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Die Zan-Spieler

Die Zan-Spieler

Titel: Die Zan-Spieler
Autoren: M. A. Foster
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    Prozesse sind sinnbestimmt; auch ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, daß der Reiz, den ein Prozeß auf einen ausübt, zunehmen kann – wogegen es keine automatische Sperre gibt –, bis hinter der Faszination die ursprünglich gewünschten Ergebnisse zurücktreten. Das ist das, was wir am leichtesten bei anderen und am schwierigsten bei uns selbst zu erkennen und zu beeinflussen vermögen. Auf die Besessenheit mit Ergebnissen werden wir noch zurückkommen.
    Die Spieltexte
     
    Man identifiziert sein Selbst stets innerhalb einer Matrix des Andersseins, denn man sagt nie einfach „ich bin“, sondern stets schwingt die unausgesprochene Präzisierung mit: „Ich bin in bezug auf alle anderen, die ich kennen kann.“ Und jetzt, da sie so allein war, wie sie es sich von niemand anders je hätte vorstellen können, war sie nur sie selbst. Sie konnte nicht mehr ermessen, wer sie war; konnte sich nur auf etwas, was sie einmal gewesen war, beziehen, etwas, von dem sie befürchtete, daß es entweder nicht mehr gültig war oder daß es sich nun auf verwirrte Erinnerungen stützte. Da war einmal sie selbst, die Erinnerung, die Gesamtheit ihres Lebens und all der Dinge, die sie gesehen und getan hatte. Da war auch die Phantasie, da waren die Projektionen eingebildeter Hoffnungen und Ängste, die Projektionen ihres Geistes in all die Orte und Umstände, an und in denen sie in Wirklichkeit nie sein konnte. Sie schwankte ein wenig zwischen dem, was war, und dem, was hätte sein können. Das unerträgliche Jetzt. Etwas anderes gab es nicht.
    Die Gegenwart steht niemals still, sondern bildet eine sich zwischen zwei Punkten bewegende Linie; in der Bewegung liegt Richtung, Ursprung, Ziel. Aber wenn man alle Bezugspunkte entfernt, an denen sich Bewegung messen läßt, schwindet das Gefühl für die bewegliche Brücke in der Zeit, die die Vergangenheit mit der Zukunft verbindet. Sie existierten natürlich: Erinnerung und Vorstellungskraft versicherten es ihr; es war nur, daß sie sich nicht mehr vorstellen konnte, wie sie nun zu diesen Größen in Beziehung stand.
    Sie konnte sich nur zu leicht einen Überblick über die Umstände verschaffen; in der Tat hatte sie dies bereits zu wiederholten Malen getan, vielleicht mehrere hundert Male hatte sie nach einer Alternative gesucht, einem Fehler, einem Schnitzer, irgendeinem Versehen, weswegen sie sich wenigstens schuldig fühlen oder das sie jemand anders vorwerfen konnte. Aber alles war so undurchdringlich wie eine Panzerplatte, es gab nicht einen Riß in der fürchterlichen Leere. Sie stellte sich vor, daß sie jemand wäre, der genau in dem Moment, in dem alle Sicherheitsapparaturen ausgefallen waren, einen Aufzug betreten hatte: Es passierten schließlich auch Unglücksfälle, an denen tatsächlich nicht das Opfer schuld war. Man hatte sie in der Nähe des Ortes geschnappt, an dem sie ihren Auftrag hatte ausführen sollen. Für den sie sich freiwillig gemeldet hatte. Rückblickend kam es ihr so vor, als sei ihr ganzes Leben eine Reihe sich schließender, sich nicht öffnender Türen, enger werdender Gänge und kleiner werdender Räume gewesen. Und dies hier war die letzte Tür und der letzte Raum. Es gab keinen Gang, durch den man weitergehen konnte. Er endete hier, wo immer dieses Hier war.
    In der Nähe des Museums für Alte Technologie, ja. Es gab nichts, was sie mit dem offensichtlichen Fall von Vandalismus in Verbindung bringen konnte, bei dem zwei merkwürdige Instrumente hoffnungslos zerstört wurden, die noch aus dem Zeitalter der Erdölbohrungen übriggeblieben waren, übriggeblieben wie Astrolabien aus einem rauhen Zeitalter, in dem die Schiffe durch den Wind, den sie in ihren Segeln auffingen, angetrieben wurden; zurückgeblieben wie die Muscheln, die die Wellen als Relikte des Lebens an den Strand spülen. Produkte einer geschwundenen Kunst, denn es gab kein Öl mehr, nach dem zu bohren es sich gelohnt hätte. Außerdem war von allen, die dort gewesen sein mochten, dort in der Nähe, nur sie eine Ler gewesen, die über das Reservat hinaus tief in menschliches Gebiet eingedrungen war, und sie hatte nicht einmal vor sich selbst eine überzeugende Erklärung gehabt für das, was sie dort getan hatte. Es war nur natürlich, daß sie sie mit den beschädigten Instrumenten in Verbindung gebracht hatten. Das einzige, was ihr zur Verteidigung blieb, war, ruhig zu bleiben und ziemlich passiv, um ihnen nichts in die Hand zu geben, keinen Namen, keinen Grund.
    Sie
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