Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Lektion erteilen.«
    »Hier auf den Inseln darf es keine Nachlässigkeit geben«, sinnierte Larissa. »Die Inseln sind das Herz unserer Macht und die Heimat der einzigen Krieger, die diesen Namen wahrhaftig verdienen. Ja, stelle eine Truppe zusammen und sorge dafür, dass die Kanus nicht länger nutzlos herumliegen.
    Wo ihr Aufständische entdeckt, tötet die Anführer, aber es darf kein allgemeines Gemetzel geben. Der König legt Wert auf … Was ist das?« Sie deutete zum Hochland der südlichsten Halbinsel hinüber, wo sich eine schwarze Rauchwolke zum Himmel erhob.
    »Ein Schiff nähert sich«, erklärte Pendu. »Dabei ist es noch früh im Jahr. Nur die tapfersten Kapitäne wagen es, sich den furchtbaren Stürmen zu stellen.«
    Die Königin klatschte in die Hände und eine Dienerin eilte aus dem Palast. »Hol mir mein Fernrohr!«, befahl Larissa. Kurz darauf kehrte die Frau zurück mit einem länglichen Kasten aus poliertem Holz in der Hand. Die Königin öffnete den Bronzeverschluss und klappte den Deckel zurück. Ein kunstvoll gearbeitetes Fernrohr aus glänzendem Flammenholz mit bronzenen Enden kam zum Vorschein. Es stammte aus Neva und war wie die meisten ihrer Besitztümer ein Beutestück. Larissa hob es ans Auge und schraubte daran herum, bis sie deutlich sehen konnte.
    »Eine blaue Flagge«, sagte sie. »Ein seltsames Schiff. Nein, drei Schiffe.«
    »Sicherlich Kaufleute«, meinte Pendu. »Eine Kriegsflotte würde nicht mit nur drei Schiffen kommen. Aus welchem Land stammen sie?«
    »Die blaue Flagge ist mir unbekannt. Vielleicht sind sie auch nur zu weit entfernt, um sie richtig zu erkennen. Vom Ausguck läuft ein Bote zu uns herüber. Bald wissen wir mehr.« Sie klatschte zweimal, und ein halbes Dutzend Sklavinnen erschienen. »Vielleicht bekomme ich Besuch. Bereitet mich vor.« Zu Pendu gewandt sagte sie: »Sorge dafür, dass die Faulenzer sich zusammenreißen. Kein Spion darf Schwäche und Disziplinlosigkeit entdecken.«
    Er verneigte sich. »Zu Befehl, Majestät.«
    Pendu verließ die Veranda und brüllte den Männern Befehle zu. Wie durch Zauberkraft stellten sich die herumlungernden Krieger in Windeseile zu geordneten Einheiten auf.
    Schnell und geschickt begab sich die nevanische Schminkerin an die Arbeit. Lange hatte Larissa künstliche Hilfsmittel verachtet, aber nach ihrem vierzigsten Geburtstag waren ihr die ersten Anzeichen des Alters bewusst geworden. Die Shasinn widerstanden den Spuren der Zeit viel länger als andere Völker, aber selbst ihre legendäre Königin war nicht unsterblich.
    »Das rote Seidenkleid, meine Königin?«, fragte eine der Frauen.
    »Das neue blaue Gewand mit der Goldborte und den Perlen.« Wenn sie sich nur unter Insulanern aufhielt, trug Larissa kaum mehr als ihre Juwelen. Sie achtete darauf, sich gesund zu ernähren und war ständig in Bewegung. Aus zehn Fuß Entfernung hätte man sie für eine Zwanzigjährige halten können. Wenn sie Besucher empfing, kleidete sie sich bedeutend züchtiger – jedenfalls nach ihren Maßstäben.
    Die Frauen waren gerade fertig, als der Bote vom Ausguck die Stufen der Veranda heraufsprang und sich der Herrscherin zu Füßen warf. Er gehörte zu den jungen Kriegern, schwitzte trotz des langen Laufes nicht und atmete auch ganz ruhig.
    »Was gibt es, Mana?« Der Junge gehörte zu Larissas Leibwache, mit der sie stets sehr vertraulich und freundlich umging. Dafür verehrten sie die Jungen mit mehr Hingabe, als die Festlandbewohner ihren Göttern entgegenbrachten.
    »Drei Schiffe, meine Königin, Schiffe, wie ich sie nie zuvor gesehen habe!«
    »Du hast die Inseln noch nie verlassen, Mana. Vielleicht kommen sie aus Chiwa. Seit deiner Kindheit hat kein chiwanisches Schiff hier angelegt.«
    »Der Offizier der Wache ist Utho, meine Königin. Er ist ein weit gereister Veteran. Er hat sie durch sein Fernglas genau betrachtet und er lässt dir ausrichten, dass er solche Boote noch nie gesehen hat.«
    Sie beugte sich vor und zum ersten Mal seit vielen Monaten wallte Aufregung in ihr auf. »Beschreibe sie mir.«
    »Er sagt, dass sie kleiner sind als die riesigen chiwanischen Kriegsschiffe, aber größer als jedes nevanische Handelsschiff. Jedes hat drei Masten.«
    »Drei!« Nie zuvor hatte Larissa von einem Schiff mit drei Masten gehört.
    »Ja, meine Königin. Manche der Segel sind viereckig, andere dreieckig. Mehr konnten wir nicht erkennen, als ich den Ausguck verließ.«
    »Sieht es so aus, als wollten sie hier anlegen?«
    »Sie segeln genau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher