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Kane

Kane

Titel: Kane
Autoren: Danielle Gear
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Kapitel 1

    Spitze, kantige Felsenvorsprünge, abgebrochene Äste und raue, scharfe Wände der Schlucht, rissen ihm die Haut vom Körper. Er hörte seine eigenen Knochen brechen.
    Sein Adrenalinpegel stieg weit über die Kapazität seines Herzschlages. Er fiel und fiel. Konnte den Fall nicht aufhalten,der ihm den Abgrund des Todes immer näher brachte. Seine Flügel waren zertrümmert, seine Hand und Fußknochen gebrochen und das, bevor sie ihn in die Schlucht geworfen, bevor sie ihn bespuckt und gedemütigt hatten. Er konnte immer noch ihr Lachen hören, ihren Spott.
    Halb blind, von all dem Blut das ihm in die Augen lief, versuchte er noch einmal nach einem Felsvorsprung zu greifen. Doch seine nutzlosen, gebrochenen Finger wollten ihm einfach nicht gehorchen. Wie lange fiel er schon und wie lange würde es wohl noch dauern, bis ihn die Bewusstlosigkeit, die er so sehr herbeisehnte, endlich von dem unerträglichen Schmerz befreien würde? Oder, was sicherlich besser wäre, den Aufprall, der alles beenden würde.
    Das Endstück seines Flügels riss unterhalb des Gelenk´s ab und mitten im freien Fall musste er sich vor Übelkeit, hervorgerufen von den Schmerzen übergeben. Eigentlich hatte er schreien wollen, doch alles was er wahrnahm war, dass sich sein Magen entleerte, wieder und wieder und wieder. Dann schlug er auf den steinigen Untergrund der Schlucht auf!
    Bevor er das Bewusstsein völlig verlor, sah er, wie der Körper einer Frau direkt neben ihm zerbarst.
    Sich ihre Innereien, rot und glitschig, über die kalkig, weißen Felsen verteilten. Dann wurde alles schwarz!

    Seine Haut von Schweiß überzogen, wachte Kane ruckartig aus diesem Albtraum auf. Sein Bett war völlig zerwühlt und vom Schweiß, ganz feucht. Er zitterte und rieb sich mit der Hand über sein angespanntes Gesicht. Langsam versuchte er in die Realität zurückzufinden, indem er seine Augen durch den halbdunklen Raum schweifen ließ.
    Alles war noch beim Alten. Die Bücherwand mit der gesamten wissenschaftlichen Enzyklopädie.
    Die neuesten Ausgaben über Chemie, Physik und Technik, sowie seine wertvolle Lieblingssammlung:
    Alles Erstausgaben von Asterix und Obelix, Hand signiert von dem Zeichner Uderzo. Ein Fable von Kane, der von seinen Brüdern stets belächelt wurde...Aber Scheiß drauf! Jeder brauchte doch seinen persönlichen Spleen.
    Er drehte sich zur Seite und schaltete die kleine Nachttischlampe neben seinem Bett an.
    Das warme, weiche Licht ließ den Raum unwirklich erscheinen und so tastete er vorsichtig seinen Körper ab. Zentimeter für Zentimeter glitt er über seine Haut. Bis auf die kleinen Wülste, die von den unzähligen Narben stammten, war alles in Ordnung. Die Narben waren ein besonderes Geschenk von Black´s Feuerschwert gewesen und somit eine dauerhafte Erinnerung an seine Gefangenschaft. Nur Feuerschwerter konnten auf der Haut eines Engels oder Nephilim, dauerhafte Narben hinterlassen und das auch nur, wenn diese tief genug waren.
    Um noch einmal ganz sicher zu gehen, dass das hier die Realität war, setzte er sich auf. Breitete seine nachtblauen Flügel aus und bewegte sie langsam von hinten nach vorn, als stellte er den Flügelschlag beim fliegen in Zeitlupe nach.... Alles gut, dachte er, bevor er sie wieder vollständig in seinem Rücken verschwinden ließ. Nur ein paar hellgraue Federn zeugten noch von der Stelle, wo der Knochen einst gebrochen und abgetrennt war.
    Jahre waren vergangen, seit er diesen Albtraum durchlitten hatte, und dann auch nur halb so intensiv.
    Sicher, nach seiner Rettung aus der Schlucht, waren viele Tage und Monate vergangen in denen er wenig, oder gar nicht, geschlafen hatte. Immer in der Angst, die Erinnerungen würden ihn in der Nacht verschlingen und er würde niemals mehr aus diesem Albtraum erwachen. Doch es waren nicht die Schmerzen und die Angst die ihn in seinen Träumen begleiteten, sondern die Demütigungen in der Zeit davor, in der sie ihn gefangen hielten.
    Angekettet auf einem Tisch in einem winzigen Raum, nicht wissend, wo er sich befand und wie lange er dort schon so lag.
    Vielleicht Monate, Jahre? Tag oder Nacht, er wusste es nicht. Es gab keine Fenster, keinen Spalt an dem er Tages- oder Nachtzeiten festmachen konnte. Nur zwei oder drei winzige Kerzen, die er anging ließ - mittels seiner medialen Fähigkeiten - wenn er die Kraft noch hatte. Nach all der Folter spendeten sie ihm etwas Trost.
    Ein Blick auf seinen CD-Wecker, verriet ihm, das es eigentlich noch zu früh war
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