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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing
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Cops ein und übernahmen die Wache vor dem zerstörten Schaufenster. Aber die Sirene über unseren Köpfen hörte nicht auf. Und zugleich zerrte der Pechvogel an mir und wollte sich verdrücken. Aber es waren auch schon eine Menge Leute aufmerksam geworden, und sie sahen uns nicht gerade freundlich an.
    »Lassen Sie den armen Kerl los!« schrie mich ein stämmiger Bursche an. »Spielen Sie hier bloß nicht den starken Mannl Lassen Sie ihn los, verstanden?«
    »Was hat er euch denn schon getan?« kläffte eine andere Stimme aus der Menge.
    Zwischen der Polizeikette, die sich allmählich vor dem zerbrochenen Fenster gebildet hatte, und der Menschenmenge war ein freier Raum von doppelter Armeslänge entstanden. In dieser schmalen Gasse befanden sich Phil und ich und hielten den Burschen fest, der ins Fenster gefallen war. Das wieder gefiel den Leuten nicht.
    Es war keine Zeit zu verlieren. Ich riß meine Dienstpistole aus der Halfter. Ein vielstimmiger Schrei hallte zum Himmel. Zum Glück wurden wenigstens die Burschen, die uns am nächsten standen, vom Anblick der Waffe ein wenig eingeschüchtert. Sie stemmten sich mit den vorgestreckten Beinen ein und lehnten sich mit den Rücken zurück gegen die vordrängende Menge.
    »Hört zu!« brüllte ich gegen den tosenden Lärm an. »Wir sind FBI-Beamte! Zurück — oder wir müssen von der Waffe Gebrauch machen!«
    Vielleicht konnten mich die ganz vorn trotz der Sirene verstehen. Aber die weiter hinten Stehenden hörten mich bestimmt nicht. Ein ohrenbetäubender Lärm erfüllte jetzt die Schlucht zwischen den Hauswänden.
    »Einen Warnschuß in die Luft, Jerry!« rief mir Phil zu. »Los, es wird verdammt höchste Zeit!«
    Wir rissen die 38er hoch und jagten jeder eine Kugel in den wolkenlosen sanftblauen Himmel. Das Geschrei der Menge verstummte schlagartig. Nur die verdammte Sirene tutete immer noch. Und aus den Lautsprechern drang Welshires Stimme. Jetzt war er bei seinem Angriff auf die Regierung angekommen.
    »Und was tun die Verantwortlichen dagegen?« hörte ich sein Brüllen vielfältig aus den Lautsprechern. »Jährlich sterben brave unschuldige Menschen auf den Straßen. Sie stürzen mit Flugzeugen ab. Sie versinken mit den untergehenden Schiffen. Der Krebs rafft sie dahin! Was aber tut die Regierung?«
    »Der bringt den Vulkan zum Überkochen!« rief ich Phil zu. »Er regt die Leute auf, und sie werden über kurz oder lang ein Ventil suchen, um Dampf abzulassen. Die trampeln uns zu Mus, wenn der sie weiter sinnlos aufregt!«
    »Technik!« schrie Welshire aus den Lautsprechern. »Das ist das Böse an sich! Die Regierung sollte uns zurück zur Natur führen! Wir müssen wieder wie unsere Vorfahren leben! Hinweg mit den Ausgeburten bösartiger Hirne! Haben unsere Großväter denn…«
    Ich wandte den Kopf. Sergeant Kenston hatte sich in die Reihe der Cops gestellt, die vor der zerbrochenen Schaufensterscheibe eine Kette gebildet hatten. Er befand sich schräg hinter mir. Mit verkniffenem Gesicht starrte er in die Menge.
    »Hinein ins Juweliergeschäft, Kenston!« rief ich ihm gegen die Sirene anschreiend zu. »Es dauert keine zwei Minuten mehr, dann sind die Leute nicht mehr zu halten.«
    »Der Eingang ist vergittert!« brüllte der Sergeant zurück. »Das Geschäft ist heute morgen geschlossen wegen der Kundgebung, Sir!«
    Diese Rückzugsmöglichkeit war also versperrt. Ich überlegte fieberhaft. Unter normalen Umständen ist es in Harlem immer ratsam, einen Farbigen von farbigen Polizisten festnehmen zu lassen. Trotzdem hätte man nie damit zu rechnen brauchen, daß gleich die ganze Menge gegen einen Front bezieht. Aber hier waren biedere ungebildete Köpfe in ein dumpfes Haßgefühl hineingesteigert worden, das sich gegen die Technik richten sollte', das sich aber jeden Anlaß suchte, um sich abzureagieren. Von hinten ertönten bereits Sprechchöre, die zur Befreiung des noch immer von mir festgehaltenen Mannes aufforderten.
    Plötzlich krachte es laut und dröhnend in den Lautsprechern. Dann war Welshires aufreizendes Gebrüll wie abgeschnitten. Jemand mußte die Mikrofonanlage ausgeschaltet oder gar gestört haben. Und ebenso plötzlich stand auf einmal Captain Hensley in seiner dunkelblauen Uniform bei uns. In dem knappen Zwischenraum, der uns von der vordersten Reihe der Menge trennte, pflanzte sich Hensley auf. Er stemmte die Fäuste in die Hüften. Er sah über die Köpfe der Leute hinweg. Unwillkürlich folgte ich seiner Blickrichtung.
    Auf dem Dach des
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