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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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worden. Ein Bericht besagte, dass es eine nevanische Galeere versenkt hatte. Letzteres war unglaublich, aber die Ausländer wussten um seemännische Geheimnisse, die kein Einheimischer kannte. Sicher befand sich Larissa längst bei den Insulanern.
    Ansas einzige Hoffnung bestand darin, dass Graf Goss Larissa als Geisel hielt und eine gewaltige Belohnung aus den legendären Schatzkammern der Shasinn auf den Inseln forderte. Das würde zum Charakter des Verräters passen. Allerdings glaubte Ansa nicht, dass sich diese Hoffnung erfüllte. Eine Königin von Neva mit ihrer ganzen Macht war eine Sache. Aber dass ein Mann wie Goss mit einem einzigen Schiff und dessen Besatzung Larissa ihren Kriegern vorenthielt, war fast unmöglich. Zehntausende würden mit Freude ihr Leben für sie hingeben.
    Eines Nachmittags, als er außerhalb der Stadtmauern ritt und ein wildes Krummhorn jagte, wurde er auf dem Rückweg zum Osttor aufgehalten. Vier Berittene versperrten ihm den Weg. Zwei von ihnen kannte er: einen hohen Beamten des Hofes und einen General der Fußtruppen. Der dritte Mann trug die Uniform eines Marineoffiziers, der vierte kostbare Zivilkleidung. Er zügelte sein Cabo und hielt den Bogen schussbereit am Sattel.
    »Guten Tag, werte Herren. Ihr habt keine Jagdwaffen bei euch. Reitet ihr zum Vergnügen aus?«
    »Wir grüßen dich, Prinz Ansa der Steppe«, sagte der Beamte. »Wir und ein paar Gleichgesinnte möchten uns mit dir in einer höchst dringenden Angelegenheit unterhalten, bei der es um die Sicherheit unserer beider Länder geht. Erweist du uns die Ehre, uns zu begleiten?«
    Ansa wusste, dass er mit etwas Derartigem hätte rechnen müssen. »Ist das Treffen geheim?«
    »Ich fürchte, so ist es«, antwortete der Höfling. »Wenn du nicht mitkommen willst, sage es unumwunden und wir reden nicht mehr darüber. Wir bitten dich nur, der Königin nichts zu erzählen.«
    »Zurzeit rede ich kaum noch mit der Königin. Ja, ich begleite euch.«
    Sie folgten einem schmalen Pfad, der in die Hügel führte. Ansa fragte sich, was passiert wäre, wenn er sich geweigert hätte. Die Männer hatten ihm den Weg verstellt und vielleicht lauerten Bogenschützen in den Bäumen oder im dichten Unterholz. Prinz Ansa wäre einfach während eines Jagdausflugs verschwunden, vielleicht übereifrigen Insulanern oder umherstreunenden Banditen zum Opfer gefallen, die sich die Kriegswirren zunutze machten.
    Sie erreichten eine Lichtung, auf der etliche Cabos angebunden waren. Männer standen oder saßen herum, manche hatten Klappstühle mitgebracht. An den kostbaren Rüstungen und Gewändern erkannte Ansa, dass es sich nur um hochrangige Leute handelte. Bei ihrer Ankunft erhob sich ein grauhaariger Veteran und begrüßte sie.
    »Ich freue mich, dass du gekommen bist, Prinz Ansa«, sagte der General.
    »Ich habe mit etwas Ähnlichem gerechnet, General Chutai.«
    »Gut. Dann weißt du, worum es geht. Bitte geselle dich zu uns.« Ansa stieg aus dem Sattel und Chutai stellte ihm die anderen Männer vor. Die Hälfte der Anwesenden kannte Ansa bereits von Versammlungen. Die übrigen waren hohe Offiziere der Marine und der Armee.
    »Wir dürfen uns nicht zu lange von unseren Posten entfernen«, begann Chutai. »Fassen wir uns kurz. Seit einiger Zeit benimmt sich die Königin sehr eigenartig.«
    »Ich würde es anders bezeichnen«, warf der Beamte ein.
    »Nun, wie man es auch nennt, die Lage ist gefährlich«, fuhr Chutai fort. »Gasam, der seit über zwanzig Jahren unser Todfeind ist, führt im Palast das Kommando.«
    »Er beherrscht die Königin!«, rief ein Flottenadmiral, und die Männer stimmten ihm halblaut zu. Einige knurrten wütend.
    »Sagen wir, die Ereignisse im Palast gehen weit über den Empfang einer Gesandtschaft hinaus. Es gibt keine Verhandlungen über die Freilassung der Gefangenen, obwohl die Herrscher viel Zeit miteinander verbringen.«
    »Augenblick!«, unterbrach ihn Ansa. »Ich vermisse Admiral Harakh. Als Prinzgemahl und Kommandeur der Flotte sollte er hier sein!«
    Unbehagliches Schweigen senkte sich über die Lichtung. Nach einer Weile sagte der Beamte: »Graf Harakh ist der tapferste und treueste Admiral der Flotte, aber in dieser delikaten Angelegenheit haben wir entschieden, dass seine Anwesenheit nicht angebracht ist.«
    Eine höfliche Art zu sagen, dass der gehörnte Ehemann unzuverlässig ist, dachte Ansa.
    »Genug davon!«, erklärte Chutai. »Was sollen wir tun? Ich möchte unsere Königin nicht verraten, aber ich halte
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