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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx
Autoren: Marco Bunte
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kannst mir nichts vormachen.“ Er stellte sein Cocktailglas vor sich auf den Holztisch und schaute dem Sonnenuntergang Hawaiis entgegen. „Dafür kenne ich dich zu gut.“
    „Das gleiche gilt für dich. Art, du bist schwer verliebt.“ Hendricks klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Nad erwähnte etwas von Rum?“
    „Ja, sie ist Kubanerin und liebt Rum. So wie du Scotch liebst.“
    „Ich liebe alles, was mehr als 40% Alkohol hat.“
    Boratto lachte bloß und zupfte seinen Hemdärmel etwas unter dem Jackettärmel hervor. „Und du hast diese Party-Marathons früher jede Woche gemacht?“
    „Ja, und zwar mehrfach in der Woche. Ich war praktisch nur in Clubs unterwegs, das Studium war Nebensache.“
    „Ich glaube, ich wäre gestorben.“
    „Alles eine Frage der Übung.“ Hendricks grinste bloß und musterte die kaum wahrnehmbare Beule an Borattos Hüfte. „Art... was verstehst du bitte unter dezent?“
    „Bitte?“
    „Die Pistole am Gürtel.“
    „Oh, die, ach ja, nun, also das war die kompakte. Meine Beretta ist noch bedeutend größer, aber ich dachte mir, es etwas dezenter anzugehen.“
    „Die Beule ist nicht zu übersehen.“
    „Das siehst du zu verbissen. Deine Beule am Rücken ist, am Rande bemerkt, auch deutlich sichtbar.“
    „Themenwechsel. Wir beide wissen, dass wir bewaffnet sind.“
    „Eigentlich eine Schande auf einer Hochzeit.“
    „Keine Schande, sondern Notwendigkeit.“
    Boratto nickte zustimmend. „Trägst du eine Weste?“
    „Himmel, nein! Die ballistische Kleidung muss reichen.“
    „Das obligatorische Unterhemd?“
    „Ja. Art, du trägst doch nicht etwa eine Weste?“
    „Also wenn du mich so direkt fragst...“ Boratto lächelte bloß vielsagend. „Nein, war ein Spaß, ich habe auch auf eine Weste verzichtet.“
    Hendricks nickte nur und schaute ebenfalls auf den Sonnenuntergang.
    „Was macht eigentlich der Erwerb des Landes in Schottland?“
    „Ich habe Bernard Thorne auf dem Flug angerufen und uns zehn Quadratkilometer Land gesichert. mitten im Nirgendwo zwar, aber als Ausbildungsort ist das prima geeignet.“
    Damit ist einer der fünf Gefallen weg, dachte Hendricks, doch es war ja nicht nur das Land, was in dem Gefallen enthalten war.
    „Kostenpunkt?“
    „Recht gering, war eine ehemalige Militäranlage, die aufgegeben wurde, die sind froh, dass sie das Ding losgeworden sind.“
    „Muss ja eine größere Anlage gewesen sein.“
    „Kalter Krieg, da war alles etwas größer.“
    „Hmm, stimmt wohl.“
    Die beiden schwiegen eine Weile, dann trat Sanchez' Schwester Lucia, die wie eine zehn Jahre ältere Version ihrer Schwester wirkte, auf die Terrasse hinaus. Lucia war eigentlich in London eine Top-Anwältin, die fünfhundert Pfund die Stunde verdiente, doch für ihre Schwester war sie extra nach Hawaii geflogen, um ihre Trauzeugin zu sein. Dass Hendricks sie in einen Firmenjet gesetzt hatte, war lediglich eine Randnotiz.
    „Wir sind so weit. Wie ist es mit euch beiden?“
    „Bereit“, antwortete Boratto und leerte den Rest des Cocktails mit einem langen Zug. Hendricks hatte nach Ansicht des Brasilianers bereit zu sein. Und wenn er es nicht war, so würde er es jetzt werden – ob er wollte oder nicht.
    Lucia führte ihre Schwester auf die Terrasse, die direkt zum Strand führte, wo einige Fackeln in Holzstangen aufgestellt waren und wo auch der Geistliche auf das Brautpaar wartete. Sanchez trug ein weißes Kleid, das mehr ein Sommerkleid denn ein Brautkleid war, auf einen Schleier hatte sie aus Prinzip verzichtet, einen Blumenstrauß allerdings hielt sie in der Hand.
    Hendricks, sichtlich angespannt, bot Nadia Sanchez seinen Arm, sie legte ihn um seinen und dann schritten sie langsam dem Geistlichen entgegen. Er nahm die Umgebung um sich herum nur noch schemenhaft wahr, in seinen Ohren hörte er seinen Herzschlag und unter den Achseln machten sich die ersten Schweißtropfen auf den Weg. Hätte er keinen Leinenanzug getragen, so würde er vermutlich noch mehr schwitzen.
    Der feine Sand unter ihren Füßen wurde in Hendricks' Wahrnehmung zu einem festen Betonboden und das Meeresrauschen verschwand völlig. Er hatte nur noch Augen und Ohren für Sanchez, deren Lächeln immer breiter und wärmer wurde, je näher sie dem Geistlichen kamen.
    Michael Hendricks, der sein Leben im Dschungel Mittelamerikas riskiert hatte, der um die ganze Welt geflogen war, der in seinen jüngeren Jahren Extremsport betrieben hatte, um Herausforderungen zu haben und das Schicksal
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