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KK fischt im Internet

KK fischt im Internet

Titel: KK fischt im Internet
Autoren: Ursel Scheffler
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Der Froschmann
    Es ist ein heißer Tag im August. Die Fenster des Polizeireviers stehen weit offen.
    „Puh! Endlich Mittagspause!“, seufzt Sonja Sandmann. „Wer kommt mit zum Italiener?“
    „Tut mir Leid, ich muss an meinem Fall dranbleiben!“, sagt Zwiebel.
    „Schutzgelderpressung im Hafenviertel. Hab gleich einen Termin auf St. Pauli!“
    „Und ich muss zum Zahnarzt“, jammert Pommes. Er drückt einen Eisbeutel an seine dicke Backe. „Mein Weisheitszahn! Das ist ein Fall für sich.“

    „Mm! Eine Pizza bei Carlo und als Nachtisch einen Eisbecher mit Sahne? Das ist ein Fall für mich!“, schmunzelt Kugelblitz und schiebt die Akten beiseite. „Komm, Sandmännchen, den lösen wir gemeinsam!“
    „Gehen wir zu Fuß, Chef?“
    „Na klar, dann kann ich eine Kugel Eis mehr vertragen!“, sagt KK.
    Im Schatten der Häuser laufen sie durch die heißen Straßen der Innenstadt in Richtung Alster. „Diese Graffiti sind neu!“, sagt Sonja und deutet auf eine Serie von blauroten Zeichen mit breitem Silberrand, die mehrfach an eine Hauswand gesprüht sind.

    „J-A-W-S. Was bedeutet das?“, fragt KK.
    „Ein Liebespaar vielleicht? Jenny A. und Willi S.“, vermutet Sonja, als sie die Straße überqueren und das beliebte italienische Restaurant ansteuern. Es liegt direkt an der Alster. Fast kann man sagen in der Alster, denn es ist ein altes Bootshaus, das auf Holzpfählen über dem aufgestauten Fluss errichtet ist.
    An die vier rätselhaften Buchstaben denken die beiden längst nicht mehr, als sie auf der Terrasse des Lokals unter einem Sonnenschirm sitzen und die Aussicht genießen.
    „Ciao Commissario, ciao Signora!“, begrüßt Carlo seine Stammgäste. Sonja bestellt Tortellini und Kugelblitz eine Pizza Hawaii.
    Ein leichter Wind, der jetzt über die Alster weht, macht die Augusthitze erträglich.
    Kugelblitz sieht den Segelbooten und den Schwänen nach, die über die Alster ziehen, und denkt: Wie schön diese Stadt ist, wenn man nicht im Büro sitzen muss!
    Doch plötzlich wird diese Idylle empfindlich gestört.
    „Hier stinkt’s, Chef!“, sagt Sonja plötzlich und hält sich die Nase zu. Der Geruch von faulen Eiern verbreitet sich.
    Jetzt riecht es Kugelblitz auch. Und er hört etwas: das Plätschern von Wasser unter den Holzbohlen zu seinen Füßen.
    Und dann sieht er auch etwas: Für wenige Sekunden wird die Gestalt eines Froschmannes sichtbar. Er kommt unter der Terrasse hervor, hebt kurz den Kopf mit der Tauchermaske und taucht dann in den trüben Fluten unter.

    „Igitt! Das Wasser stinkt! Das verdirbt einem ja den Appetit!“, ruft eine ältere Dame ihren beiden Freundinnen zu. Sie presst ein Taschentuch vor die Nase. Die drei Damen verlassen fluchtartig das Lokal ohne etwas bestellt zu haben. Eine junge Mutter mit zwei Kindern folgt ihnen.
    „Andiamo, Rosa!“, sagt ein junger Mann mit lockigen, schwarzen Haaren zu seiner Begleiterin.
    Er schiebt empört seine blau verspiegelte Sonnenbrille auf die Nase und dann gehen sie ebenfalls.
    „Ober! Zahlen!“, rufen weitere Gäste, die schon gegessen haben. Der Chef kassiert persönlich. Er ist kreidebleich.
    „Kann ich Sie mal unter vier Augen sprechen, Commissario?“, sagt Carlo, als er bei Kugelblitz vorbeikommt.
    „Keine Angst, wir laufen nicht weg. Wir bleiben. Die Pizza Hawaii ist viel zu gut, Carlo!“, versichert Kugelblitz dem Wirt.
    Während Carlo bei den anderen Gästen abkassiert, berichtet Kugelblitz seiner Assistentin, was er beobachtet hat.
    „Ein Froschmann war das also? Ich hatte nämlich vorhin das deutliche Gefühl, als hätte sich unter den Holzbrettern zu meinen Füßen etwas bewegt“, sagt Sonja. „Ob der Taucher das Wasser aufgewühlt hat und für den Gestank verantwortlich ist?“
    „So stark stinkt unser Alsterwasser glücklicherweise nicht“, sagt Kugelblitz. „Ich vermute, es ist Schwefelwasserstoff, wie er in Stinkbomben verwendet wird.“
    „Vielleicht hat dieser Froschmann die Stinkbombe geworfen, ehe er wieder abgetaucht ist?“
    „Wozu? Das hätte er einfacher haben können! Hier oben. Bei einer Tasse Cappuccino!“, bemerkt KK. Glücklicherweise kommt jetzt etwas Wind auf und der unangenehme Geruch verzieht sich rasch.
    „Danke, dass Sie geblieben sind, Commissario“, sagt Carlo, als er an den Tisch kommt. „Die anderen Gäste sind alle gegangen. Das war wohl auch der Sinn der Aktion.“
    „Sie glauben, dass jemand absichtlich ...“, fragt KK überrascht.
    Carlo nickt finster. „Ich wurde gewarnt.
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