Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mitternachtsdieb: Roman

Der Mitternachtsdieb: Roman

Titel: Der Mitternachtsdieb: Roman
Autoren: Sidney Sheldon
Vom Netzwerk:
Sidney Sheldon

    Der Mitternachtsdieb

    Roman

    Deutsch von W. M. Riegel

    1. KAPITEL

    Es war unglaublich. Es war wie ein Alptraum, nur daß er Realität war. Sie wurden ermordet! Der Mann stand über ihnen mit einem riesigen Messer in der Hand und sagte: „Macht die Augen zu." Und sie sahen, wie das Messer bereits auf sie zukam, um sich in ihre hilflosen Leiber zu bohren, und sie konnten nichts dagegen tun, nichts.

    Es hatte vor einem halben Jahr begonnen. Damals war ihr Vater Takesh Yamada nach Hause gekommen und hatte gesagt:
    „Ich habe aufregende Neuigkeiten für euch. Wir gehen nach Amerika."
    Nur aufregend? Nicht zu fassen war es! Sie starrten ihren Vater völlig ungläubig an. Amerika! Das war am anderen Ende der Welt! Der vierzehn Jahre alte Kenji und die elfjährige Mitsue hatten in ihren Schulbüchern von Amerika gelesen. Es war ein sehr großes und für sie sehr mysteriöses Land.
    „Was ist passiert? Wieso gehen wir dorthin?" fragte auch ihre Mutter Keiko.
    Auf dem Gesicht von Takesh Yamada war ein breites Lächeln. „Heute früh wurde ich in das Büro von Masaaki Takahashi gerufen. Er teilte mir mit:, der Manager unseres Werks in New York gehe in Pension und daß man mich als seinen Nachfolger ausersehen hat. Ich werde dort der neue Chef sein."
    Seine Familie wußte, daß Masaaki Takahashi der oberste Chef der Firma Watanabe war. Seine Frau und seine Kinder lauschten diesen Eröffnungen aber mit gemischten Gefühlen. Sie waren zwar stolz darauf, daß Takesh Yamada einen so bedeutenden Posten bekam. Aber in New York ... ?
    Kenji fragte nervös: „Ja, werden wir dort auch sicher sein, Vater?" Jedermann wußte doch schließlich, daß New York voller Gangster, Einbrecher und Straßenräuber war.
    Der Vater lachte. „Natürlich sind wir dort sicher. Die. Zeitungen bauschen immer alles auf."
    Seine Frau Keiko war ihrerseits über etwas anderes besorgt. „Aber das bedeutet doch, daß wir unser Heim hier aufgeben und dort wieder ganz von vorne anfangen müssen."
    „Es ist ja nur für ein Jahr", beruhigte ihr Mann sie. „Sobald das Werk dort normal läuft, kommen wir wieder heim."
    „Aber ich muß meine Freunde zurücklassen", jammerte Mitsue, „und in eine neue Schule gehen." „Und ich auch", pflichtete ihr Kenji bei.
    „Ihr werdet dort neue Freunde finden", sagte ihr Vater. Kenji wußte durchaus, daß das stimmte. Er war ein sehr attraktiver Bursche und intelligent und schloß sehr schnell und leicht Freundschaften. Nur waren natürlich auch andere Dinge einzurechnen. Er war der Kapitän der Baseballmannschaft seiner Schule und wollte das gar nicht gerne aufgeben. „Was wird die Mannschaft ohne mich machen, Vater?" fragte er.
    „Nun, die werden ja wohl auch ohne dich auskommen, bis du
wieder da bist."
„Aber -"
    „Da gibt es keine Aber mehr", schnitt der Vater alle weiteren Diskussionen ab. „Die Sache ist entschieden, und es wird für uns alle ein aufregendes, neues Abenteuer werden."
    Die Familie Yamada konnte freilich nicht wissen, wie tatsächlich aufregend dieses „Abenteuer" werden sollte. Hätten sie nur geahnt, was ihnen für schreckliche Dinge widerfahren würden, wären sie niemals von Tokio abgereist.
    Die nächsten zwei Wochen hatten sie alle tausend Dinge gleichzeitig zu erledigen.
    „Ich muß einen Teil unserer Sachen einlagern lassen", sagte Mutter Keiko, „bis wir wiederkommen. Wir müssen entscheiden, was wir alles mit nach Amerika nehmen wollen." „Mein Fahrrad muß unbedingt mit", sagte Kenji. „Nein, das ist zu sperrig."
    „Kann ich meine Puppensammlung mitnehmen?" fragte Mitsue.
    Und Kenji erklärte: „Aber mein Baseballhandschuh und meine Musikkassetten kommen mit."
    „Und meine ausgestopften Tiere und mein Puppenhaus", sagte Mitsue.
    „Kinder, bitte! Vergeßt nicht, wir reisen im Flugzeug, da kann man nur eine bestimmte Menge Gepäck mitnehmen." „Und was ist mit Neko?" fragte Mitsue. „Die können wir doch nicht einfach dalassen?"
    Neko war die Katze der Familie. Aus irgendeinem Grund hatten sie ihr nie einen eigenen Namen gegeben und sie einfach immer nur Neko, Katze, genannt. Sie war groß und schwarz, und alle hatten sie ins Herz geschlossen.
    „Ich glaube nicht", sagte der Vater, „daß wir sie mitnehmen können."
    „Bitte! Ohne uns stirbt sie doch!" riefen beide Kinder. „Es müßte doch eigentlich möglich sein, oder?" meinte die Mutter. „In Amerika haben sie doch auch Haustiere, nicht?"
    „Also gut", sagte Takesh Yamada. „Dann kommt Neko
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher