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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx
Autoren: Marco Bunte
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Ehefrauen. Sie wusste nur, dass ihr Freund nach manchmal mehreren Wochen wieder nach Hause kam und rundherum zufrieden war.
    Meistens zumindest.
    Es gab allerdings auch Abende, da kam Hendricks nach Hause, in sich gekehrt, verschlossen und schweigend. Sie wusste dann, dass die Operation fehlgeschlagen war. Und dann spielte es keine Rolle mehr, ob die Männer und Frauen der SACS zu spät gekommen waren, weil man sie einfach erst zu spät informiert hatte, oder ob die Befreiung fehlgeschlagen war. Jeder von ihnen gab sich auf seine Art die Schuld daran. Sanchez versuchte dann stets, ihren Freund auf andere Gedanken zu bringen und meistens gelang ihr es auch.
    Sie sah aus dem Fenster der Bar und erspähte bereits die ersten Arbeiter, die vorbeikommen und sich etwas zu trinken holen würden, ehe sie begannen, die Weinstöcke zu prüfen. Sanchez zog ihr dunkelblaues Top zurecht und nahm die Füße vom Hocker. Sie musste ihre Latina-Kurven nicht unnötig stark zur Schau stellen, dies würde nur zu taxierenden Blicken und Flirtversuchen führen, die sie leid war.

Demokratische Republik Kongo
     
    Die langsam untergehende Sonne tauchte das kleine Dorf, welches nur aus knapp eineinhalb Dutzend Hütten bestand, in ein imposantes Wechselspiel aus Licht und Schatten, und als die Sonne schließlich komplett untergegangen war, erhellten nur wenige Fackeln das Dorf. Elektrischen Strom gab es hier nicht, genauso wenig wie Autos oder fließendes Wasser.
    Die Bewohner waren allesamt kriegsgebeutelt, hatten meist einen oder mehrere Familienangehörige in den zahllosen Bürgerkriegen des Landes verloren, und kehrten sie doch zurück, so waren sie traumatisiert und oft mit körperlichen Dauerschäden gezeichnet.
    Ngconde Passat, ein Mann von vierzig Jahren, saß in seiner Hütte am offenen Feuer, das in einem Kreis aus Steinen brannte, und erzählte seinem ältesten Sohn Geschichten. Er tat dies immer, bevor er seinen Sohn zu Bett schickte. Ngconde sprach nie über seine traumatischen Erlebnisse als Kindersoldat, doch er wusste, dass sein Sohn spürte, wie sein Vater litt. Aber er war klug genug, nie danach zu fragen. Denn der Umstand, dass Ngconde seine Kinder immer von Waffen fernhielt und ihnen stets sagte, wie schrecklich es war, jemanden zu töten, sprach für sich.
    An diesem Abend schlief Ngcondes Sohn neben seinem Vater ein und dieser trug ihn zu seinem Schlafplatz, nicht mehr als Stroh und eine löchrige Decke auf dem Boden.
    Der arme Farmer, dessen Erträge gerade einmal so reichten, um sich selbst und seine zwei Söhne zu ernähren, wenn auch eher schlecht als recht, trat aus der Hütte hinaus und betrachtete nachdenklich den Sternenhimmel. Irgendwann, dachte er, werden meine Kinder es besser haben als ich. Irgendwann wohnen sie im Westen, haben ein richtiges Haus, eine Frau, eine Familie. Er biss die Zähne zusammen. Seine Frau war getötet worden, von Rebellen, und damit war Ngcondes einzige Stütze weggebrochen. Seitdem lebte er eigentlich nur noch, um seinen Söhnen die Flucht aus der Demokratischen Republik Kongo zu ermöglichen.
    Er legte jeden Monat etwas beiseite, erwarb in einem zehn Kilometer entfernten Dorf Trinkflaschen, um die Reise in den Norden zu überstehen, ebenso hatte er von toten Rebellen Kampfstiefel gestohlen, dazu einen alten Rucksack. Ngconde richtete sich für eine lange Wanderung ein, und er wusste aus seiner Zeit als Kindersoldat, dass festes Schuhwerk notwendig war, um weite Strecken zurücklegen zu können.
    Ngconde sah die Sterne an, träumte von einem besseren Leben und stand eine ganze Weile lang da.
    Er bemerkte nicht die graue C-130 Hercules Transportmaschine, die durch die wenigen Wolken am Himmel schnitt, ohne aktivierte Positionslichter und hoch genug, um am Boden nicht gehört zu werden. Genauso wenig bemerkte er die zwanzig Männer, die mit Fallschirmen, gekleidet in moderne Dschungeltarnmuster und bestens bewaffnet, die Maschine verließen, dicht gefolgt von einer großen Kiste, die mit drei Fallschirmen dem Boden entgegen segelte.
    Eine Woche später erkrankten fünf der fünfzig Dorfbewohner an starkem Durchfall und Erbrechen, hinzu kam Fieber.
    Ngconde und seine beiden Söhne fand man tot einen halben Kilometer vom Dorf entfernt, und obwohl jeder wusste, dass Ngconde Passat nie wieder eine Waffe hatte anrühren wollen, lag er schräg auf einer Kalaschnikow. Die Dorfbewohner, die immer noch verwirrt durch den Ausbruch der Krankheit waren, entdeckten die winzigen Einstiche in den
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