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Donavan und das süsse Leben

Donavan und das süsse Leben

Titel: Donavan und das süsse Leben
Autoren: Carter Brown
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1
     
    Ganz eindeutig, so entschied
ich, handelte es sich um eine Schnucke in Bedrängnis.
    Warum zum Teufel rannte sie
sonst barfuß durchs Gras? Was heißt barfuß — barhintrig, barbrüstig, überhaupt
alles an ihr war schlicht bar. Na ja, >schlicht< war vielleicht nicht
gerade die richtige Bezeichnung — doch mehr üppig-bar, wenn man es sich recht
überlegte. Das lange schwarze Haar flatterte hinter ihr her, die vollen Brüste
hüpften ausgiebig bei jedem Schritt. Es war ein Anblick, um müde Männeraugen
schnell wieder munter werden zu lassen.
    Es war an einem dieser
idyllischen späten Sommernachmittage, die in England eine Rarität darstellen.
Ich hatte eine plötzliche Sehnsucht nach einem richtigen, altmodischen Picknick
verspürt, und so hatte ich mein Faktotum beauftragt, einen Freßkorb mit allem
Erforderlichen vollzupacken: Sandwiches mit Gänseleberpastete, Wodka und
eiskalten Apfelsaft; und dann waren wir auf Abenteuer ausgezogen. Nicht allzu
weit allerdings. Nachdem wir über drei Wiesen gewandert waren, die neben dem
Haus lagen, das ich für zwei Wochen gemietet hatte, versagten Hicks die Füße,
wie er behauptete. Ich erklärte ihm, wenn ihm der Freßkorb zu schwer sei, so
sei das seine eigene Schuld, weil er zu viel Bier mitschleppe.
    Das Mädchen rannte zu schnell,
als daß schieres Vergnügen der Anlaß sein konnte. Die ganze Zeit über warf sie
Blicke über die Schulter zurück, und ich fragte mich mit mäßiger Neugier, was
das sollte. Hicks unterbrach für einen Augenblick seinen Biergenuß, senkte die
Flasche, und seine Blicke richteten sich auf das laufende Mädchen.
    »Da haut’s dich doch glatt um«,
sagte er mit tiefem Empfinden. »Die reine Lady Godiva, Kollege.«
    »Aber ohne Pferd«, wandte ich
ein.
    »Irrtum«, sagte er und deutete
mit dem Finger geradeaus.
    Das Pferd tauchte soeben über
einer Hecke an der Seite der Wiese auf. In gestrecktem Galopp kam es direkt auf
das Mädchen zu. Sie blickte erneut über die Schulter zurück, sah Roß und Reiter
und stieß einen dünnen Schrei aus.
    »Die Kleine macht sich nichts
aus ihm«, bemerkte Hicks.
    Das Mädchen war noch rund
dreißig Meter von uns entfernt, rannte nach wie vor verzweifelt und schien
völlig erschöpft zu sein. Der Reiter holte schnell auf. Er war ein
untersetzter, massiger Kerl um die vierzig herum, hatte derbes rotes Haar und
einen dazu passenden Schnauzbart. Das Mädchen schaffte noch weitere fünf Meter,
bevor er sie eingeholt hatte. Seine Rechte fuhr hoch in die Luft, und dann
klatschte die Reitpeitsche mit brutaler Wucht über das Hinterteil der Kleinen.
Sie stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, stürzte nach vorne ins Gras und
blieb regungslos liegen.
    »Wir sollten was unternehmen«,
bemerkte ich.
    »Sie meinen, ich sollte
was unternehmen«, brummte Hicks.
    »Erraten«, sagte ich
befriedigt.
    Hicks nahm die 38er Magnum aus
dem Gürtel und gab einen Schuß in die Luft ab. Das Pferd scheute heftig und
warf beinahe seinen Reiter ab.
    »Abhauen!« sagte Hicks
lautstark.
    Das sommersprossige Gesicht des
Reiters nahm die Farbe seines Haars und Schnauzbarts an. Er gab einen tief aus
der Kehle dringenden erstickten Laut von sich, lenkte das Pferd geradewegs in
Richtung von Hicks und bohrte dem Tier die Absätze in die Flanken. Das Pferd
schien zum Sprung nach vorne anzusetzen. Ich machte mich schnell aus dem Staub
und beobachtete interessiert, was Hicks unternehmen würde. Die Reitpeitsche war
bereits wieder erhoben, um auf sein Gesicht niederzusausen. Im letzten
Augenblick trat Hicks beiseite, duckte sich unter der herabfahrenden Peitsche
weg und verpaßte dem Reiter mit dem Kolben der blitzschnell umgedrehten Pistole
einen bösartigen Schlag auf die linke Kniescheibe. Der Bursche brüllte gequält
los, was sein Pferd verständlicherweise vollends in Verwirrung stürzte. Es
blieb schlagartig stehen. Der Reiter flog über seinen Kopf weg, schlug mit
einem unangenehmen Laut auf dem Boden auf und rollte drei-, viermal herum.
    Hicks hob die Reitpeitsche auf,
ging auf den Burschen zu, der ausgestreckt auf der Erde lag, und verpaßte ihm
einen kräftigen Schlag übers Hinterteil. Das wirkte offensichtlich anregend.
Der Kerl brüllte erneut auf, sowohl aus Schmerz als aus Wut, und sprang auf.
Ein paar Sekunden lang schwankte er verzweifelt hin und her, dann gab sein
linkes Knie nach, und er kippte seitlich um. Hicks ließ ihm einen erneuten
Schlag mit der Reitpeitsche zukommen, was die gleiche anregende Wirkung
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