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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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Gewichten an den Beinen fortbewegte oder sich im Gleichgewicht Welt, wenn sich so viel Leder zwischen den Fußsohlen und dem Erdboden befand. Bei den wenigen Gelegenheiten, als sie selbst leichte Sandalen getragen hatte, war sie sich unbeholfen und schwerfällig vorgekommen.
    Nach ungefähr einer Meile schwitzten die meisten Besucher heftig, machten aber keine Anstalten, einen Teil der schweren Gewänder abzulegen. Goss riss sich den breiten Hut vom Kopf und fächelte sich Luft zu.
    »Möchtet ihr eine Weile ausruhen?«, fragte sie lächelnd.
    »Majestät besitzen die wunderbare Ausdauer der Jugend«, sagte Sachu galant. Es ärgerte ihn, dass eine Frau ausdauernder war als seine Begleiter. »Deine jungen Krieger haben eine ausgezeichnete Kondition. Ich glaube, wir Seeleute mittleren Alters können noch eine Weile durchhalten.«
    »Ausgezeichnet. Ein Stück den Abhang hinauf erwartet euch eine erfreuliche Aussicht.« Die Straße führte von der Küste zum Hochland hinauf. Die Steigung war nicht besonders steil, machte den Fremden aber zu schaffen.
    Goss sah sich verwundert um. In den Büschen rechts und links des Weges wimmelte es von bunt gefiederten Vögeln und kleinen Baummännchen, aber es gab nur wenige Bäume.
    »Entschuldige bitte, Majestät«, sagte Goss. »Habe ich Recht in der Annahme, dass dieses Land erst kürzlich bepflanzt wurde?«
    »Das stimmt«, bestätigte Larissa. »Der größte Teil des Flachlands unserer Inseln wurde von Stämmen bewohnt, die sich vom Ackerbau ernährten. Vor einigen Jahren entschied mein Gemahl, dass diese Inseln nur noch Krieger beherbergen sollten. Die Stämme, die sich nicht an die Veränderung gewöhnten, wurden getötet oder in unsere Festlandprovinzen gebracht.«
    Sachu sah sie entsetzt an. »Nichts als Krieger, Majestät? Aber das ist doch unmöglich!«
    »Du kannst alle Inseln durchsuchen«, sagte Larissa, »aber du wirst kein männliches Wesen finden, das älter ist als vierzehn Jahre und keine Waffen trägt.«
    »Aber … aber«, stieß einer der Fremden hervor. »Wovon ernährt ihr euch? Die Früchte, die gestern zu den Schiffen gebracht wurden …«
    »Die Frauen und Sklaven sammeln sie in der Wildnis. Wir sind ein Hirtenvolk und leben vom Fleisch, von der Milch und dem Blut unserer Herden. Das Hüten der Tiere ist ein Teil des Kriegerlebens.«
    »Das Blut?«, fragte eine unsichere Stimme.
    »O ja. Der Sitte gemäß ist den jungen Kriegern außer Milch und Blut keine andere Nahrung gestattet, bis auf ganz besondere Ausnahmen.«
    »Bei uns gibt es eine Zeremonie, bei der wir das Blut der Bullen trinken«, meinte Sachu, »aber das gehört nicht zu unseren täglichen Gewohnheiten.« Er warf einen bewundernden Blick auf die muskulösen Körper der Shasinn. »Eine eigenartige Ernährung, aber sie scheint euren jungen Männern nicht zu schaden.«
    Eine Stunde später erreichten sie den Rand des Steilhangs. Von hier aus sah man meilenweit landeinwärts und der Anblick ließ die Fremden ihre wunden Füße vergessen. Die vor ihnen liegende Ebene war mit saftigem Gras bewachsen und ein Tummelplatz für Wild und Viehherden. Von ihrem Aussichtspunkt aus erblickten sie Hunderttausende von Köpfen, von winzigen Kreaturen bis hin zu großen zottigen Wesen. Riesige Herden verteilten sich über die ganze Ebene. Kleinere Viehherden wurden von Hirten bewacht. Die Morgensonne spiegelte sich auf den Speerspitzen der jungen Männer.
    »Das ist ja unglaublich!«, sagte Sachu beeindruckt. »Es kommt mir wie beim Anbeginn der Zeit vor! Ich dachte, in meiner Heimat gäbe es Wild im Überfluss, aber mit diesem Anblick lässt es sich nicht vergleichen!«
    »Wir ziehen kultiviertes Land vor«, bemerkte Goss kühl.
    »Wir Shasinn fühlen uns den Tieren unserer Heimat sehr verbunden«, erklärte Larissa. »Die jungen Burschen müssen sich zuerst einmal gegen die Naturgewalten behaupten. Die großen Raubkatzen gieren nach dem Fleisch unserer Kaggas und viele junge Krieger sterben, wenn sie die Herden zu schützen versuchen. Kommt jetzt. Wir müssen nur noch ein kleines Stück weitergehen.«
    Sie kletterten den kurzen, aber steilen Abhang hinab, und als sie einen Hügel umrundeten, erblickten sie unter sich das Lager der Krieger neben einem kleinen Fluss. Es gab keine Mauern oder Palisaden. Die Hütten der Krieger scharten sich um ein paar große Gebäude mit Reet gedeckten Dächern.
    In dem Augenblick, in dem die Königin erschien, eilten aus allen Richtungen Krieger herbei und stellten sich in
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