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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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schön!«
    »Wir haben es mal wieder geschafft«, sagte sie mit strahlendem Lächeln.
    »Mehr als das.« Er legte ihr den blutbespritzten Arm um die Schultern und sie schritten zum Nordtor. »Unsere Krieger sahen, wie wir ganz allein gegen unsere Feinde kämpften. Sie wissen, dass ich so mächtig wie eh und je bin und die Götter mich lieben – falls es Götter gibt.« Er wandte sich an Pendu. »Haben wir genug Männer, um die Stadt zu erobern?«
    »Nein, aber sie reichen aus, um diesen Stadtteil eine Weile zu halten. Mehr habe ich nicht ohne Aufsehen in die Wälder bringen können.«
    »Dann sollen sie die Stellung noch ein wenig länger halten. Wir gesellen uns zum Rest der Armee.« Über die niedrigen Hügel erblickte er einen Feuerschein, der vom Hafen kam. »Was ist das?«
    »Ich habe eine Truppe in Kanus ausgeschickt«, erklärte Larissa. »Sie sollten ein paar Schiffe in Brand setzen und so viel Verwirrung wie möglich stiften. Ich wollte die Marine hindern, den Soldaten im Palast zu helfen. Sie wären schneller in der Stadt gewesen als die Truppen, die außerhalb der Mauern lagern.«
    »Du denkst auch an alles, kleine Königin! Komm, suchen wir unsere Krieger. Das Leben ist schön und wir werden die ganze Welt erobern!« Fröhlich verließen sie die Stadt durch das Nordtor und eilten ihrer Bestimmung entgegen.
    Sein Bogen war verschwunden. Ansa gelobte, nie wieder ohne einen Ersatzbogen auf Reisen zu gehen. Jetzt mussten Lanze und Schwert reichen. Wenigstens besaß er ein gutes Cabo, das beste der Tiere, die ihn so schnell von der Hauptstadt hierher gebracht hatten. Seine Habseligkeiten steckten in den Satteltaschen. Er war reisefertig, sofern man ihm die Abreise gestattete, dachte er. Als er sich in den Sattel schwang, schritt eine kleine Gruppe müder, rußgeschwärzter Männer über den Platz vor dem Palast auf ihn zu. Harakh führte sie an. Hinter ihm gingen Chutai und ein paar der Verschwörer vom Vortag. Das heimliche Treffen schien viel weiter zurückzuliegen, aber Ansa wusste, dass in so unruhigen Zeiten alles mit rasender Geschwindigkeit geschah. Sie blieben vor ihm stehen. Niemand schenkte ihm auch nur den Hauch eines Lächelns. Harakh ergriff das Wort.
    »Die Ärzte sagen, sie wird leben. Ich bezweifle es. Wärst du nicht Haels Sohn, würde ich dich auf der Stelle töten. Aber noch lebt sie und bis gestern hast du uns gute Dienste geleistet. Außerdem ist das Geschehene nicht allein deine Schuld.« Ansa fragte sich, wie lange Harakh noch befehlen würde. Ein gehörnter Prinzgemahl wurde kaum respektiert, auch wenn er dem Land viele Jahre lang treu gedient hatte.
    »Die Erinnerung an meine Tat wird mich bis ans Ende meiner Tage beschämen, obwohl es nicht absichtlich geschah.«
    »Nur deshalb erlauben wir dir die Abreise«, sagte Chutai. »Außerdem fühlen sich einige von uns nicht weniger schuldig. Wir beauftragten dich, weil wir zu feige waren, unsere Drecksarbeit selbst zu erledigen. Viele Menschen haben sich schuldig gemacht. Geh! Noch weiß das Volk nicht, was in der letzten Nacht geschah, daher wird man dich nicht belästigen. Sobald sich die Nachricht verbreitet, bist du überall in Neva in Lebensgefahr. Shazad ist sehr beliebt.«
    »Was werdet ihr jetzt tun?«
    »Kämpfen«, antwortete Harakh. »Ursprünglich bereiteten wir eine Invasion der Inseln vor. Vielleicht führen wir sie durch. Bestimmt ziehen sie sich in ihre Heimat zurück. Und was ist mit dir?«
    »Ich reite zur Schlucht. Ich muss wissen, ob mein Vater noch lebt. Vielleicht sind Gasam und Larissa unsterblich. Vielleicht muss der Rest der Welt bis in alle Ewigkeit unter ihnen leiden. Wir sind nur einfache Sterbliche. Einzig König Hael kann den beiden Einhalt gebieten.«
    Chutai trat vor. »Geh, Prinz Ansa«, sagte er freundlich. »Finde deinen Vater. Wir müssen einen Krieg führen, doch hier ist kein Platz mehr für dich. Wie die Königin sagte: Die Götter haben sich eingemischt. Vielleicht treffen wir uns irgendwann einmal unter glücklicheren Umständen wieder.«
    Ansa salutierte und riss das Cabo herum. Er ritt durch die engen Gassen zum Südtor. An jeder Straßenecke standen Soldaten. Er sehnte sich danach, in die heimische Steppe zurückzukehren, aber zuerst musste er zur Schlucht reiten, um seinen Vater zu sehen und Fyana, die das Geheimnis des Lebens in Händen hielt. Hinter ihm lag ein furchtbarer, unentschiedener Krieg. Ehe sich König Hael nicht erholte und alles wieder ins Lot brachte, würde sich die Welt nicht
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