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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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bist. Sie müssen nicht wissen, dass du krank bist.«
    »Noch besser …« Er verdrehte die Augen und senkte die Lider. Die wenigen Sätze hatten ihn völlig erschöpft. Wenigstens hatte er sie diesmal erkannt. An manchen Tagen wusste er nicht einmal, wen er vor sich hatte.
    Als sie auf die Veranda zurückkehrte, glitt das erste Schiff durch den Kanal zwischen den Landzungen. Larissa setzte sich und nahm ihr Fernrohr zur Hand. Sie musterte das Schiff und begriff, dass Utho die Wahrheit gesagt hatte. Nie zuvor hatte sie ein solches Gefährt gesehen. An den beiden vorderen Masten hingen viereckige Segel. Am sehr kurzen hinteren Mast hing eine schräge Rah, an der ein kleines dreieckiges Segel befestigt war. Der Rumpf des Schiffes war ungewöhnlich breit und tief, lag aber gut im Wasser. Die Takelage bestand aus einem Spinnennetz von Tauen.
    Die leuchtenden Farben des Rumpfes trugen Spuren einer langen beschwerlichen Reise. Mehr vermochte Larissa nicht zu erkennen. Während sie durch ihr Fernrohr schaute, wurden die Segel eingeholt und ein Boot zu Wasser gelassen. Ein paar Männer sprangen hinein und ruderten zum Bug des großen Schiffes, wo sie anscheinend die Wassertiefe ausloteten. Larissa hoffte, sie würden sich nicht zu lange aufhalten.
    Die Kanus mit ihren Kriegern näherten sich den Besuchern. Die Männer standen hinter ihren Schilden, die Speere aufrecht neben sich gestellt. Sie blieben völlig reglos, aber die Shasinn beeindruckten allein durch ihr Aussehen. Darin standen ihnen die übrigen Insulaner nur wenig nach.
    Jetzt glitt das zweite Schiff, das ein wenig größer als das erste war, in den Kanal. Wenige Augenblicke später folgte das dritte und größte. Alle hatten die gleichen Segel und schienen sich nur durch ihre Größe voneinander zu unterscheiden. Am Fockmast des größten Schiffes flatterte ein rotes Banner, das den goldenen Kopf eines Wesens mit langen Hörnern zeigte.
    Es muss einfach etwas Gutes zu bedeuten haben, dachte Larissa. Bis auf die heimatlichen Inseln hatten sie alles verloren. Jetzt tauchten Fremdlinge auf. Vielleicht gelang es ihr mit ihrer Hilfe, sich von dem Unglück, das sie befallen hatte, zu befreien.
    Endlich ruhte auch das letzte der drei Schiffe sicher in der Bucht. Wieder wurde ein Boot zu Wasser gelassen und Männer kletterten hinein. Larissa vernahm das Knarren der Ruder auf den metallenen Dollen. Sofort wurde ihr eines bewusst: Diese Leute waren reich genug, um Metall für gewöhnliche Gebrauchsgegenstände zu verwenden. Der Besitz von Gold, Silber, Kupfer und Bronze bedeutete Wohlstand. Der Besitz von Stahl bedeutete Macht.
    »Gleichgültig, wie sie aussehen, ihr dürft sie nicht auslachen«, warnte sie ihre Krieger. »Sie sind meine Gäste, bis ich etwas anderes beschließe.«
    Die Kanus bildeten eine Zweierreihe, die am Kai unterhalb des Palasts endete. Das fremde Langboot näherte sich gemächlich. Larissa spürte, dass dies die Absicht der Seeleute war. Sie wussten, dass sie sich den Herrschern der Inseln näherten und wollten ihre eigene Wichtigkeit verdeutlichen. Diese diplomatischen Spielchen waren ihr vertraut.
    Das Boot legte an und die Besatzung kletterte angeführt von Pendu an Land, der sie zwischen den Kriegern hindurchführte. An der Spitze der Besucher schritten sechs Männer, gefolgt von zehn bewaffneten Kriegern, die leichte Rüstungen trugen. Letzteres war eine lächerliche Vorsichtsmaßnahme, wenn man die Überzahl der Shasinn betrachtete, aber zum Glück entdeckte Larissa keines der Feuerrohre, die zu fürchten sie gelernt hatte.
    Der Anführer der Fremden war ein hoch gewachsener, kräftiger Mann mit einem langen buschigen Bart, der seinen Brustkorb bedeckte. Larissa verabscheute Gesichtsbehaarung – ihr eigenes Volk besaß keine. Der Mann war beeindruckend. Sowohl die Haupthaare als auch der Bart waren braun und rot gestreift. Sie vermochte nicht zu sagen, ob sie gefärbt waren oder ob es sich um einen Scherz der Natur handelte. Menschen mit gestreiften Haaren hatte sie noch nie gesehen. Er trug weite, locker fallende Kleidung in leuchtenden Farben, die aus Leder und Stoff bestand. Die übrigen Männer waren ähnlich gekleidet.
    Ihr fiel auf, dass sie Waffen aus Bronze und Stahl mit sich führten. Die sechs Edelleute trugen Langschwerter am Gürtel, deren Griffe mit in Silber gefassten Juwelen besetzt waren. Sogar die Bewaffneten trugen silberne Halsketten und Armbänder. Das ließ auf gewaltige Silbervorkommen schließen. Der Anführer blieb vor
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