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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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wir nicht um den heißen Brei herum. In unserem Hafen fandet ihr ein Dorf aus Hütten vor. Ihr erblicktet nackte Krieger und eine Königin, die in einem Palast aus Holz lebt, der kleiner ist als eure Schiffe.
    Ein guter Platz, um zu rasten und Vorräte an Bord zu nehmen, habt ihr gedacht, aber nichts, was sich mit den Reichtümern vergleichen lässt, die euch auf dem Festland erwarten, nicht wahr?«
    »Nun, Majestät, ich …« Sachu wusste nicht, was er sagen sollte, und seine Begleiter musterten die gefährlichen Krieger voller Besorgnis.
    Plötzlich lächelte Larissa. »Keine Bange, euer Verhalten ist nur zu verständlich. Ihr werdet sehen, dass mein Gemahl ein mächtiger Herrscher ist, der größte Krieger dieses Zeitalters. Wenn wir auf dem Festland wohnen, leben wir in unermesslicher Pracht und unsere Untertanen zahlen uns hohen Tribut. Aber hier in unserer Heimat führen wir das schlichte Leben unserer Vorfahren. Ihr seid entschuldigt, weil ihr uns für primitive Wilde hieltet. Mein Gemahl findet, dass ein zu langer Aufenthalt inmitten der Bequemlichkeit des Festlands die Männer verweichlicht, daher duldet er das nicht. Hier in seiner Heimat lebt auch der König wie ein einfacher Krieger.«
    »Du bist zu gütig, Majestät«, sagte Goss, der jetzt nicht nur ob der Hitze, sondern auch vor Erleichterung schwitzte. »Auch wir ehren die Lebensweise unserer Vorfahren.«
    »Das stimmt«, fügte Sachu hinzu und warf Goss einen ungeduldigen Blick zu. »Ich möchte mich noch einmal bei dir entschuldigen, Majestät, wenn ich einen falschen Eindruck …«
    »Es ist schon gut«, unterbrach sie ihn, da sie wusste, dass Männer wie Sachu es hassten, mitten im Satz unterbrochen zu werden. Jetzt befand sich Larissa im Vorteil und würde ihn sich nicht mehr entreißen lassen. Der Anblick ihrer Schätze, die Waffenkammer voller Stahl und die Gefahr, der sich die Gäste jetzt bewusst waren, hatten die Fremden erheblich eingeschüchtert.
    »Ich werde euch noch ein paar Lagerhäuser zeigen«, fuhr sie fort. »Ganz bestimmt werden sie euch interessieren. Dann gehen wir zu meinem schlichten Palast zurück, wo ich ein Festmahl für euch bereiten ließ. Keine Bange, ihr müsst kein Kaggablut trinken.« Die Fremden lachten unsicher. Larissa hakte sich bei Sachu unter und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. »Ich bin so glücklich, dass wir uns jetzt richtig verstehen.«
    Er verneigte sich leicht, ohne langsamer zu gehen. »Das tun wir in der Tat, Majestät.«

 
KAPITEL ZWEI
     
    W ie eine ruhelose Katze schritt Königin Shazad von Neva auf ihrer breiten Terrasse hin und her. Ihre Hofdamen beobachteten sie voller Sorge. Die Königin war noch nie sehr geduldig gewesen, aber in den letzten Monaten sprühte sie förmlich vor Unruhe. Sie schlief wenig und aß kaum etwas, so dass ihre Näherinnen die kostbaren Gewänder fortwährend umändern mussten. Sie ging hin und her, begleitet vom Rascheln der seidenen Kleider, den Blick starr nach Westen gerichtet, am großen Leuchtturm vorbei, auf das offene Meer hinaus.
    Sie war beinahe fünfzig Jahre alt und noch immer eine schöne Frau, trotz des mit grauen Strähnen durchzogenen schwarzen Haars und der hageren Gestalt. Das fein geschnittene Gesicht zeugte von innerer Stärke und Würde und sie hielt sich so aufrecht wie die Leibwächter, die vor ihrer Tür standen.
    »Es ist Zeit für deine Mahlzeit, Majestät«, sagte Luoma, ihre erste Hofdame und Vorsteherin des königlichen Haushalts.
    »Ich habe keinen Hunger«, antwortete Shazad und fuhr sich geistesabwesend mit den Fingern durch die langen dunklen Haare. Dabei stieß sie mit ihren Ringen gegen die Perlen, die an feinen Silberfäden durch ihr Haar gezogen waren, aber das schien sie nicht zu bemerken.
    »Meine Königin«, sagte Luoma mit fester Stimme, »du musst etwas essen. Du hast heute noch nichts zu dir genommen und gestern Abend hast du dein Essen auch nicht angerührt.«
    »Doch, das habe ich«, widersprach die Königin.
    »Nein, ich habe dich beobachtet, du hast nur einen Krug mit Wein geleert. Auf diese Weise wirst du deine Gesundheit zugrunde richten. Komm und iss.«
    Die übrigen Hofdamen beobachteten die Szene voller Anspannung. Nach ein paar bösen Blicken seufze Shazad ungeduldig.
    »Also gut.«
    Shazad ging zum Tisch hinüber und Sklaven rissen die mit Juwelen besetzten Abdeckungen von den reich gefüllten Schüsseln. Luoma gab den Musikern ein Zeichen. Sie brachen das fröhliche Frühlingslied ab und begannen ein uraltes
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