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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna
Autoren: Thomas Thiemeyer
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    65  Jahre später …
    D er Schecke keuchte und schwitzte. Der unebene Waldboden dröhnte dumpf unter den Hufen. Erdbrocken flogen in die Höhe. Animalischer Schweißgeruch lag in der Luft.
    Juna lenkte das Pferd unter einem niedrig hängenden Ast hindurch und sprang kurz dahinter über einen umgestürzten Baum. Dann folgte ein gerades Stück. Ihre rotbraunen Locken flatterten im Wind. Der Umhang wogte hinter ihr her wie eine Flamme im Sturm. Sie trat dem Pferd in die Flanken und beschleunigte auf ein halsbrecherisches Tempo. Äste und Zweige flogen nur so an ihr vorüber. Hochkonzentriert blickte sie geradeaus. Wenn sie nur nicht zu spät kam!
    Das letzte Hornsignal war bereits seit geraumer Zeit verklungen, stattdessen waren Schüsse zu hören gewesen.
    Kein gutes Zeichen.
    In den Satteltaschen klapperten Metallgegenstände: Armbrust, Bolzen, Wurfmesser, Stolperschlingen. Standardausrüstung für eine Priesterin der Brigantia. Lederharnisch, Schulterplatten, Rücken- und Brustpanzer, Armschützer, Beinschienen – das Rüstzeug wog gut und gerne fünfzehn Kilogramm. Viele hätten sich über das Gewicht beklagt, doch für Juna war es wie eine zweite Haut. Die Waffen bildeten Verlängerungen ihrer Arme und Beine. Obwohl sie erst siebzehn war, konnte sie sich kaum daran erinnern, wie es war, ohne sie unterwegs zu sein.
    Prüfend hielt sie die Nase in die Höhe. Der Wind führte einen markanten Geruch mit sich.
Feuer!
    Er kam von vorne und wurde rasch intensiver.
    Ein kleiner Ruck an den Zügeln, und der Schecke ging nach rechts. Zwischen den Baumstämmen wurde es heller. Noch etwa fünfzig Meter, dann war der Wald zu Ende. Sie ließ die Zügel knallen und preschte auf die Wiese hinaus.
    Ingran
lag etwa eine halbe Meile entfernt, am Ende eines sanft abfallenden Hanges, der mit Äckern und Viehweiden bedeckt war. Ein Bach schlängelte sich von den Bergen herab. Pappeln und Weiden säumten seine Ufer. Die Ortschaft selbst war klein, vielleicht vierzig oder fünfzig Einwohner. Ein leichter Nebelschleier lag über dem Talgrund.
    Von einem der Gebäude stieg Rauch auf. Juna sah einige Frauen, die bemüht waren, das Feuer zu löschen. Der Palisadenzaun war an einer Stelle eingerissen. Der Wachturm schien unbesetzt zu sein.
    In diesem Moment ertönte ein Schwirren. Knapp über ihrem Kopf sauste ein Schatten dahin: Camal, ihr Falke. Eine ganze Weile hatte er sich nicht blicken lassen, aber jetzt, als sie den Wald verlassen hatte, war er plötzlich wieder da. Aus seinem krummen Schnabel drang ein langgezogener Schrei.
    Sie hob die Faust und ließ ihn landen.
    Die Krallen bohrten sich in ihren Lederhandschuh. Das helle, mit schwarzen Tupfen gesprenkelte Gefieder glänzte in der Sonne. In den großen braunen Augen leuchtete Verlangen. Juna wusste genau, was er wollte. Sie griff in einen Lederbeutel und nahm ein Stück Fleisch heraus. Die Ziege hatte gestern noch gelebt. Camal öffnete seinen Schnabel und würgte den Fleischbrocken hinunter. Als er merkte, dass es nichts mehr gab, stieg er wieder auf.
    Juna schnalzte mit der Zunge und ritt den Abhang hinunter. Von den Feinden war keine Spur zu sehen. Es war offensichtlich, dass sie zu spät kam. Trotzdem zog sie die Armbrust.
    Sie hatte das Dorf noch nicht erreicht, als sie innehielt. Zu dem Gestank nach verbranntem Holz hatte sich ein anderer Geruch gesellt:
Benzin.
Sie sah Spuren im Gras, die nur auf Reifenabdrücke zurückzuführen waren. Jetzt konnte es keinen Zweifel mehr geben.
    Eine der Frauen bemerkte sie und gab den anderen ein Zeichen. Im Nu sah Juna sich von aufgebrachten und verzweifelten Frauen umringt, die hilfesuchend zu ihr emporblickten.
    Eine kräftige Frau mittleren Alters trat auf sie zu und legte ihre Hand auf den Hals des Pferdes. Ihre Augen leuchteten in einem stumpfen Grün, und ihre graugelben Haare waren zu einem Zopf geflochten. Man sah ihr an, dass sie in ihrem Leben hart gearbeitet hatte.
    »Ihr kommt zu spät, Priesterin der Brigantia«, sagte sie. Junas markante Kriegsbemalung ließ keinen Zweifel daran, welchem Stand sie angehörte. Wenn die Frau verwundert war, dass Juna noch so jung war, so ließ sie es sich nicht anmerken. »Die Teufel sind fort.«
    Juna stieg ab. »Was ist geschehen?«
    »Sie erschienen wie aus dem Nichts. Wir haben sie nicht kommen hören.«
    »Wurde jemand verletzt?«
    »Ein paar blaue Flecken, ein paar Schnitte. Nichts Ernstes. Sie nahmen sich, was sie kriegen konnten, dann haben sie den Tempel in Brand gesetzt.«
    Juna
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