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Fremde Schiffe

Fremde Schiffe

Titel: Fremde Schiffe
Autoren: John Maddox Roberts
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es anschließend unter sich aufzuteilen. Auf den Inseln gab es nicht viel Land und obwohl Gerüchte von großen Schätzen berichteten, war sich niemand dessen sicher.
    Shazad zögerte. »Vielleicht erwartet uns Gasam.« Sie hasste es, Schwäche zu zeigen, aber sie kannte Gasam und fürchtete ihn, wie sie niemanden sonst auf der Welt fürchtete.
    »Bestimmt ist Gasam inzwischen schon tot«, warf Harakh ein.
    »Tot oder lebendig, der Mythos seiner Unbesiegbarkeit ist dahin. Seine Krieger folgten ihm fanatisch, weil sie ihn für einen Gott hielten. Seine Feinde krochen vor ihm auf dem Boden, weil sie auch daran glaubten. Er kann nie wieder so siegreich sein wie früher und wenn er nicht mehr lebt, kämpfen wir gegen eine Bande schlecht organisierter, barbarischer Krieger. Wir können eine Insel nach der anderen stürmen, bis wir sie alle vernichtet haben.«
    »Er hat die Inseln in eine Zuchtstätte für Krieger verwandelt«, antwortete Shazad, deren Bedenken abnahmen.
    »Aber sie wissen, dass sie nicht immer siegen und so wird es auch diesmal sein.« Harakh beugte sich vor und sah sie eindringlich an.
    »Lass mich mit der Flotte nach Norden segeln, meine Königin. Ich bringe dir Larissa und werfe sie in Ketten vor deinen Thron.«
    Bei diesem Gedanken bekam Shazad weiche Knie. »Ich glaube, wir werden niemals Frieden oder Sicherheit finden, bis diese Inseln unterworfen sind. Stelle einen detaillierten Plan auf und trage ihn bei der nächsten Ratssitzung vor. Ehe wir endgültige Entscheidungen treffen, müssen wir einen genauen Bericht unserer Spione abwarten. Darum werde ich mich kümmern. Ich treffe eine Entscheidung, ehe die günstigen Südwinde wehen.«
    Nicht alle Anwesenden schienen zufrieden, aber viele waren froh, dass endlich etwas unternommen wurde. Sie besprachen noch einige weniger wichtige Angelegenheiten, bevor die Königin sich erhob und ihre Ratgeber sich entfernten.
    Als die Sonne unterging, erschien eine zweite Gruppe Männer vor dem Palast. Sie gingen nicht durch den Haupteingang, zwischen den in ihren prächtigen Uniformen dort wachenden Soldaten hindurch. Stattdessen schritten sie fast verstohlen durch den Dienstboteneingang unweit der Stallgebäude des Palasts. Die meisten gaben sich keine große Mühe, um ihr Aussehen zu verbergen, aber ein paar trugen schwere Umhänge mit Kapuzen. Zwei oder drei waren bewaffnet und sie reichten den Posten ihre Schwerte und Dolche ohne zu zögern. Den Wachen war dieser Vorgang bereits vertraut.
    Der größte Teil der Männer versammelte sich in einem kleinen Innenhof unweit der königlichen Gemächer, aber ein Mann wurde bei seiner Ankunft ins Innere des Palasts geleitet. Er war von wettergegerbtem Äußeren und hatte einen grauen Bart. Er ging mit seltsam wiegenden Schritten, aber das lag nicht am Alkohol. Es war der Gang eines Mannes, der sein Leben an Deck eines Schiffes verbracht hatte.
    Als der Mann ihre Gemächer betrat, blickte Shazad auf. »Guten Abend, Meister Malk.«
    Er verneigte sich tief. »Ich wünsche Majestät ein langes Leben.« Dann richtete er sich auf und sprach ohne Umschweife, wie es seine Art war. »Bisher hast du mich noch nie allein kommen lassen, meine Königin. Ich hoffe, der Handelsflotte steht kein Unglück bevor.« Malk war der Gildenmeister der Marine, der mächtigsten aller Zünfte in ganz Neva.
    »Nein, keine Bange. Ich habe dich kommen lassen, damit du weißt, dass ich Ilas von Nar zu diesem Treffen gerufen habe, und ich möchte weder von dir noch von den anderen geringschätzige Bemerkungen hören.«
    »Ilas?« Der Gildenmeister runzelte die Stirn. »Ich habe mir gleich gedacht, dass es sein saures Gesicht war, das unter einer Kapuze hervorlugte. Der Kerl ist doch nichts als ein gewöhnlicher Pirat. Er braucht das Seil des Henkers, keine Einladung zu einer Ratssitzung.«
    »Wenn er ein Pirat ist, muss er noch dabei gefasst werden, wie er meine Städte oder meine Schiffe beraubt. Ich bin im Begriff, ein noch nie dagewesenes Marineunternehmen zu planen, und ich habe Arbeit für ihn, die meine … herkömmlichen Seeleute nicht ausführen können. Sei höflich zu ihm, Malk. Du bist dafür verantwortlich.«
    »Es wird geschehen, wie du es wünschst, Majestät.« Wieder verneigte sich der Seemann.
    Wenige Augenblicke später betrat Shazad das Ratszimmer. Es war bedeutend kleiner und weniger prunkvoll als der große Saal, aber hier konnte man sich bestens unterhalten. Die Männer, die sich bei ihrem Eintritt erhoben, wirkten ernst und
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