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1672 - Die Insel

1672 - Die Insel

Titel: 1672 - Die Insel
Autoren: Jason Dark
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Er war wirklich ein Relikt der vergangenen Zeit. Dass er trotzdem noch funktionierte, dafür sorgte McMillan. Die modernen Leuchttürme wurden elektronisch gesteuert. Das war bei diesem hier nicht der Fall. Er lief über Batterien und war zudem an eine Zeituhr angeschlossen, sodass er sein Licht nur zu bestimmten Zeiten abgab. Das Licht war nicht für die Schiffe auf hoher See bestimmt. Die kümmerten sich nicht um den Turm. Aber die Menschen an der Küste und auf den Inseln freuten sich jedes Mal, wenn sie das Licht sahen. Es gab ihnen so etwas wie ein heimatliches Gefühl, denn der Turm war bereits seit Jahrzehnten in Betrieb.
    McMillan setzte seinen Weg fort. Er war froh, dass der strenge Winter nur noch Erinnerung war. Jetzt spürte er bereits den Atem eines Frühsommers. Es hatte schon sonnige Tage gegeben, da war die Laune der Menschen sofort angestiegen. Auch der Verkehr zwischen den Inseln hatte wieder zugenommen, und selbst der Leuchtturm mit seinen roten und weißen Farbstreifen glänzte frischer als sonst. Es war eine Lust, sich wieder dem Wind und den Wellen zu stellen. Für Rick McMillan war der Leuchtturm wie ein alter Freund, den es zu pflegen galt. In den kalten Monaten war er kaum zur Insel gefahren, nur in Notfällen, wenn es etwas zu reparieren galt, was ein Sturm zerstört hatte. Jetzt aber fuhr er wöchentlich auf seine kleine Insel und brachte hin und wieder sogar Touristen auf das Eiland, die sich dann einen Blick vom Turm her über das gewaltige Wasser gönnten. Es war keine große Insel. Bäume gab es kaum. Und wenn, dann waren es Krüppelgewächse. Dafür viel Buschwerk und Flechten. Zumeist jedoch war der Untergrund mit Steinen bedeckt, die sich tief in den Boden hineingedrückt hatten und nur mit ihren oft unebenen Oberflächen hervorschauten. Über die Steine hatte sich im Laufe der Jahre eine Schicht aus Moos und dünnen Flechten gelegt, sodass sie einen grünen Schimmer abgaben.
    Rick hatte mehr als die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, die er wirklich im Schlaf kannte, als er seinen Gang unterbrach. Er spürte das Gewicht des Rucksacks auf seinem Rücken und überlegte, ob er ihn für eine Weile ablegen sollte. Es ging ihm allerdings weniger um das Gewicht, sondern um das, was er sah. Etwas stimmte nicht!
    Auch beim dritten Rundblick war er der Meinung, aber er konnte nicht genau sagen, was ihn störte. Eigentlich sah alles aus wie immer - und trotzdem war es anders. Die Stirn des grauhaarigen Mannes legte sich in Falten. Es war alles normal. Wenn er nach Osten schaute, sah er die Küste des Festlands, nach Westen hin das offene Meer und andere Inseln, die wie kleine Buckel aus dem Wasser ragten, und in Richtung Norden gab es nur das graue Wasser, das nie aufhörte, sich zu bewegen. Alles war okay, alles war wie immer, und trotzdem war er nicht zufrieden. Woran konnte das liegen?
    Er wusste es nicht, noch nicht, aber er würde es herausfinden. Zunächst setzte er seinen Weg fort. Dabei wollte sein ungutes Gefühl nicht weichen. Allerdings steigerte es sich nicht so stark, dass es für ihn zu einer Beunruhigung wurde. Jetzt war erst mal der Turm wichtig.
    Es vergingen knapp acht Minuten, da hatte er ihn erreicht. Er war direkt auf die eiserne Eingangstür zugegangen. Sie war abgeschlossen. Das Schloss hatte McMillan selbst einbauen lassen, denn es hatte früher mal Menschen gegeben, die ohne Erlaubnis die Insel besucht hatten, um dort Party zu machen. Das sollten sie auch, aber nicht im Turm. Da durfte nichts beschädigt werden.
    McMillan schloss die Tür auf und schob sich ins Innere, in dem es feucht roch, aber auch nach Kalk, denn die Innenwände waren teilweise im letzten Herbst gestrichen worden und da hatte sich der Geruch noch gehalten.
    Der schwerste Teil der Strecke lag noch vor ihm. Er musste die Wendeltreppe hoch über die zahlreichen Stufen gehen. Es gab ein altes Eisengeländer, an dem er sich festhalten konnte, und so schaffte er es bis zum Ziel, ohne ein einziges Mal zu verschnaufen.
    Es war eng hier oben, aber wenn er durch die Scheiben nach draußen schaute, fing sein Herz an schneller zu klopfen. Dieser Blick über das Meer war einmalig. Er konnte sich nicht satt daran sehen. Für ihn war es der schönste Ausblick der Welt. Er hatte eigentlich nicht viel zu tun. Die Batterien überprüfen, die Zeitschaltuhr ebenfalls und vielleicht noch das Glas der Leuchte putzen. All das war für ihn Routine, und er hätte schon längst damit begonnen, wenn ihn nicht erneut
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