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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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hörbar.
    »Natürlich, Geliebter, aber wir sind Wilde, die mehr von der Welt gesehen haben, als sich diese Fremden vorstellen können. Wie üblich bei diesen Völkern glauben sie, uns durch ihren bloßen Anblick und die billigen Waren ihrer Länder zu blenden. Als Gegenleistung wollen sie Sachen von großem Wert, von denen sie meinen, wir wüssten sie nicht zu schätzen. Mein Verhalten hat sie offenbar beeindruckt. Ansonsten hätten sie versucht, meine Gier mit Spiegeln und bunten Stoffen zu wecken.«
    Gasam gelang ein Lächeln. »Es wäre schön, ihnen die Schiffe fortzunehmen und sie alle über offenen Feuern zu rösten, aber zuerst müssen wir mehr über ihr Land erfahren. Vielleicht gereicht es zu unserem Vorteil.«
    »Das stimmt.« Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich bin nicht ganz sicher, wie ich vorgehen soll, Liebster. Es ist ganz gut, wenn sie uns unterschätzen. Menschen reden viel freier, wenn sie ihr Gegenüber für einfältig halten. Andererseits habe ich immer gehasst, aus untergeordneter Stellung zu verhandeln.«
    Der König dachte eine Weile nach. »Nein, wir müssen sie mit unserer Macht und unserem Reichtum beeindrucken. Wenn sie uns verlassen, segeln sie geradewegs zum Festland. Sie wissen, dass sie dort bessere Handelsmöglichkeiten vorfinden und diplomatische Beziehungen zu vielen Ländern aufnehmen können. Sie sollen erfahren, dass die Inseln die Heimat der besten Krieger sind. Die Festlandbewohner werden ihnen viele Geschichten über uns erzählen und sie dürfen nicht glauben, dass wir besiegt sind.«
    »Du hast Recht. Ich werde sie ein wenig herumführen und ihnen die Waffen im Zeughaus und die Schatzkammer zeigen. Der Mann namens Goss scheint mir jemand zu sein, der gerne eigene Spiele spielt. Ich werde mich mit ihm anfreunden.«
    »In diesen Dingen kennst du dich bestens aus, kleine Königin.«
    »Begreifst du, mein Gemahl, dass sich das Gleichgewicht der Welt wieder einmal verlagert?«
    »Das ist mir bereits aufgefallen. Ein neuer Kontinent und noch dazu ein reicher. Wir müssen mehr über diese sonderbaren Schiffe herausbekommen. Vielleicht ist die Reise gar nicht so weit, wenn man sich mit den Winden und den Strömungen auskennt und weiß, wann man den schweren Stürmen ausweichen muss. Unter Umständen ergibt sich eine Möglichkeit, neue Macht zu erlangen, damit wir zum Festland zurückkehren, mein Reich wieder an uns reißen und Hael vernichten können.«
    »Das Sprechen ermüdet dich, Geliebter. Überlasse die Fremden mir und ich werde jeden Vorteil aus ihnen herausquetschen, den ich entdecke. Lange Zeit hatten wir nur Pech. Ich glaube, nun wendet sich alles zum Guten.«
    »Das glaube ich auch«, sagte Gasam, dessen Stimme immer schwächer klang. »Mein Schicksal lässt sich nicht verleugnen …« Er war eingeschlafen.
    Larissa erhob sich und verließ das Schlafgemach an den wilden Kriegerinnen vorbei, die ihren Mann bewachten. Nach außen hin war sie gelassen, aber in ihr brodelte es. Wenn Gasam an neue Eroberungen dachte, war er auf dem Weg der Besserung!
    Als die Fremden am nächsten Morgen an Land gingen, begrüßte Larissa sie freundlich. Ihre Leibwache aus jungen Shasinn stand hinter ihr und sie hielt den kleinen Speer in der Hand, der das Sinnbild ihrer Macht war. Der ursprüngliche Speer war verloren gegangen, als sie ihn König Hael in die Brust stieß, daher hatte sie einen neuen anfertigen lassen. Sie bemerkte, dass die Fremden auf die zierliche Waffe starrten, die ganz aus Stahl bestand.
    »Werte Herren, steht euch der Sinn nach ein wenig Bewegung? Ich möchte euch einen kleinen Teil unseres Reiches zeigen. Wenn Ihr wollt, könnt ihr unsere Cabos reiten, aber auf den Inseln gehen wir für gewöhnlich zu Fuß.«
    Sachu grinste breit. »Von Cabos habe ich noch nie gehört, doch ich weiß, dass es nicht ratsam ist, ein unbekanntes Tier zu besteigen. Nach einer so langen Reise wird es nicht schaden, ein wenig die Beine zu vertreten. Wir folgen dir, Majestät.«
    Sie wanderten landeinwärts. Larissa hatte den jungen Kriegern befohlen, nicht zu schnell zu gehen. Üblicherweise rannten oder trabten die Shasinn, aber sie nahmen Rücksicht auf die fremden Besucher. Sachu besaß nicht den wiegenden Gang der Seeleute, sondern folgte ihr mit langen, lässigen Schritten. Das verblüffte Larissa, denn er trug schwere Stiefel mit dicken Sohlen und Absätzen. Die breiten Schäfte reichten bis zu den Oberschenkeln. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sich jemand mit solchen
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