche Reiter seinem Ziel, um abermals den Schrecken zu bringen…
    ***
    Erica Fox stand vor ihrem Mann und klatschte in die Hände. Sie schaute Winston dabei an, nickte ihm zu und fragte mit lauernder Stimme: »Spürst du es?«
    Er nickte nur.
    Erica sprach weiter: »Und wir haben damals dafür gesorgt. Wir haben uns dem Teufel ergeben, wir haben für ihn getötet, uns hat man erwischt und in diese Klinik gesteckt, während draußen die Hölle ein Tor geöffnet hat.«
    Ihr Mann nickte nur.
    Das ärgerte Erica, die den Kopf wild schüttelte. »Wo bleibt die Dankbarkeit?«, flüsterte sie. »Wo bleibt die Dankbarkeit der Hölle?« Sie verdrehte die Augen und schaute gegen die Decke.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ja, Winston, du weißt es nicht. Wir wissen es nicht. Wir haben uns getäuscht. Aber eines weiß ich genau. In dieser Nacht wurde das Tor geöffnet. Er ist wieder unterwegs. Der Schrecken von Dartmoor ist keine Legende mehr, er wird seine Zeichen setzen, und das kann für uns nur gut sein.«
    Winston nickte. Dann sagte er: »Warte es ab.«
    »Nein, das will ich nicht. Das kann ich nicht. Ich will dabei sein, wenn er seine Zeichen setzt.«
    »Du kommst hier nicht raus.«
    Sie drehte sich um und schaute auf das Fenster mit den von außen angebrachten Gitterstäben. Es ließ sich öffnen. Allerdings brachte das nicht viel. Die Gitterstäbe widerstanden jedem Fluchtversuch.
    Dennoch öffnete Erica es. Sie schaute hinaus und saugte die Nachtluft ein wie Balsam.
    »Was hast du?«, fragte ihr Mann, der sich nicht auf seinem Stuhl rührte.
    »Ich spüre es. Ich kann es fast riechen
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