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Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2

Titel: Honky Tonk Pirates - Das vergessene Volk - Band 2
Autoren: PeP eBooks
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INS HERZ DER FINSTERNIS

    J a-mahn! Wir fliegen!«, lachte Honky Tonk Hannah und warf ihren Dreispitz hoch in die Luft. Das petrol-graue Leder leuchtete im Sonnenuntergangslicht und für einen kurzen, atemlos-atemberaubenden Augenblick hing der Piratenhut still in der Luft. Er drehte sich langsam im lauwarmen Wind zwischen glitzernden Wassertropfen, bis diese vom Dschunkensegelflügelschlag des Fliegenden Rochens wild durcheinandergewirbelt wurden.
    Das schönste, stolzeste und schnellste Piratenschiff der Welt erhob sich zum dritten Mal nacheinander aus der Karibischen See. Es sprang aus den Wellen. Vorhänge aus Wasser fielen von den mit Algen und Muscheln bewachsenen Doppelrümpfen des Katamarans und folgten dem Rochen wie ein kristalliner Kometenschweif auf seinem dreihundert Meter langen Gleitflug über das Meer.
    Dann setzte das Schiff wieder auf. Der Kopf der Galionsfigur, des majestätischen Mantas, tauchte ins Wasser und Gischt spritzte über das Deck zwischen den von den Mantaschwingen umschlossenen Rümpfen bis zur Brücke hinauf. Dort stand Honky Tonk Hannah hinter dem Steuer. Ihr sonnendurchflutetes Haar wehte um ihren Kopf, und das Feuerwerk in ihren
dunkelrehbraunen Augen, das ihr Lachen entfachte, blitzte und funkelte wie in Bernstein gegossenes Gold.
    Will strahlte sie an. Sommersprossen umtanzten seine himmelhellblauen Augen und in seinem Glück wollte sich der 14-jährige Junge nie wieder daran erinnern, wovon er noch vor wenigen Wochen felsenfest überzeugt gewesen war: Frauen sind Unglück. Frauen und Unglück sind ein und dasselbe!
    Heiliger Flitzfliegenschiss! Vielleicht stimmte das ja. Aber Hannah war anders. Oh verfuchst, ja-mahn, Hannah … Hannah war cool. Hannah war so, wie er immer sein wollte. Sie war ein Pirat und trotz ihrer gerade mal 18 Jahre war sie der beste Pirat auf der Welt.
    Das blutrote Stirnband saß goldmünzendurchwirkt wie eine Krone auf ihrem Haupt. Die Ketten um ihren Hals, die auf ihr weißes Hemd herabfielen, erzählten von Abenteuern, die er alle hören wollte, nach denen er sich verzehrte. Und die Knöpfe an ihrer Jacke glänzten wie silberne Monde aus einer anderen Welt. An ihren Hüften rechts und links hingen die leicht geschwungenen japanischen Schwerter.
    Ja-mahn! Genau so möchte ich sein!, dachte der Junge und vergaß dabei ganz, dass Hannah mit Hilfe der Rose der Aweiku in der Lage war, seine Gedanken zu lesen.
    »Das ist nicht dein Ernst!«, grinste die junge Piratin. »Hey, Moses und Jo, ihr werdet’s nicht glauben, aber Will wünscht sich nichts mehr, als so zu sein wie ich.« Sie drehte sich einmal im Kreis und ließ ihren knapp bis zu den Knien reichenden Rock aus schwarz-türkis schimmernden Federn schwingen. »Er will eine Frau sein! Eine Frau, die verrückt ist nach Kleidern und Schuhen. Oh, besonders nach Schuhen.«
    Will wurde rot. Er spürte Moses’ grüne Augen auf sich. Der
Chevalier du Soleil war so alt wie sein Vater, das heißt, wenn Will einen gehabt hätte. Er sah das breite Grinsen von Jo. Die schneeweißen Zähne glänzten in dessen schwarzem Gesicht und er wollte seinem 10-jährigen Freund gerade drohen, da kam ihm Hannah lachend zuvor.
    »Und ich hab gedacht, er wär ein Pirat. Er ist Höllenhund Will, der Kerl, vor dem sich selbst so ein Teufel wie Blind Black Soul Whistle in Acht nehmen muss.« Sie strahlte ihn an, und Will, dem in diesem Moment Hannahs lederner Dreispitz auf den Kopf fiel, wurde so rot wie eine reife Tomate. Er wandte sich ab, starrte über den Bug, ohne etwas zu sehen, und für einen endlosen Augenblick wünschte er sich, er könnte verschwinden.
    Da nahm Jo seine Hand. Der afrikanische Junge grinste ihn aus riesigen Augen an. »Ich glaube, sie mag dich«, flüsterte der Kleine verschmitzt und Will hätte ihn würgen können. Doch dafür fühlte er sich gerade zu glücklich.
    Musik ertönte, fremdländisch schön. Sie kam von den Krebsen, den vier Teilen der Rose der Aweiku . Die tanzten und drehten sich auf dem goldenen Diskus. Dort neben Hannah auf dem Kompass des Rochens. Sie ließen die silbernen Schriftzeichen im dunklen Holz des Schiffs leuchten, sie ließen den Rochen fliegen und der hob jetzt mit seinem vierten Sprung ab. Wie ein mächtiger Schwan sich nach kräftigem Anlauf von der Wasseroberfläche erhebt, schwang sich der Rochen mit dem sechsfachen Flügelschlag seiner mit Dschunkensegel bespannten Masten in den Himmel hinauf.
    »Komm, Moses!«, rief Hannah. »Zeig uns den Weg. Den Weg zu der Insel, ins
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