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Fremde Dimensionen

Fremde Dimensionen

Titel: Fremde Dimensionen
Autoren: Keith Laumer
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empfangen, der für den flammenden Vollbart bestimmt gewesen war.
    Luzifer, der den raschen Ablauf des Geschehens benommen verfolgt hatte, kam zu sich und schnippte mit den Fingern. Ein zweites Glas Wasser platschte ins schmerzverzerrte Antlitz des bärtigen Herrn und rettete die versengten Reste seiner Manneszierde; Dr. Thorndyke hemmte den Blutfluß aus seiner Nase mit einem Taschentuch und half der Dame im besudelten Atlaskleid auf die Beine. Der Kellner brachte sein Tablett an sich und begann die Scherben aufzusammeln. Die Matrone machte ihrer Empörung mit wütenden Blicken Luft, während sie mit der Serviette ihr portweindurchnäßtes Kleid betupfte. Die Spannung, die während des Zwischenfalls in der Luft gelegen hatte, begann zu weichen.
    »Sehen Sie?« sagte Luzifer. »Das war eine kleine Kostprobe ihres Wirkens.«
    »Unsinn, Mr. Luzifer«, sagte Dimpleby lächelnd. »Nicht mehr als ein Zufall. Eine komplizierte Verkettung von Ungeschicklichkeiten und unglücklichen Reaktionen, gewiß, aber trotzdem ein zufälliges Ereignis, weiter nichts.«
    »Natürlich – aber diese Art von Verkettungen dummer Zufälle kann nur entstehen, wenn es zu Ungleichgewichten im Wahrscheinlichkeitsfeld gekommen ist!«
    »Was ist das?«
    »Es macht das Gesetz des Zufalls funktionsunfähig. Sie wissen, wenn Sie eine Münze hundertmal hochwerfen, wird fünfzigmal die Zahl und fünfzigmal die Rückseite oben sein. Wenn auch nicht genau, so doch annähernd. Bei tausend Versuchen wird das Ergebnis noch ausgeglichener sein. Nun, die Münze weiß nichts davon – genausowenig wie die Metallspäne in einem Magnetfeld wissen, in welcher Richtung die anderen Metallspäne ringsum sich orientieren. Aber das Feld zwingt sie zu paralleler Ausrichtung. Und das Wahrscheinlichkeitsfeld zwingt die Münze, sich nach dem Gesetz der statistischen Verteilung zu verhalten.«
    Dimpleby zupfte an seinem Kinn und machte ein zweifelndes Gesicht.
    »Sie haben eben gesehen, was passiert, wenn das Wahrscheinlichkeitsfeld manipuliert wird, Professor!« sagte Luzifer.
    »Warum?« fragte Dimpleby und stieß mit dem Zeigefinger nach Luzifer. »Zeigen Sie mir ein Motiv für diese hypothetischen Eindringlinge, so etwas zu machen. Wozu sollten sie sich die Mühe machen, uns mit eher lächerlichen Zwischenfällen dieser oder jener Art zu schikanieren? Solche Einmischungen in die menschlichen Angelegenheiten können doch niemals ein lohnendes Ziel für irgend jemanden sein!«
    »Menschliche Angelegenheiten sind ihnen völlig gleichgültig«, ächzte Luzifer. »Es ist nur ein Nebeneffekt. Sie konsumieren Energie in einem Bereich des Spektrums und geben Energie an andere Bereiche ab. Das Resultat ist eine Störung des Wahrscheinlichkeitsfelds – genauso wie Sonnenflecken das Magnetfeld der Erde stören!«
    Dimpleby zuckte die Schultern und hob den Bierkrug vor sein Gesicht. »Zufälle und Serien von Zufällen hat es seit Anbeginn der Zeit gegeben. Und nach Ihrer eigenen Auskunft sind Ihre außerplanetarischen Dämonen gerade erst eingetroffen.«
    »In der Hölle gelten andere Zeitmaßstäbe als hier«, sagte Luzifer. »Die Infiltration begann vor zwei Wochen, nach subjektiver Höllenzeit gerechnet. Das entspricht etwa hundertneunzig Jahren hier bei Ihnen.«
    »Und was ist mit all den Zufälligkeiten, die es vor dieser Zeit gegeben hat?« entgegnete Dimpleby prompt.
    »Sicherlich hat es immer eine gewisse Zahl von solchen Ereignissen gegeben. Aber in den letzten zweihundert Jahren haben sie sprunghaft zugenommen. Denken Sie nur an alle die phantastischen wissenschaftlichen Koinzidenzen während dieser Periode – wie etwa die dreifache Wiederentdeckung von Mendels Arbeit nach fünfunddreißig Jahren der Vergessenheit, oder die gleichzeitigen Evolutionstheorien von Darwin und Wallace, oder die identischen astronomischen Entdeckungen von …«
    »Ich gebe zu, daß es einige bemerkenswerte Parallelen gegeben hat«, unterbrach Dimpleby mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Aber das beweist kaum …«
    »Professor, vielleicht sind das für Sie keine wissenschaftlichen Beweise, aber die Logik – oder besser, der Instinkt – sollte Ihnen sagen, daß etwas geschehen ist. Gewiß gab es in der alten Geschichte isolierte Vorfälle von ähnlicher Art, aber es muß doch zu denken geben, daß die heute so beliebten Komödien auf der Basis lächerlicher Zufälle und Verwechslungen, wie wir sie alle aus Chaplins unsterblichen Filmen kennen, der Menschheit völlig fremd waren, bis
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