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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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Sie schlug den Bogen gegen das Balkongeländer, befreite den Speer und schlug Ansa mit dem Schaft gegen die Schläfe.
    Er taumelte rückwärts; Blut lief ihm über das Gesicht. Verzweifelt wehrte er ihren Angriff mit dem Schwert ab. Der Speerschaft prallte gegen die Stahlklinge und er fühlte, wie sich ihr Griff ein wenig lockerte. Noch war er stärker als sie. Erneut griff sie an und legte ihr ganzes Körpergewicht in den nächsten Hieb.
    »Ich verschonte dich heute Nachmittag!«, keuchte er. »Ich zielte auf dich und ließ dich am Leben!«
    »Ich hätte dir den Speer in den Rücken stoßen können, als ich dich überholte, hatte aber Wichtigeres zu tun. Wir haben beide etwas zu bereuen. Du hast mich beschämt und Shazad umgebracht!« Sie fauchte eher wie ein Tier denn als eine Frau. Dann traf ihn ihr Knie in den Unterleib. Die Welt begann sich zu drehen, Blitze zuckten vor seinen Augen auf. Mit letzter Kraft stemmte er sich gegen sie und sein Gewicht drückte sie gegen das Balkongeländer. Die Waffen eingeklemmt, presste er sie mit den Schenkeln gegen die Balustrade und bog sie hintenüber. Wenn er sie nicht mit dem Schwert töten konnte, wollte er ihr wenigstens das Rückgrat brechen.
    Mit zurückgelegtem Kopf begann Larissa zu schreien. Es war ein schrilles Gemisch aus Schmerzen und Wut. An ihrem Kinn vorbei sah Ansa unter sich die Shasinn. Sie hatten sich durch die Länge des Raums gekämpft, dessen Boden mit den Leichen von Männern und Frauen bedeckt war. Gasam schaute nach oben und sah sie. Er brüllte etwas und ein Shasinn hob den Speer. Ansa hielt Larissa vor sich, woraufhin der Krieger die Waffe senkte.
    Außer sich vor Wut riss Ansa die Königin herum und hielt ihre Arme mit einer Hand auf dem Rücken fest. Mit der anderen hob er sie auf und ließ sie auf der anderen Seite des Geländers wieder herab. Jetzt hing sie über den Köpfen der Shasinn. Er legte ihr die Schwertklinge an den Hals, die sich in das weiche Fleisch biss. Ein dünnes Rinnsal aus Blut lief ihr den Hals hinunter. Wenn er sie fallen ließ, wurde sie geköpft. Geraume Zeit rührte sich niemand. Draußen tobte das Chaos, aber im Thronsaal herrschte völlige Stille.
    »Tauschen wir, Gasam?«, rief Ansa. Larissa zappelte und seine Arme erlahmten allmählich.
    »Wir tauschen!« Gasam sah ehrlich besorgt aus.
    »Du zuerst. Schnell, meine Kraft lässt nach und die Frau, die du hältst, ist vielleicht schon tot.«
    Gasam entfernte sich ein paar Schritte von seinen Männern und legte Shazad sanft auf einen blutgetränkten Teppich. Er war behutsam und sorgte dafür, dass der Pfeil den Boden nicht berührte. Dann strich er ihr über die Haare und stellte sich mit ausgestreckten Armen unter den Balkon.
    Ansa zog die Klinge zurück und ließ los. Gasam fing seine Frau auf und stellte sie auf den Boden. Er salutierte ironisch und schon brach ein heilloser Tumult aus. Rasch trat Ansa zurück, um nicht wieder Zielscheibe eines Speers zu werden.
    Langsam und bedächtig humpelte er zur Treppe und stieg zum Thronsaal hinab. Ein Gobelin verhüllte eine Seite der Wand, damit die Musiker den Balkon ungesehen betreten konnten. So war Larissa heraufgekommen, ohne von den Wachen aufgehalten zu werden. Sie hatte wahrlich ein Gespür für ihre Umgebung.
    Er drängte sich durch die Menschen, die ihre Königin umringten. Inmitten des allgemeinen Gemetzels weinten die Höflinge um Shazad. Ansa hatte nur Augen für die am Boden Liegende. Er ließ das Schwert fallen und sank neben ihr auf die Knie.
    »Verzeih mir, Shazad!« Mehr brachte er nicht hervor.
    Sie öffnete die Augen ein wenig. »Heute möchten alle, dass ich ihnen verzeihe. Sogar die Barbarenkönigin, aber niemand unternimmt etwas wegen dieses Pfeils.«
    »Die Ärzte sind bereits unterwegs, Majestät«, sagte eine weinende Zofe.
    »Sie haben heute viel zu tun.« Sie sah Ansa an. »Du hast mein Ehrenwort gebrochen.«
    »Gasam griff dich an, Majestät!«, rief jemand. »Der Prinz wollte dich nur beschützen. Es war ein Unfall.«
    »Bei solchen Ereignissen gibt es keine Unfälle. Die Götter mischten sich ein.« Sie lächelte schwach. »Du, dein Vater, Gasam und nun ich. Haben sich jemals Könige so viel Schaden zugefügt, wie wir es tun?«
    Ein Mann in einer funkelnden Rüstung drängte sich durch die Umstehenden und warf Ansa einen bösen Blick zu. »Idiot!«, rief er.
    »Hüte deine Zunge, Chutai«, sagte Shazad. »Ich fühle, dass du dahintersteckst, und wir werden uns später noch darüber unterhalten. Was
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