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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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auf den Hafen zu. Als sie die beiden Landzungen erspähten, änderten sie den Kurs.«
    Unten im Hafen legten die Kanus mit bewaffneten Kriegern ab. Pendu trabte mit langen Schritten den Hügel herauf.
    »Wir sind zum Empfang der Besucher bereit«, sagte er grinsend.
    Die Königin erzählte ihm, was der Junge berichtet hatte. »Ich dachte, wir würden alle Schiffe dieser Welt kennen. Woher mögen diese kommen?«
    Pendu zuckte die Achseln. »Die Welt ist riesengroß. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als wir glaubten, die ganze Welt bestünde aus diesen Inseln und einem kleinen Stück Festland. Hinter jedem von uns eroberten Land lag ein anderes. Es gibt wahrscheinlich kein Ende.«
    »Nein«, entgegnete sie. »Es ist König Gasam bestimmt, die ganze Welt zu erobern. Es wird nur ein wenig länger dauern, als wir annahmen.«
    »Ganz wie du meinst, meine Königin. Wie sollen wir diese Fremden empfangen?«
    »Sie sollen merken, wie mächtig wir sind, aber wir werden uns gastfreundlich zeigen. Bei lediglich drei Schiffen kann ich mir nicht vorstellen, dass sie feindliche Absichten hegen. Sollten sie aber die mezpanischen Feuerwaffen an Bord haben, könnten sie uns gefährlich werden. Verschafft euch Klarheit darüber, ehe ihr sie an Land kommen lasst.«
    »Wie meine Königin befiehlt.« Er salutierte und eilte den Hügel hinab, um die Besucher zu empfangen. Das Warten war Larissa verhasst, daher stand sie auf und betrat den Palast. Im Innern des Gebäudes herrschte peinlichste Sauberkeit, aber die Einrichtung war ausgesprochen schlicht. In den eroberten Ländern lebte das Königspaar umgeben von barbarischem Prunk, aber in ihrem Inselheim zog es die Schlichtheit seiner Vorfahren vor. Der Palast bestand aus Holz, das Dach war mit Reet gedeckt. Außer dem großen Thronsaal gab es nur eine Waffenkammer und ein paar kleinere Räume. Die Wachen schliefen in Hütten hinter dem Palast.
    Larissa ging durch eine Tür, die von zwei barbarischen Kriegerinnen der Leibwache des Königs flankiert wurde. Die grotesk aussehenden Frauen verneigten sich beim Anblick der Königin. Sie hingen mit fanatischer Liebe an Gasam und seine Niederlage hatte nichts daran geändert. Im Schlafgemach wachten vier weitere Kriegerinnen über den König. Außerdem befand sich ein Medikus im Raum, ein berühmter Wundarzt, den sie bei der Eroberung Nevas gefangen genommen hatten. Er wusste, dass der letzte Atemzug des Königs auch seinen eigenen Tod bedeutete und war entsprechend besorgt.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Larissa mit leiser Stimme.
    »Unverändert«, antwortete der Arzt.
    Der König lag auf einer Matratze, die mit Kräutern gefüllt war, von denen man glaubte, sie würden die Heilung unterstützen. Sein großer Körper wirkte eingefallen, die Gesichtshaut spannte sich straff über den Schädel. Bei jedem langsamen Atemzug hob und senkte sich die Brust.
    »Zeige mir die Wunde!«, befahl sie. Der Medikus schob den blutigen Verband beiseite, um die Verletzung freizulegen, die Haels Speer in Gasams Brustkorb gerissen hatte. Sie klaffte nicht so weit auseinander wie in den vergangenen Monaten, heilte aber sehr langsam. Larissa hatte große Angst, dass ein rächender Geist durch die Wunde in seinen Körper fahren und ihn töten würde. Geister, die nicht genug Macht besaßen, um ihn umzubringen, waren vielleicht schuld, dass die Heilung nicht rascher vonstatten ging.
    »Ich glaube, in den letzten Tagen hat sich die Wunde ein wenig geschlossen.«
    »Vielleicht ein wenig, meine Königin«, meinte der Arzt. »Sein Puls ist kräftig und er atmet bedeutend besser als noch vor einem Monat. Offenbar ist die Verletzung an der Lunge geheilt.«
    Larissa beugte sich vor und küsste Gasam auf die Stirn. Er öffnete die Augen und lächelte schwach, als er sie erkannte.
    »Ein Kleid, kleine Königin?« Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. »Ich hoffe, du bereitest dich nicht auf mein Begräbnis vor.«
    »Sprich nicht so!«, schalt sie ihn sanft. »In wenigen Tagen bist du wieder auf den Beinen und bereitest deinen nächsten Feldzug vor. Seltsame Schiffe nähern sich und ich muss die Gäste begrüßen. Offensichtlich handelt es sich um Fremde. Die Schiffe sehen anders aus als alle, die wir je zu Gesicht bekamen. Vielleicht bedeutet es etwas Gutes.«
    »Falls es sich so verhält, dann wirst du es bald herausfinden, meine Königin. Ihr müsst den Fremden sagen, dass ich fast wieder gesund bin.«
    »Ich werde ihnen erzählen, dass du im Landesinneren unterwegs
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