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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
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»Wie eine kleine Katze jaulst du herum!« schnaufte McNiery, sah noch einmal an dem Block in die Höhe und begann, an der schartigen Seite hinaufzuklettern.
    Als er gerade den Kopf über den oberen Rand schieben und nach Batters sehen wollte, gab es einen scharfen Luftzug. Einen Sekundenbruchteil mußte McNiery die Spitzhacke sehen, aber es ging so schnell, daß er nicht einmal mehr schreien konnte. Bei dem allgemeinen Getöse im Steinbruch hörte niemand, wie er herabfiel. Mit ausgebreiteten Armen und zerschmettertem Schädel blieb er liegen. Der Traum vom Lieutenant war ausgeträumt, für immer und ewig.
    ***
    Einen Verein für Briefmarkensammler gibt es in jeder Großstadt dieser Erde. Auch Kegelklubs oder Vereine für Aquarienfreunde sind nicht gerade selten. Von Gesangvereinen und Laienspielgruppen gar nicht zu reden. Aber in diesem Sommer wurde in den New-England-Staaten, also im Nordosten der USA, an mehreren Plätzen gleichzeitig ein Verein .gegründet, bei dem vernünftige Menschen zunächst nicht wußten, ob sie darüber lachen oder weinen sollten.
    Der Verein nannte sich hochtrabend »Komitee gegen die Gefahren der Technik«. Sie hielten Versammlungen ab und wetterten anfangs nur gegen die radioaktiven Verseuchungen. Dagegen ließ sich kaum etwas sagen. Die Zeitungen berichteten denn auch höchstens auf der sechsten Seite und mit ein paar Zeilen darüber. Aber dann tat sich bei diesem gewissen »Komitee« ein gewisser Welshire hervor, und dessen Reden blieben keineswegs harmlos. Er zog über alles her, was mit Technik zu tun hatte: die Autos, die U-Bahnen, die Flugzeuge. Und wo er genug Dummköpfe zusammentrommeln konnte, da geschah es schließlich, daß er die Leute so in Rage brachte, daß sie Autos umkippten, Telegrafenmasten absägten und sogar in einem Falle in Massachusetts versuchten, einen nahegelegenen Flugplatz zu stürmen und die dort abgestellten privaten Flugzeuge in Brand zu stecken. Hier fanden nun alle einsichtigen Leute, daß die Burschen des »Komitees« zu weit gingen, und daß die Behörden eingreifen sollten.
    Aber unsere Zusätze zur Verfassung garantieren jedem Amerikaner das Recht der freien Rede. Welshire berief sich darauf und hielt weiterhin seine verrückten Reden. Wohl aber ging ein Rundschreiben des Justizministeriums an alle FBI-Dienststellen in den Vereinigten Staaten, diesen Welshire bei seinen Versammlungen ein bißchen unter die Lupe zu nehmen.
    In New York fing Welshire ausgerechnet in Harlem an. Ordnungsgemäß hatte sein »Komitee« für morgens neun Uhr eine Versammlung unter freiem Himmel angemeldet, auf einem Platz, der gewöhnlich für solche Kundgebungen benutzt wurde.
    Bei der morgendlichen Dienstbesprechung am Tage vorher war meinem Freund Phil Decker und mir die Aufgabe zugefallen, Welshire anzuhören und darauf zu achten, ob er öffentlich zu Krawallen auf forderte und damit gegen die Ruhe und Sicherheit der Bürger verstieß. Wir waren nicht gerade erbaut davon, uns seinen himmelschreienden Blödsinn anhören zu müssen, aber derlei Dinge gehörten nun einmal auch zum Aufgabenbereich des FBI, und irgend jemand mußte es schließlich tun.
    Den Jaguar stellten wir aus Sicherheitsgründen im Hof eines Harlemer Polizeireviers ab. Als wir ausstiegen, stand auch schon ein großer breitschultriger Farbiger in der Uniform eines Sergeanten der Stadtpolizei neben dem Wagen und verdrehte bewundernd die Augen.
    »Großer Moses«, rief er verzückt aus. »Hollywood verirrt sich nach Harlem. Habe ich Sie nicht zuletzt in einem Film mit Ava Gardner gesehen?«
    Phil fühlte sich angesprochen. Er nickte gnädig.
    »Gut möglich«, verkündete er. Und dann fügte er ernüchternd hinzu: »Aber bestimmt nur im Zuschauerraum. Sergeant, ich heiße Phil Decker. Dieses grinsende Individuum hier an meiner Seite brauchen Sie trotz seines verdächtigen Charakters nicht festzunehmen, es heißt nämlich Jerry Cotton und ist unbegreiflicherweise ein G-man wie ich. Gibt es in Ihrer Burg einen Captain, einen Revierleiter oder etwas Ähnliches?«
    »Junge!« stöhnte der Sergeant, während er ehrfürchtig um die langgezogene Schnauze des Jaguars herumging. »Junge, was müßt ihr bloß für Gehälter kriegen!«
    Die Bewunderung meines kleinen roten Autos schmeichelte natürlich meinem Besitzerstolz, aber wenn er von Geld anfing, traf er die empfindliche Seite der Angelegenheit. »Ich bin der Stolz der amerikanischen Wirtschaft, Sergeant: Ich leiste mir ein Auto, was ich mir gar nicht
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